Bremen-Nord. Gerhard Thielbar ist erst seit gut eineinhalb Jahren Vorsitzender der Verkehrswacht Bremen-Nord. Trotzdem konnte er ein Großprojekt bereits realisieren, eine Jugendverkehrsschule für Bremen-Nord. „Zu meiner Kindheit gab es in Blumenthal einen Verkehrsübungsplatz auf dem Gelände der Schule am Pürschweg. Irgendwann wurde der Betrieb aber eingestellt, da es nicht genügend Personal gab“, erzählt Thielbar.
Jahrelang war der Übungsplatz in der Vahr somit der einzige in ganz Bremen. Gemeinsam mit Verena Nölle vom Schulexpress wollte er diesen Zustand ändern und wieder eine Jugendverkehrsschule im Bremer Norden etablieren. Das Projekt liegt dem Polizeibeamten am Herzen, deshalb bezeichnet er es auch als sein „drittes Kind“.
In diesem Jahr haben rund 580 Kinder die Nordbremer Verkehrsschule besucht und dort ihre Radfahrausbildung absolviert. „Dass die Schulklassen das Angebot annehmen, freut mich sehr. Ich habe im vergangenen Jahr sehr viel Zeit in das Projekt investiert, um das alles zu organisieren und aufzubauen. Wenn man hinterher auch den Erfolg sieht, ist man persönlich auch sehr zufrieden“, sagt Thielbar.
Thielbar hat die Verkehrsschule auf dem Gelände der Jacobs University nicht nur mit gegründet, sondern war bisher auch bei jedem einzelnen Termin zugegen. Vor Ort baut er den Parcours für die Kinder auf und gibt ihnen Tipps, wie sie sicher mit dem Fahrrad unterwegs sind. Außerdem ist er Ansprechpartner für die Lehrer und vereinbart im Vorfeld die Termine für die Jugendverkehrsschule.
Dass Thielbar Vorsitzender der Nordbremer Verkehrswacht wurde, ist reiner Zufall. „Mein Vorgänger Volkmar Eichinger wollte ein bisschen kürzertreten. Deshalb stellte sich die Frage, wer führt die Verkehrswacht Bremen-Nord weiter?“, erzählt Thielbar, der bereits seit mehreren Jahren aktives Mitglied bei der Verkehrswacht Bremen-Stadt ist. „Da sich aus den eigenen Reihen kein Nachfolger gefunden hatte, kam man bei der Landesverkehrswacht auf die Idee, mich zu fragen. Schließlich wohne ich hier oben.“
Also hat er die Position kurzerhand übernommen, um den Verein so am Leben zu erhalten. „Wenn gar keiner den Vorsitz übernommen hätte, dann hätte die Verkehrswacht Bremen-Nord aufgelöst werden müssen, und das wäre natürlich schade gewesen“, sagt der Beckedorfer.
Zur Verkehrswacht Bremen-Stadt kam er damals durch seinen kleinen Sohn, der in der Schule seine Radfahrausbildung machte. „Das war der Zeitpunkt, an dem ich neugierig wurde. Wer macht eigentlich im Bereich Verkehrssicherheit und Verkehrserziehung was? Durch einen Kollegen bin ich dann bei der Verkehrswacht Bremen-Stadt gelandet“, erzählt der Polizeibeamte.
Zwar hat er beruflich viel mit den Themen der Verkehrswacht zu tun, doch was alles dazugehört, war ihm zuvor nicht bewusst. „Natürlich wusste ich, dass es nicht nur Angebote für Kinder gibt, sondern für Menschen jeden Alters. Aber wie vielfältig die Verkehrswacht ist, habe ich erst gemerkt, als ich mich ein wenig schlaugelesen habe“, berichtet er.
Regelmäßige Fortbildung
Auch wenn Thielbar als Polizist viel mit dem Straßenverkehr zu tun hat, gibt es zu seinem Ehrenamt dennoch einen großen Unterschied. „Als Polizist nehme ich Verkehrsunfälle auf, nachdem etwas passiert ist. Bei der Verkehrswacht geht es aber um die Prävention, damit Verkehrsunfälle vermieden werden können“, sagt er. Dennoch ist ihm bewusst, dass Prävention nicht alle Unfälle verhindern kann. „Aber wir können auf die Verkehrssicherheit hinarbeiten, dass das besser wird“, sagt Thielbar, der seit 39 Jahren im Polizeidienst tätig ist.
Deshalb bildet Gerhard Thielbar sich regelmäßig fort und besucht im November etwa das Seminar „Kind und Verkehr“, das die Rolle der Eltern bei der Verkehrserziehung in den Vordergrund rückt. Später wird er dann die Kindergärten im Bremer Norden aufsuchen und sein Wissen an die Eltern dort weitergeben. „Im Rahmen eines Elternabends informiere ich die Eltern, worauf sie achten müssen, damit ihre Kinder etwa sicher zum Kindergarten oder später zur Schule kommen. Aber auch in der Freizeit ist das ein Thema, schließlich werden die Kinder immer mobiler“, sagt Thielbar. „Sie fangen mit dem Laufrad an und kommen über den Roller zum Fahrrad und bewegen sich damit auch im Straßenverkehr. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Eltern immer wieder in Erinnerung rufen, dass sie um die Sicherheit ihrer Kinder bemüht sind.“
Ob er an Schulungen teilnimmt, Kinder in der Jugendverkehrsschule unterrichtet oder bei Veranstaltungen über das Thema Verkehrssicherheit informiert, all diese Termine nimmt Gerhard Thielbar ehrenamtlich in seiner Freizeit wahr. „Ich mache das gern. Der Kontakt mit den Menschen und die Möglichkeit, ihnen fundiertes Wissen weitergeben zu können, gefällt mir einfach“, sagt er. Deshalb ist es für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, regelmäßig Urlaub zu nehmen oder Überstunden abzubauen, um sich für die Verkehrswacht engagieren zu können.