Wird die Fußball-Europameisterschaft 2024 wieder zu einem Sommermärchen, wie die WM 2006? Das war in der letzten Zeit zweifelsfrei eine der am häufigsten gestellten Fragen bei dieser EM. "Wir sind auf dem besten Weg dahin", sagt Mirko Vopalensky jetzt nach seinem ersten live-Erlebnis vor Ort im Hamburger Stadion am Volkspark. Gemeinsam mit seinen drei Freunden saß er auf der Tribüne, sah, wie sich die türkische Nationalmannschaft mit einem 2:1-Sieg über Tschechien für das Achtelfinale qualifizierte und war begeistert. "Für uns war das ein echtes Highlight und ein herausragender Beweis für die vereinende Kraft des Fußball. Das war echte Völkerverständigung."
Dafür waren aus Sicht des Blumenthalers in erster Line die türkischen Fans verantwortlich, die seiner Einschätzung nach "gefühlt etwa 90 Prozent des Publikums ausmachten". Rot war darum auch die deutlich dominierende Farbe im Stadion, zumal auch die tschechischen Fans vorrangig in diesem Farbton gekleidet waren. Für den 31-Jährigen war das auch einer der wesentlichen Unterschiede zu einem Bundesliga-Spiel. Nahezu jede und jeder war irgendwie in den jeweiligen Nationalfarben angereist. Klar, dass sich Mirko Vopalensky sowie Philipp Wode (dem die vier Karten zugelost wurden), Tobias Krüger und Robin Neumann nicht lumpen ließen und sich mit einem tschechisch-türkischen Fanschal ausstatteten.
Ansonsten fiel die Gruppe schon ein wenig auf, dort ganz in der letzten Reihe des Oberrangs. Setzten die vier doch mit ihren Deutschland-Trikots ihren ganz persönlichen Farbakzent, zudem outete sich Philipp Wode, der eine italienische Patentante hat, mit seinem Italien-Dress als Fan der Tifosi. Der allgemeinen Euphorie tat das keinen Abbruch. "Es herrschte einfach eine Wahnsinnsstimmung", so Mirko Vopalensky.
Und davon gab es bereits reichlich, als sich das Quartett am Mittwoch Mittag ihren EM-Trip startete. Vopalensky, Krüger und Neumann sind Kollegen bei der HKK und machten sich direkt vom Büro auf de Reise. Am Bahnhof wurde noch Philipp Wode eingesammelt und los ging es. Mit einem Abstecher auf die Reeperbahn vertrieben sich die vier die Zeit, bis um 16 Uhr die Fan-Meile auf dem Heiligengeistfeld öffnete. "Auch da machten vornehmlich die türkischen Anhänger ordentlich Stimmung und wir machten mit. Ich habe mich dort auch mit einem der Volunteers unterhalten, und der konnte auch nichts Negatives berichten Im Gegenteil war auch er von dem Miteinander begeistert", sagte Mirko Vopalensky. Ihr eigener körperlicher Einsatz war dann bei den vielen Mitmach-Aktionen wie Torschusstraining, Teqball oder an der Ballmaschine gefragt.
Gegen 18.30 Uhr machte sich dann der Mega-Tross auf in Richtung Volkspark zum Hamburg-Stadion. Hatte das besondere Flair auf der Fanmeile die vier bereits in Begeisterung versetzt, so waren sie von der Stimmung im Stadion schier überwältigt. "Die war einfach überragend und für uns alle ein echt besonderes und tolles Erlebnis. Kann ich jedem Fußballfan nur empfehlen", sagte der frühere Blumenthaler Fußballer. Das Sommer-Wetter und nicht zuletzt das spannende Geschehen auf dem Rasen sorgte natürlich für zusätzliche Euphorie auf den Rängen. Alle vier aus der Reisegruppe hatten im Vorfeld in ihrer Tipp-Runde einen türkischen Sieg vorausgesagt. Mirko Vopalensky und Robin Neumann landeten mit ihrem 2:1 sogar jeweils einen Volltreffer. "Bis zum Schluss blieb diese grandiose Stimmung um uns herum friedlich, auch wenn es auf dem Rasen zum Schluss noch zu einer Rudelbildung kam", so Vopalensky.
Nahezu beseelt ging es dann auf den zähen Rückmarsch Richtung Bahnhof und mit dem Zug wieder zurück nach Bremen. "Da fuhr dann natürlich nichts mehr, aber wir wurden dort von der Freundin von Philipp abgeholt", erklärt der 31-Jährige. Was bleibt, ist ein großartiges Erlebnis im aktuellen Epi-Zentrum des europäischen Fußballs inmitten von stimmungsvollen Fans. Und was ist jetzt mit dem Sommermärchen 2024? Mirko Vopalensky ist optimistisch: "Wenn die DFB-Elf ein überzeugendes Achtelfinale spielt und das Wetter einigermaßen hält, steht dem eigentlich nichts mehr im Wege."