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Vegesacker Schule verliert Sonderstatus Modellschule ade

Seit Mittwoch steht fest, dass an der Grundschule Borchshöhe künftig nicht mehr sechs, sondern nur noch vier Jahrgänge unterrichtet werden. Wie es zu der Entscheidung kam – und was die Elternsprecherin sagt.
24.01.2020, 10:53 Uhr
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Modellschule ade
Von Christian Weth

Vegesack. Immer wieder gab es Gespräche, immer wieder Hoffnung – bis jetzt. Seit Mittwoch steht fest, dass die Grundschule Borchshöhe ihren Sonderstatus verlieren soll. Kein Unterricht mehr von Klasse ein bis sechs, sondern nur noch von eins bis vier. Die Schulleitung reagierte auf die Entscheidung wie eine Nachrichtenagentur: mit einer Eilmeldung auf ihrer Internetseite. „Der Würfel ist gefallen...“, heißt es dort. Und gleich darunter: „Ab dem Schuljahr 20/21 werden wir vierjährig sein.“ Nach Ansicht von Eltern wird damit ein Konzept zerstört, dass nicht bloß funktioniert, sondern das auch Preise gewonnen hat.

Martina Weßling kann deshalb nicht verstehen, warum sich Bildungspolitiker der Regierungsparteien und der CDU am Mittwoch gegen eine Ausnahme von der Regel entschieden haben. Zumal die Ausnahme nach den Worten der Elternsprecherin eigentlich gar keine ist. Seit Jahren werden an der Vegesacker Grundschule die Jahrgänge eins bis sechs unterrichtet. Weßling findet deshalb, dass Lehrer, Schüler sowie Mütter und Väter jetzt „vor den Kopf gestoßen“ werden. Der Glaube an die Politik, meint sie, sei bei ihr auf einen Tiefpunkt gesunken. Zumal sie gedacht hatte, dass die einberufenen Sondertreffen für die besondere Schule etwas bewirken würden.

Dass an der Grundschule Borchshöhe wie an jeder Grundschule fortan vier statt sechs Jahrgänge unterrichtet werden, begründen Bildungspolitiker der Bürgerschaftsfraktionen mit dem Schulkonsens. In dem Papier haben sich SPD, Grüne, Linke und die CDU darauf verständigt, die Schulstruktur nicht zu verändern und damit keinen Schulversuch zuzulassen. Beziehungsweise: Nur dann eine Modellschule zu genehmigen, wenn alle Konsenspartner das wollen. Nach Angaben von Sofia Leonidakis, Fraktionschefin der Linken in der Bürgerschaft, waren jedoch nur die Regierungsparteien dafür, dass die Schule ihren Sonderstatus behält.

Sie sollte sogar mehr werden: eine Grundschule, die auch eine Oberschule ist – und an der somit nicht nur die Klassen eins bis sechs, sondern eins bis zehn unterrichtet werden. Alles war vorbereitet. Ende vergangenen Jahres sollte Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) den Auftrag bekommen, „die notwendigen Planungsschritte einzuleiten“. So steht es in einem Entwurf einer Deputationsvorlage, die der Redaktion vorliegt, aber nie beraten wurde. CDU-Politikerin Yvonne Averwerser kann sich denken, warum. Sie sagt, dass wegen der Konsensvereinbarung keine Partei dem Vorstoß hätte zustimmen können.

Die Schule brauchte ihn jedoch. Nur wenn sie zugleich Oberschule wäre, hätte das System, mehr Jahrgänge als üblich zu unterrichten, bestehen bleiben können. Das bisherige Modell ist nach Angaben der Behörde zu problematisch geworden: Die Klassen fünf und sechs an der Grundschule Borchshöhe sind quasi eine Außenstelle der Oberschule Lerchenstraße – und beide Schulen mittlerweile unter Druck, einen rechtlich gesicherten Übergang von Klasse vier und fünf sowie von sechs und sieben zu gewährleisten. Im ersten Fall macht es Probleme, genügend Plätze vorzuhalten, um zu vermeiden, dass Eltern ihre Kinder einklagen. Und im zweiten läuft die Eingliederung der Schüler nicht immer so, wie sie laufen sollte.

Darum haben sich Vertreter der Regierungsparteien am Mittwoch noch einmal mit CDU-Politikern zusammengesetzt, um das rechtssichere Konzept einer Oberschule zu diskutieren. Thomas Pörschke, Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen und Fraktionssprecher für den Bremer Norden, hatte die Sondertreffen der Bildungspolitiker initiiert. Wie sie verlaufen sind und warum es keine Einigung gab, erläuterte er am Donnerstagnachmittag sowohl Lehrern, Eltern und Schülern bei einem Besuch in der Schule. Auch Martina Weßling war da. Die Elternsprecherin sagt, dass sie nicht aufgeben will – auch wenn die Schule erklärt hat, dass die Entscheidung endgültig sei. Nach ihrer Rechnung sind 45 Schüler betroffen: Sie müssen sich jetzt für eine Oberschule entscheiden, obwohl sie dachten, dafür noch zwei Jahre lang Zeit zu haben.

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