Frau Kalka, Sie waren jahrelang als Mannschaftsführerin beim BTC so etwas wie eine Institution, haben dieses Amt aber vor der Sommerrunde an Megan Bruns abgegeben. Wie kam es dazu?
Neele Kalka: Ich war über 15 Jahre lang Kapitänin und war noch als Letzte der Ehemaligen im Team übrig geblieben. Da ich wusste, dass ich beruflich in der Saison sehr eingespannt sein würde und im Verein ja auch noch das Amt der Jüngstenwartin übernommen hatte, habe ich bei Megan Bruns vorgefühlt, ob sie dieses Amt übernehmen würde.
Ist es Ihnen denn schwergefallen, nicht mehr die Mannschaft zu führen?
Tatsächlich hatte ich schon länger darüber nachgedacht und Megan hatte mich auch schon ab und an unterstützt, sodass ich wusste, dass das Amt in gute Hände gehen würde. Im Nachhinein war das für mich eher eine große Erleichterung.
Was hat sich für Sie jetzt als nur noch Spielerin geändert?
Das ganze Drumherum um die Ansetzungen der Spieltage und die immer mehr zunehmenden Anfragen nach Spielverlegungen waren schon sehr zeitaufwändig. Das liegt jetzt in anderen Händen.
Und jetzt im Nachhinein – wie hat sich ihre Nachfolgerin geschlagen?
Megan hatte zuvor schon gesagt, dass sie in große Fußstapfen treten würde, aber ich finde, dass sie das sehr souverän und richtig gut gemacht hat. Und natürlich haben wir uns auch immer mal abgesprochen. Der Austausch war immer sehr eng.
Kommen wir mal zum Sportlichen. Wie lief die vergangene Saison aus Ihrer Sicht?
Der dritte Abschlussplatz war auf jeden Fall ein Erfolg. Natürlich waren die beiden Unentschieden zum Auftakt aber schon ein bisschen ärgerlich, besonders gegen Stadtwerder taten die drei Niederlagen in vier Match-Tiebreaks schon weh.
Wäre denn eventuell auch noch mehr drin gewesen?
Wenn alles optimal gelaufen wäre, unter Umständen der zweite Platz. Mehr sicherlich nicht. Osnabrück war einfach zu stark mit den zwölf- und 13-jährigen Spielerinnen, die fünfmal in der Woche trainieren. Klar hätten wir den Aufstieg dankend angenommen, aber wir sind alle berufstätig und stehen sozusagen mitten im Leben. Wir trainieren einmal eineinhalb Stunden in der Woche gemeinsam, mit Ausnahme von Megan Bruns, die in Osnabrück trainiert und Jule Juschkat, die auch noch in einem anderen Verein trainiert. Unter diesen Voraussetzungen sind höhere Ziele eher unrealistisch.
Was lief denn in der vergangenen Saison richtig gut?
Richtig gut war, dass wir immer als Team agiert und uns gegenseitig unterstützt haben. Und natürlich hat uns unser Neuzugang Jule Juschkat wirklich verbessert. Toll, dass sie auch in der Wintersaison für uns spielen wird.
Wie hat sich das Team in der Sommerrunde entwickelt?
Das Mannschaftsgefühl war immer schon gut und auch Jule fühlte sich bei uns wohl und hat uns bereichert. Für uns ist die Balance zwischen Leistung bringen und Spaß haben sehr wichtig. Da kann man es auch besser verkraften, wenn es mal nicht so läuft oder wenn man einer deutlich stärkeren Gegnerin gegenübersteht.
Wie lief es für Sie persönlich?
Anfang der Saison war ich beruflich noch ziemlich eingespannt, was für mich natürlich vorrangig war. Das habe ich auch auf dem Platz gemerkt und hat dazu geführt, dass ich mit mir etwas gehadert habe. Nachdem sich die berufliche Anspannung normalisiert hatte, wurde ich gegen Saisonende auch wieder sicherer und auch die Zufriedenheit kehrte zurück. Es ist ganz wichtig, sich da richtig zu positionieren. Klar war da bei mir auch noch Luft nach oben, aber wichtiger ist auch hier für mich die Balance.
Wie geht es jetzt perspektivisch weiter?
Gut ist, dass wir auch in der Winter-Saison in der Verbandsklasse so als Team zusammen bleiben. Wir starten aber erst im Januar mit der Runde. Interessant wird dann sein, wie wir uns in der Rangfolge aufstellen, Jule hat ja zum Beispiel viele Punkte gesammelt und da müssen wir sehen, wie sich das auf die Leistungsklassen auswirkt.
Wäre es nicht mal an der Zeit, höhere Ziele anzupeilen?
Vielleicht schon, aber wenn wir ehrlich sind, müssten wir dafür doch jeder einzeln deutlich mehr tun. Wir müssten mehr trainieren, mehr spielen und das erscheint für mich kein realistisches Ziel zu sein.
Wie sehen Ihre persönlichen Ziele aus?
Ich bin ja nun einmal die Letzte aus meiner Generation, die immer noch in der Damen-Mannschaft spielt und ich fühle mich einfach sehr wohl in unserem Team. Darum geht es für mich erst einmal vorrangig darum, mein Niveau zu halten. Denn eigentlich könnte ich ja auch schon in der Damen-30-Konkurrenz spielen. Ab Oktober geht es in die Halle und da stehen dann eventuell einige Turniere auf dem Programm und im September spielen wir zuvor noch unsere Vereinsmeister aus.
Die Fragen stellte Rainer Jüttner