Ein biologisch abbaubarer Antrieb für Roboter, Schleppkurven von Lastwagen oder perfekt platzierte Luftfilter: Bei "Jugend forscht" kennen Fantasie und Neugier keine Grenzen. Trotz der Pandemie nehmen in diesem Jahr wieder mehr Nordbremer Schülerinnen und Schüler an dem Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" teil. Die Organisatoren verbuchen immerhin 39 eingereichte Anmeldungen.
"Im letzten Corona-Jahr hatten wir nur 30 Projekte", sagt Claudius Leykauff, ehrenamtlicher Wettbewerbsleiter des Regionalwettbewerbs Bremen-Nord. Das sei wohl der Tatsache geschuldet, dass der Wettbewerb damals komplett auf Distanz stattfinden musste. Der 57-Jährige ist Lehrer für Mathematik und Physik an der Gerhard-Rohlfs-Oberschule in Vegesack und freut sich, dass die 57. Auflage von "Jugend forscht" wieder auf größere Resonanz stößt. "Das sind zwar weniger als 2019, aber in Bremen-Nord immerhin rund 80 Schüler mehr als im vergangenen Jahr." Zu beobachten sei dabei, dass es vermehrt Projekte zum Klimaschutz, zur Nachhaltigkeit und zu Corona gebe.
"Bemerkenswert finde ich den Zulauf, weil ,Jugend forscht' nichts mit der Schule zu tun hat", sagt Leykauff. Einzelne Gruppen hätten schon nach den Sommerferien mit der Projektarbeit begonnen – spätestens aber nach den Herbstferien. Im Vergleich zum Rest der Stadt verzeichne Bremen-Nord dabei die höchste Mädchenquote: 31 Prozent der jungen Forschenden sind weiblich. Bundesweit stehe das Bundesland Bremen diesbezüglich am besten da. Noch besser seien die Bremer Zahlen beim Wettbewerb "Schüler experimentieren", der Juniorensparte des Wettbewerbs. Claudius Leykauff: "Hier ist der Anteil etwa halbe-halbe."
Für Bremen-Nord nennt der Pädagoge exemplarisch drei aktuelle Projekte von "Jugend forscht". Nach einem biologisch abbaubaren Antrieb für einen Roboter suchen drei Blumenthaler Schüler zwischen 13 und 14 Jahren. "Dafür lassen sie Popkorn poppen, das dann einen Roboter bewegen soll", erklärt Leykauff. Die Suche nach einem geeigneten Material für den Roboter habe sich bisher jedoch als schwierig erwiesen. "Aber es ist nicht wichtig, ob die das hinkriegen. Es geht eher um die Neugier", betont der Lehrer.
Zwei Schüler und eine Schülerin zwischen 17 und 19 Jahren vom Gymnasium Vegesack untersuchen für "Jugend forscht" anhand von mathematischen Funktionsgleichungen die Schleppkurven von Lastwagen. Das ist für den Straßenbau sinnvoll, denn die Abbiegekurve dient der Ermittlung des Flächenbedarfs eines Fahrzeugs.
Dem Kampf gegen Coronaviren in Innenräumen haben sich dagegen drei Berufsschüler zwischen 18 und 21 Jahren verschrieben. Sie erforschen die idealen Standorte für Co2-Messgeräte und Luftfilter. Darüber, dass erstmals auch Berufsschüler mitmachen, freuen wir uns sehr", betont Claudius Leykauff.
Die Experimente und Untersuchungen machen die jungen Forscher Zuhause oder in der Schule. Ihre Ergebnisse präsentieren sie zwei thematisch versierten Juroren in einer Videokonferenz. Häufig sind dies Experten aus der Wirtschaft oder auch Rentner aus den entsprechenden Branchen. "Die Juroren sind eine Konstante. Da haben wir einen Fundus", versichert Leykauff. "Aber wir brauchen auch Betreuer, die unentgeltlich mitmachen, und ich finde es herausragend, dass wir trotz Corona noch ausreichend Betreuungslehrer finden, schließlich haben die schon im Alltag wegen der Pandemie so viele Schwierigkeiten", weiß Leykauff aus eigener Erfahrung.
Als Wettbewerbsleiter kümmert sich der Pädagoge um die Ehrenamtlichen, motiviert die Lehrer, organisiert die erforderlichen Räume und versorgt die Schüler mit Informationen. Der Abgabetermin für die aktuellen Forschungsprojekte ist der 31. Januar. "Manche werden noch abspringen", das zeige die Erfahrung, sagt Leykauff. Im vergangenen Jahr hätten 22 der 30 Gruppen ihre Ergebnisse vorgestellt, im Jahr davor 55 von 70. Die Sieger qualifizieren sich über die Regionalwettbewerbe für die Landesebene und anschließend gegebenenfalls für den Bundeswettbewerb. Claudius Leykauff hat Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit und lobt: "„Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der die Pandemie immer wieder den Schulalltag beeinträchtigt, ist es wahnsinnig beeindruckend, mit wie viel Mut, Kreativität und Wissensdrang die jungen Menschen Ideen und Projekte entwickeln und umsetzen."