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Hilfe für Flüchtlinge Spendenausgabe mit Termin

Seit Montag ist die Spendenausgabe für Flüchtlinge an der Lerchenstraße in Aumund wieder geöffnet. Wegen Corona läuft derzeit aber einiges anders. Kleidung und Hausrat gibt es nur nach vorheriger Anmeldung.
06.05.2020, 05:45 Uhr
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Von Gabriela Keller

Aumund. „Normalerweise stehen hier 60 bis 70 Flüchtlinge vor der Tür“, sagt Sybille Vollmer. An diesem Vormittag gegen 11 Uhr lässt sich die Zahl der Menschen vor der Spendenausgabe der ökumenischen Starthilfe Grohn an einer Hand abzählen. Zwei Frauen mit Trolleys und Einkaufsroller warten vor der Tür. Sybille Vollmer lässt sich von ihnen die Flüchtlingsausweise – die Eintrittskarte für die Spendenausgabe – zeigen und winkt sie in den Laden.

Nach sechswöchiger Zwangspause wegen der Corona-Pandemie öffnet sich an der Lerchenstraße 14, wo die Starthilfe Kleiderspenden, Hausrat und Möbel an Flüchtlinge ausgibt, erstmals wieder die Tür. Der Besucherandrang hält sich in Grenzen. 16 Flüchtlinge in zwei Stunden, diese Bilanz wird Sybille Vollmer später ziehen. Im Vorfeld hatten die ehrenamtlichen Helfer der Initiative alle Flüchtlingseinrichtungen über die Wiedereröffnung informiert. An der Ladentür in Aumund hängt seit Längerem ein Aushang. Auf Deutsch und Arabisch ist dort zu lesen, dass die Starthilfe ab 4. Mai den Betrieb wieder aufnimmt. „Es läuft sehr zögerlich an. Offenbar hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass wir wieder aufhaben“, stellt die 73-jährige Hauptorganisatorin der Starthilfe fest.

Flexible Öffnungszeiten

Wegen des Virus läuft derzeit einiges anders bei der Starthilfe, einer Initiative der katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie und der evangelischen Gemeinde St. Michael in Grohn. Bislang konnten Flüchtlinge jeden Montag von 10 bis 12 Uhr ohne Anmeldung in den Laden kommen. Jetzt kommt nur rein, wer sich zuvor per Mail oder Whatsapp angemeldet und einen Termin bekommen hat. „Das hat am ersten Tag sehr gut geklappt“, sagt Sybille Vollmer. Nur zwei Flüchtlinge seien unangemeldet gekommen. „Die haben wir deswegen aber nicht weggeschickt.“ Die Öffnungszeiten werden nach ihren Worten jetzt flexibel gehandhabt, Termine würden auch für andere Wochentage vergeben. „Wir wollen in diesen Zeiten ja nicht riskieren, dass sich 50 Menschen vor der Tür drängen.“

Maximal fünf Flüchtlinge dürfen sich gleichzeitig im Laden aufhalten. Am Eingang steht Desinfektionsmittel für die Hände bereit. Maskenpflicht besteht laut Sybille Vollmer nicht. „Am ersten Tag hatten aber alle Flüchtlinge eine getragen.“ Sie selbst hat nach eigenen Angaben 200 Masken genäht. In erste Linie sind sie für die Helfer gedacht, die gespendete Möbel abholen und in Wohnungen für Flüchtlinge transportieren, Kleidung und Hausrat sortieren oder bei der Ausgabe im Laden helfen. „Normalerweise sind wir 30 Helfer, derzeit sind aber nur zwölf im Einsatz. Einige halten sich wegen Corona zurück“, sagt Sybille Vollmer. Sie habe dafür Verständnis. „Keiner soll sich gefährden.“ Verzichten muss die Starthilfe nach ihren Worten derzeit auch auf die Unterstützung durch Oberschüler der Lerchenstraße. „Die Schüler halfen einmal in der Woche beim Sortieren, Aufräumen und Reinigen des Ladens. Das war sehr hilfreich. Leider fällt das jetzt wegen Corona weg.“

Versorgung über maximal drei Jahre

Nach Angaben von Sybille Vollmer versorgt die Einrichtung in Aumund aktuell 3800 registrierte Flüchtlinge aus 34 Nationen mit allem, was sie für den Start in ein neues Leben brauchen. Im 500 Quadratmeter großen Laden erhalten sie kostenlos Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, Kinder-Spielzeug und Hausrat aller Art von Geschirr bis zu Toaster und Mikrowelle. Jeder Flüchtling kann einmal im Monat die Einrichtung aufsuchen. Wer eine eigene Wohnung bezieht, erhält außerdem Möbel. Maximal drei Jahre können sich die Flüchtlinge über die Starthilfe versorgen.

Für Miete und Betrieb des Ladens ebenso für zwei Transportfahrzeuge fallen Kosten an – rund 17 000 Euro waren es laut Vollmer 2019. Das meiste finanziert die Initiative über Spenden, die Stadt schießt jährlich 3000 Euro dazu, 25 Paten unterstützen die Starthilfe mit monatlich zehn Euro. „Ein Defizit übernimmt die Kirchengemeinde Heilige Familie.“

Die ehrenamtlichen Helfer hatten trotz der coronabedingten Zwangspause gut zu tun. „Auch während der Schließung wurden Spenden, vor allem Kleidung und Möbel, vor die Tür gestellt“, erzählt Sybille Vollmer. Viel Bekleidung für Erwachsene habe sich angesammelt. „Die nehmen wir derzeit nicht mehr an.“ Gebraucht werde Kinderkleidung. „Auch Handtücher, Bettwäsche, Töpfe und Pfannen sind begehrt. Benötigt werden außerdem Kinderbetten und Kinderwagen.“

Die Möbeltransporte liefen während der Schließung ebenfalls weiter. „Mindestens einmal in der Woche waren unsere Helfer unterwegs. Die Leute melden ihre Möbelspenden langfristig an und rechnen damit, dass wir kommen. Auch die Wohnungsvermittlung an Flüchtlinge lief ja weiter“, erklärt Sybille Vollmer. Für den Möbeltransport stehen der Starthilfe ein eigener Sprinter und ein VW-Bus der katholischen Kirchengemeinde zur Verfügung. 2019 waren die Helfer damit insgesamt 21 288 Kilometer unterwegs.

Weitere Informationen

Spenden können bei der ökumenischen Starthilfe mittwochs von 15 bis 16 Uhr und sonnabends von 10 bis 12 Uhr am Hintereingang des Gebäudes an der Lerchenstraße 14 abgegeben werden. Einen für Mai geplanten Bücherflohmarkt hat die Starthilfe wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

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