Vegesack. Zwischenzeitlich stand das Projekt vor dem Aus, jetzt steht es offensichtlich kurz vor dem Abschluss: Norbert Lange-Kroning und die Stadt haben sich auf einen Preis für das sogenannte Haus am Wasser an der Promenade der Maritimen Meile geeinigt. Das sagt nicht nur der Vegesacker, der mithilfe einer Stiftung den denkmalgeschützten Bau zu einer Anlaufstelle für Besucher machen will, sondern auch Gebäudeverwalter Immobilien Bremen, dem es sozusagen gehört. Beide schließen nicht aus, dass ein Vertrag im ersten Quartal des neuen Jahres unterzeichnet werden kann.
Wie viel die Stiftung für das Gebäude bezahlen soll, lässt Fabio Cecere offen. Der Sprecher von Immobilien Bremen sagt nur, dass mittlerweile Einvernehmen zwischen allen Verhandlungsseiten besteht. Stiftungsplaner Lange-Kroning wird dagegen etwas deutlicher. Ihm zufolge gibt es keine einmalige Ablösesumme. Stattdessen soll das Haus übernommen werden, indem die Stiftung die Erbpachtverträge für Gebäude und Grundstück übernimmt. Er spricht von einem kleineren vierstelligen Betrag im Jahr. Und davon, dass der Zeitpunkt für die Übernahmeverhandlungen nicht hätte besser sein können, weil Bremen die Erbpachtbeiträge jetzt quasi halbiert hat.
Lange-Kroning hofft, dass es jetzt schnell geht. Ihm zufolge ist gleich in der zweiten Januarwoche ein Gespräch mit Umweltstaatsrätin Gabriele Nießen geplant. Sie soll sagen, ob es so gemacht werden kann, wie es sich Lange-Kroning vorstellt: dass es einen Vertrag mit drei Unterschriften gibt. Neben Immobilien Bremen ist nämlich auch das Umweltressort ein Partner bei dem Projekt. Während der städtische Gebäudeverwalter fürs Haus zuständig ist, hat die Behörde beim Grundstück das letzte Wort. Stimmt Nießen der vertraglichen Regelung zu, will Lange-Kroning gleich im Anschluss die Gründung der Stiftung amtlich machen. Ohne sie kann es schließlich keine Übernahme geben.
Dass sich alle im Grunde einig sind, kann man auf dem Gelände an der Maritimen Meile inzwischen auch sehen. Der Umweltbetrieb hat jetzt gemacht, was Lange-Kroning immer wollte: dass die Seiten des Gebäudes vom Wildwuchs befreit werden. Der Stiftungsgründer sagt, nur so von Sachverständigen einschätzen lassen zu können, was am Haus heil und was kaputt ist. Laut Lange-Kroning sind Architekten momentan dabei, eine Bestandsaufnahme zu machen und einen ersten Entwurf zu gestalten, wie das Gebäude nach der Sanierung und dem Umbau aussehen soll. Er geht davon aus, dass die Zeichnungen und Pläne spätestens im April vorliegen werden.
Das Konzept fürs Haus hat Lange-Kroning mittlerweile verändert. Statt von einem Café, das im Parterre eingerichtet werden soll, spricht er jetzt von einem Gastronomiebetrieb. Und nicht mehr davon, dass im Anbau ein Raum entstehen soll, in dem an das Wirken von Werftgründer Henry Rasmussen erinnert wird, sondern eine Fläche für wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen. Lange-Kroning sagt, dass im Haus am Wasser verschiedene Angebote möglich sein müssen, damit die Besucher nicht nur einmal, sondern immer wieder kommen. Er glaubt, dass sich der Anbau für Kunstschauen ebenso nutzen lässt wie für Vorträge und Podiumsdiskussionen.
Geblieben ist dagegen der Plan fürs Obergeschoss. In der einen Hälfte soll über den Schiffbau und die umliegenden Werften informiert werden, in der anderen über den Stil, in dem das Haus am Wasser vor 93 Jahren von Ernst Becker gebaut wurde: die Bauhaus-Geschichte erzählt in einem Bauhaus – für Lange-Kroning gibt es keinen geeigneteren Ort dafür. Auch wenn er jetzt die Ausstellung kleiner anlegen will als bisher. Um aus dem Gebäude ein Haus für jeden Besucher zu machen, plant Lange-Kroning inzwischen nicht nur barrierefreie Zugänge und Sanitäranlagen im Erdgeschoss, sondern auch den Einbau eines rollstuhlgerechten Fahrstuhls.
Wie viel die Sanierung und der Umbau kosten, wird ihm zufolge gerade von den Architekten ermittelt. Sorgen, dass die Summe am Ende höher sein könnte als die Stiftung aufbringen kann, macht sich Lange-Kroning nicht. Er sagt, dass es mittlerweile mehrere Stifter, Förderer sowie Spender gibt – und einen Plan, der die Arbeiten am Haus mitfinanzieren soll. Lange-Kroning will machen, was er und andere schon mal gemacht haben: Vegesacker beteiligen. Um ein Traditionsschiff kaufen zu können, haben sie vor Jahren Trinkkrüge verkauft. Jetzt will er sogenannte Namenssteine anbieten, die an der Fassade angebracht werden – zum Preis von 500 Euro das Stück.
Er rechnet damit, dass der Verkauf losgehen kann, wenn auch der Termin für den Baustart steht. Lange-Kroning geht von Sommer nächsten Jahres aus. Und davon, dass im Winter die Eröffnung des Hauses gefeiert werden kann. Immer vorausgesetzt, die Verhandlungspartner sehen die Sache genauso, wie er sie sieht: eilig.