Mehr als ein Jahr lang ist die „Vegebüdel“ restauriert worden, jetzt fährt die Barkasse wieder – als erstes Vegesacker Fahrgastschiff, das Besucher zu festen Zeiten an Bord nimmt. Kostenlos. Wer bezahlt, wenn nicht die Gäste bezahlen, ist seit Monaten geregelt: Firmen sind nicht bloß für die Reparaturkosten aufgekommen, sondern finanzieren auch die Fahrten. Alle Förderer wollen das Vorhaben länger unterstützen – mindestens drei Jahre und mit mindestens 2000 Euro jährlich.
Ursprünglich sollte die „Vegebüdel“ bereits eine Saison lang mit Touristen auf Tour gegangen sein. Doch die Arbeiten an dem 68 Jahre alten Schiff haben länger gedauert als geplant: Aus dem Starttermin im April des Vorjahres wurde April dieses Jahres. Um die frühere Inspektionsbarkasse zur Besucherbarkasse zu machen, ist vieles verändert worden. Sowohl der Rumpf wurde verstärkt als auch das Deck umgebaut. Das Schiff bekam neue Technik, neue Fenster, einen neuen Anstrich und eine neue Persenning.
Die meiste Arbeit gab es jedoch mit der Maschine: einem Deutz-Motor, 100 PS, 42 Liter Hubraum, drei Zylinder und noch älter als das Schiff – 82 Jahre. Mitglieder des MTV Nautilus haben so viel Zeit investiert, ihn wieder zum Laufen zu bringen, dass sie irgendwann aufgehört haben, die Monate zu zählen. Eine andere Maschine kam für sie nicht infrage. Der Motor, sagen sie, ist etwas Besonderes, vor allem sein Klang. Einige aus der Schiffscrew haben ihn als Klingelton auf dem Smartphone.
Eigentlich ist der Motor ein Konstrukt aus zwei Motoren. Beide waren nach dem Zweiten Weltkrieg aus versenkten Fischkuttern geborgen und zu einer Maschine zusammengefügt worden. Immer wieder gab es Testläufe, dann Testfahrten – und immer wieder fanden die Maschinisten etwas, was sie verbessern konnten. Mal justierten sie Schrauben nach, mal den Zulauf fürs Öl. Jetzt macht der Motor, was er machen soll. Die Besatzung sagt, dass er „Kartüffel“ macht. Ein Geräusch, das sie nicht anders beschreiben können als so.
Die Crew hat Werft-Tagebuch geführt. Es gibt Fotos, die zeigen die Arbeiten am Rumpf der Barkasse. Wie sie vor dem Anstrich aussah und hinterher. Mal aufgebockt an Land und unter Plane, mal im Wasser am Steg und in der Fahrrinne. Öfter als das Schiff ist jedoch die Maschine zu sehen. Auf einem Foto hängt sie am Haken eines Krans, auf dem nächsten ist sie quasi halbiert, weil der Motorkopf abgenommen wurde. Rund 40 000 Euro haben die Restauration der Maschine und der „Vegebüdel“ gekostet.
Fahrten mit ihr gibt es immer sonntags. Eine Dreiviertelstunde dauert eine Tour: Von Vegesack geht es vorbei am Stadtgarten und dem früheren Gelände des Vulkan nach Blumenthal. Und von dort wieder zurück in die Lesum zum Sperrwerk. Den Besuchern an Bord – 14 haben Platz – wird während der Fahrt erklärt, was es zu sehen gibt. Laut Crew-Chef Eckhard Bögershausen war die „Vegebüdel“ bisher fast immer ausgebucht. Nur einmal nicht. An dem Tag regnete es.
Ob die Barkasse künftig öfter fährt, ist noch nicht entschieden. Das macht der Verein von der Besucherbilanz abhängig, aber auch von der Zahl der Besatzungsmitglieder. Momentan gehören 18 Frauen und Männer zur Crew. Der Verein will auf 25 Helfer kommen. Gesucht werden Decksleute ebenso wie Schiffsführer und Maschinisten.
Weitere Informationen
Die „Vegebüdel“ legt an folgenden Sonntagen ab: am 7., 14., 21. und 28. Juli, am 11., 18. und 25. August, am 1., 8., 15., 22. und 29. September. Die Abfahrtzeiten vom Anleger bei der Gezeitenstation an der Maritimen Meile sind jeweils um 15, 16 und 17 Uhr. Anmeldungen für die Touren und Anfragen von Helfern werden unter der Telefonnummer 04 21 / 958 67 86 und unter der E-Mail-Adresse vegebuedel@mtv-nautilus.de entgegengenommen.