Vegesack. Norbert Lange-Kroning hat immer wieder angekündigt, dass er und andere eine Stiftung gründen wollen, um die Maritime Meile in Vegesack voranzubringen. Jetzt sind der Projektplaner und seine Partner nach eigenem Bekunden einen Schritt weitergegangen: Sie haben die Stiftung in der Vorwoche bei der Innenbehörde offiziell beantragt. Ihr Zweck ist zweigeteilt. Zum einen soll es um die Übernahme des früheren Atelier- und Vereinshauses der Ruderer am Weserufer gehen, zum anderen um den Erhalt von Schiffen – ob in dieser Reihenfolge, wird sich allerdings noch zeigen.
Lange-Kroning kann nicht sagen, wie schnell das Ressort über den Antrag entscheiden wird. Er rechnet damit, dass die Stiftung in den nächsten Monaten ihre Arbeit aufnehmen wird – und damit voraussichtlich früher, als das denkmalgeschützte Haus am Wasser, das er und die übrigen Stifter von der Stadt übernehmen wollen, überhaupt verkauft werden kann. Lange-Kroning spricht von Problemen, die inzwischen größer geworden sind. Und davon, dass man deshalb wahrscheinlich ein anderes Projekt vorziehen wird: einen Ersatz für das Schulschiff zu schaffen, das im nächsten Monat nach Bremerhaven wechselt.
Nach Angaben des Projektplaners sah es bis vor Kurzem noch danach aus, als stünde der Übernahme des Gebäudes durch die maritime Stiftung nichts mehr im Weg: Die Architekten legten einen Plan vor, der aus dem früheren Vereinssitz ein öffentliches Haus mit Ausstellungsräumen und Gastronomie für Besucher der Maritimen Meile macht. Vertreter der Denkmalpflege stimmten ihm zu. Und Entscheider der Baubehörde zeigten sich optimistisch, dass auch das letzte Verkaufshindernis für das Gebäude im Bauhausstil demnächst endgültig beseitigt wird, damit dieser Plan auch umgesetzt werden kann.
Doch das Problem besteht immer noch: Das Haus am Wasser hat zwar einen Kanalanschluss, aber keinen eigenen. Das Abwasserrohr verläuft über eines der benachbarten Grundstücke, ohne jemals genehmigt worden zu sein. Und weil die Gespräche mit den Grundstückseigentümern stocken, kann der Schwarzbau auch nicht nachträglich legalisiert und das Gebäude folglich nicht verkauft werden. Dabei sind sich Bremen und Stifter seit Langem über den Preis einig. Lange-Kroning und Partner sollen den Erbpachtvertrag fürs Haus übernehmen. Es geht um eine vierstellige Summe im Jahr.
Höhere Kosten
Theoretisch könnte auch ein neuer Kanal verlegt und angeschlossen werden, aber nicht praktisch. Jedenfalls nicht aus Sicht der Stiftung. Das, meint Lange-Kroning, wäre für sie zu teuer. Allein der Umbau des Gebäudes wird nach Rechnung der Architekten mehr als doppelt so viel kosten wie anfänglich veranschlagt. Statt um rund 300.000 geht es inzwischen um einen Betrag von etwa 700.000 Euro – und darum, dass sich die Stadt unter Umständen an den Kosten beteiligt, damit aus dem frühere Vereinshaus ein Haus für alle werden kann. Das hoffen jedenfalls die Stifter.
Darum hält Lange-Kroning einen Wechsel der Projektprioritäten mittlerweile für immer wahrscheinlicher: Wenn es noch dauert, bis das Gebäude übernommen werden kann, dann soll sich die Stiftung eben um den anderen Zweck ihrer Gründungssatzung kümmern – um den Erwerb von Schiffen, um deren Erhalt zu sichern. Der Projektplaner denkt dabei an Segler und Barkassen, wie sie im Museumshaven liegen. Aber vor allem daran, mit dem Seenotrettungskreuzer „Bremen“ und dem Tochterboot „Vegesack“ die Lücke zu schließen, die das Schulschiff im August hinterlassen wird.
Lange-Kroning weiß, dass noch gar nicht klar ist, wann der Kreuzer überhaupt außer Dienst gestellt wird – und ob die Stiftung so viel Geld aufbringen kann, um ihn bezahlen zu können. Trotzdem hält der Stiftungsinitiator an dem Plan fest, das Schiff in den Bremer Norden zu holen, wo es vor 30 Jahren gebaut wurde. Für ihn hat es damit ein Alter erreicht, in dem absehbar ist, dass ein Nachfolger hermuss. Er hat deshalb schon häufiger mit Vorstandsvertretern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger über das Interesse der Stiftung an dem Kreuzer gesprochen.
Christian Stipeldey kennt Lange-Kronings Bemühungen um das Schiff. Nur kann der Sprecher der Seenotretter nichts anderes sagen als das, was er schon einmal gesagt hat: Dass immer noch kein Termin feststeht, wann Schluss für den Kreuzer ist, der zurzeit in den Gewässer rund um Fehmarn patrouilliert. Und dass die Stiftung wie jeder andere Interessent bei einer Auktion bieten muss, um ihn zu bekommen. Auch glaubt er nicht, dass sich die Gesellschaft darauf einlassen wird, was Lange-Kroning versuchen will: Das Schiff im nächsten Jahr nach Vegesack zu bekommen – zumindest solange das Hafenjubiläum gefeiert wird.