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Maritime Meile Teurer Umbau

Weil die Sanierungskosten fürs Haus am Wasser gestiegen sind, wollen Vegesacker Stiftungsplaner mit der Politik über Zuschüsse sprechen – und ein anderes Projekt vorziehen: Ersatz fürs Schulschiff zu schaffen.
21.04.2021, 05:00 Uhr
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Teurer Umbau
Von Christian Weth

Norbert Lange-Kroning will ernst machen: Bis zum Sommer soll die Stiftung gegründet sein, mit der er und andere das Haus am Wasser übernehmen wollen – auch wenn jetzt schon klar ist, dass es bis dahin keinen Vertrag mit Bremen für das denkmalgeschützte Gebäude am Vegesacker Weserufer geben wird. Weil der Zustand der Immobilie so schlecht ist, dass nach Ansicht der Stiftungsplaner die Stadt beim Umbau finanziell helfen muss, wollen sie jetzt ein anderes Projekt vorziehen: einen Ersatz für das Schulschiff zu schaffen.

Dass ein Umbau des früheren Ruderhauses zu einem öffentlichen Gebäude für Besucher der Maritimen Meile teurer wird, haben Architekten festgestellt. Statt auf 300.000 Euro, die von den Stiftungsplanern für den Umbau bisher veranschlagt wurden, kommen die Bauingenieure inzwischen auf 700.000 Euro. Das Plus an Kosten hat laut Lange-Kroning verschiedene Gründe. Er spricht von einer Heizung, die zwar noch funktioniert, aber bald abgeschaltet werden muss, weil sie das gesetzliche Höchstalter überschritten hat. Davon, dass nicht nur einige Fenster marode sind, sondern alle. Und von einem neuen Kanalanschluss, weil der alte ein Schwarzbau ist und nicht nachträglich legalisiert werden kann.

Unterm Strich kommt Lange-Kroning zu dem Schluss, dass sich über Jahrzehnte niemand so recht um das Gebäude im Bauhausstil gekümmert hat – und dass kein Stifter und Förderer bereit sein wird, für die Versäumnisse anderer finanziell aufzukommen. Der Vegesacker will deshalb nicht nur weitere Gespräche mit den Behörden führen, damit der Plan für ein Ausstellungshaus mit Gastronomiebetrieb am Weserufer am Ende aufgeht, sondern auch mit Partei- und Senatsvertretern. Sie sollen sich dafür einsetzen, dass sich Bremen an den Umbaukosten beteiligt. Und zwar in einem Maß, dass es für die geplante Stiftung bei den ursprünglich ermittelten 300.000 Euro bleibt.

Lange-Kroning rechnet damit, dass die Übernahmeverhandlungen für das mehrgeschossige Gebäude darum länger dauern werden als geplant. Zuletzt hatte er gehofft, dass der Vertrag mit der Stadt in diesem Frühjahr unterschrieben und im Sommer die Umbauarbeiten beginnen können. Jetzt hofft der Vereinsfunktionär, dass der Senat im nächsten Jahr erklärt, einen Teil der Handwerkerkosten zu übernehmen. Über den Preis für das Haus haben sich er und seine Mitstreiter bereits mit den Behörden verständigt. Es soll keine einmalige Ablösesumme gezahlt, sondern der Erbpachtvertrag für Gebäude und Grundstück übernommen werden. Es geht um einen vierstelligen Betrag im Jahr.

Der Stiftungsinitiator glaubt, überzeugende Argumente dafür zu haben, dass sich eine Beteiligung der Stadt an den Umbaukosten lohnt. Ihm zufolge würde das Gebäude, das seit Jahrzehnten weitestgehend leer steht, nämlich nicht bloß weiter verfallen, wenn alles so bleibt wie bisher. Nach seinen Worten würde Bremen auch einem Verhandlungspartner helfen, der seinerseits dabei ist, der Stadt zu helfen: Indem er eben versucht, eine Lücke zu schießen, die das Schulschiff hinterlässt, wenn es künftig im Neuen Hafen in Bremerhaven liegt statt in der Vegesacker Lesummündung. Lange-Kroning will ein anderes Schiff in den Stadtteil holen: den Seenotrettungskreuzer „Bremen“, inklusive Tochterboot „Vegesack“.

Den Plan verfolgen er und die anderen Stiftungsmitstreiter schon länger. Vor drei Jahren gab es erste Gespräche mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Damals erklärte Lange-Kroning, dass der Vorstand es gut finden würde, wenn der Kreuzer nach seiner Dienstzeit im schleswig-holsteinischen Großenbrode nach Bremen käme. Wann Schluss für das Schiff ist, kann Christian Stipeldey allerdings noch gar nicht einschätzen. Der Sprecher der Seenotretter sagt, dass die „Bremen“ in zwei Jahren zwar 30 wird – und damit ein Alter erreicht, in dem die Gesellschaft beginnt, Schiffe außer Dienst zu stellen. Doch könnte ihm zufolge der Kreuzer länger im Einsatz sein, weil er modernisiert wurde.

Unklar ist auch, ob sich die neue Stiftung die „Bremen“ überhaupt leisten kann. Laut Stipeldey werden Schiffe, die zu alt für Rettungseinsätze sind, nicht einfach von der Gesellschaft abgegeben, sondern gegen Höchstgebot verkauft. Der Sprecher der Seenotretter weiß, wie sehr sich Lange-Kroning um das Schiff bemüht. Ginge es nach dem Vegesacker Vereinsfunktionär, wäre der Kreuzer schon im nächsten Sommer am Anleger in der Lesummündung – zumindest für eine Woche, zumindest solange das Hafenjubiläum gefeiert wird. Lange-Kroning sagt, die Gespräche mit den Seenotrettern demnächst forcieren zu wollen.

Info

Zur Sache

Der Seenotkreuzer „Bremen“

Das Schiff gehört zur 27,5-Meter-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, obwohl es etwas länger ist. Die „Bremen“ kommt auf 28,2 Meter. Zwischen 1985 und 1993 sind sechs Kreuzer dieses Typs von der Lürssen-Werft in Vegesack und der Schweers-Werft in Bardenfleth gebaut worden. Getauft wurden die „Bremen“ und das Tochterboot „Vegesack“ im Januar 1993. Erst waren sie in Grömitz stationiert, danach in Großenbrode.

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