Vegesack. Es geht immer wieder nach demselben Muster: Er darf nicht in die Disco, weil sein Haar etwas schwärzer ist als schwarz; sie boxt, und wird vor allem von Männern argwöhnisch beäugt; er wird "Krankenschwester", ein weibischer Beruf, zumal für einen Jungen mit türkischem Migrationshintergrund; und sie tritt als Deutsche zum islamischen Glauben über – ja, wie kann sie nur? So weit einige Szenen aus einem Film, den ein Team der Projektgruppe "WeUnited" zum Thema Diskriminierung gedreht hat.
Den Europa-Treff "WeUnited" gibt es seit Januar 2011. Die – inzwischen preisgekrönte – Initiative ist in der Alten Hafenstraße beheimatet und wurde von jungen Menschen mit Migrationshintergrund gegründet, die sich für Integration und Toleranz starkmachen. War im vergangenen Jahr Integration das Thema, heißt der Schwerpunkt diesmal Diskriminierung. Und das kommt nicht von ungefähr. Denn alle vom Team haben es schon selbst oder in ihrem näheren Umfeld erfahren, was es heißt, diskriminiert zu werden – obwohl jeder von ihnen in Deutschland geboren ist, bestens Deutsch spricht und einige das Abitur anstreben oder schon studiert haben. Andere können eine abgeschlossene Berufsausbildung samt Übernahme in ein Arbeitsverhältnis nachweisen. Und selbstverständlich haben sie auch einen deutschen Pass.
Dabei geht es gar nicht immer um die – sichtbare – ausländische Herkunft, sondern auch um das Geschlecht, den Wohnort (die meisten der Gruppe leben in der Grohner Düne), ja, manchmal um das ganz einfache Anders-sein-als-die-Anderen. Scheele Blicke oder abfällige Bemerkungen könnte man da vielleicht noch wegstecken. Was aber, wenn eine Bewerbung offensichtlich deshalb ins Leere läuft, weil jemand in der Grohner Düne wohnt? Was aber, wenn eine Liebesbeziehung selbst oder gerade von der eigenen Familie nicht geduldet wird, weil der Freund oder die Freundin einem anderen Kulturkreis zuzuzählen ist?
Im November vergangenen Jahres hat das We-United-Team damit begonnen, verschiedene Varianten der Diskriminierung zu einem Film zu verarbeiten. Binnen zehn Minuten sind einige typische Erscheinungsformen abgehandelt. Kurz und knapp. Relativ schlicht und leicht verständlich. Fast immer mit dem abschließenden Blick in die Kamera und einem: "Wir werden/Ich werde diskriminiert, weil ...".
Hilfe haben "We United" von Sandra Grunert von der "Lila Pause" bekommen, die in Fragen der Organisation unterstützend tätig war. Dem Team zur Seite stand und steht auch Nadine Egge, Streetworkerin der Caritas Nord. Kameramann des Films und Cutter war Thomas Stalling vom Landesinstitut für Schule.
Und Rapper Tom He aus Lüssum hat die Musik beigesteuert. Insgesamt sind an diesem Film 17 Schauspieler beteiligt. Einmal im Monat, und dann zumeist am Wochenende, haben sie sich zusammengesetzt, geplant, entworfen, organisiert, Drehorte gesucht, die Schauspieler mit Rollen versehen. "Es hat bei Anfragen für einen passenden Drehort nie Absagen oder Widerstände gegeben", erzählt Sandra Grunert, "höchstens mal aus organisatorischen Gründen".
Der Film soll am 13. Juni im Medienzentrum Nord der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Beginn ist um 18 Uhr. Wer alles besonders dazu eingeladen wird, ist, wie die Gestaltung dieses Termins überhaupt, noch in Planung. Gern würde man Ortsamt und Beirat Vegesack begrüßen, dann Vertreter von Jugendeinrichtungen und Schulen, natürlich Freunde und Familien. Später soll der Film auch in Schulen vorgeführt und mit den Schülern dann zum Thema diskutiert werden. Wer mehr wissen möchte, kann sich unter weunited@web.de informieren.