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Ranil Beyer auf der Suche nach norddeutscher Atmosphäre

Vegesack. Ein ungewöhnliches Experiment wagt das Overbeck-Museum: Es kombiniert 38 Gemälde alter Worpsweder Landschaftsmaler mit 38 Landschaftsaufnahmen eines zeitgenössischen Fotokünstlers. Entstanden ist dabei eine faszinierende Ausstellung, die unter dem Titel "Landschaft im Dialog" am Sonntag, 7. Juli, um 11.30 eröffnet wird. Mit Fingerspitzengefühl und geschultem Blick hat Museumsleiterin Katja Pourshirazi den Arbeiten des Bremer Fotografen Ranil Beyer einzelne Werke von Walter Bertelsmann sowie von Fritz und Hermine Overbeck zugeordnet. Und diese Bildpaare hängen nun bis zum 6. Oktober nebeneinander.
05.07.2013, 05:00 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Vegesack. Ein ungewöhnliches Experiment wagt das Overbeck-Museum: Es kombiniert 38 Gemälde alter Worpsweder Landschaftsmaler mit 38 Landschaftsaufnahmen eines zeitgenössischen Fotokünstlers. Entstanden ist dabei eine faszinierende Ausstellung, die unter dem Titel "Landschaft im Dialog" am Sonntag, 7. Juli, um 11.30 eröffnet wird. Mit Fingerspitzengefühl und geschultem Blick hat Museumsleiterin Katja Pourshirazi den Arbeiten des Bremer Fotografen Ranil Beyer einzelne Werke von Walter Bertelsmann sowie von Fritz und Hermine Overbeck zugeordnet. Und diese Bildpaare hängen nun bis zum 6. Oktober nebeneinander.

Der Bezug zwischen den zeitlich und technisch weit voneinander entfernten Exponaten ergibt sich aus der verblüffend ähnlichen Landschaftsauffassung. Motive, Stimmungen oder Farbgebung korrespondieren so stark, dass es zuweilen scheint, als habe Ranil Beyer seine Fotografien in direkter Anlehnung an die Gemälde geschaffen.

"Ich war selbst verblüfft, wie viele Parallelen ich gefunden habe", erzählt Katja Pourshirazi. Es handele sich zwar nicht immer um dasselbe Sujet, vergleichbar seien dann aber Atmosphäre oder Komposition. Pourshirazi: "Einige Fotos sehen tatsächlich aus wie gemalt, deshalb funktioniert die Gegenüberstellung."

Seine Aufnahmen hat der 34-jährige Fotokünstler während zahlreicher Reisen gemacht: in Deutschland, Schottland, Spanien, in Oman und Sri Lanka. Dennoch offenbaren sich überraschende Übereinstimmungen zwischen den Fotografien und den in Norddeutschland entstandenen Gemälden, so auch zwischen dem Ölbild von einem Flusslauf, das Hermine Overbeck in der Aue gemalt hat und einem von Ranil Beyer in Sri Lanka abgelichteten Fluss. Auch in der Ferne spürt der 34-Jährige das Licht und die Atmosphäre Norddeutschlands auf.

Die Mutter des Wahl-Hamburgers stammt aus Sri Lanka. Die dort lebenden Verwandten seien von seinen Fotografien aber nicht so begeistert, gesteht der Künstler. "Die finden meine Fotos depressiv, weil ihre Umgebung immer hell und bunt ist." Ihm hätten aber schon als Kind während der zahlreichen Reisen "Birken, Alleen, der dauergrüne Sumpf oder rote Ziegel gefehlt". Und für seine Landschaftsfotografien in Sri Lanka habe er immer gewartet, "bis das Wetter schlecht war und die Farben der norddeutschen Heimat ähnelten".

"Man sucht wohl auch im Ausland das, was man gewohnt ist, zum Beispiel spektakuläre Wolken, flaches Land, und den weiten Himmel" meint der gebürtige Bremer.

Das gilt auch für das in der spanischen La Mancha entstandene Foto mit dräuenden Wolken über einer im Dunst liegenden Landschaft. Diese nimmt nur das untere Sechstel des Bildes ein und ähnelt in der Ästhetik dem daneben platzierten Gemälde von Walter Bertelsmann.

Häufig nutzt Ranil Beyer ein selbst konstruiertes Stativ mit einer Rollmechanik. Darauf befestigt er die Kamera, fixiert das Motiv und bewegt die Kamera in einem Halbkreis um das Zielobjekt. Die Konturen der Bäume oder Blumenfelder werden unscharf und scheinen wie beim Blick aus dem fahrenden Zug zu verschwimmen. "Je höher das Tempo des Stativs desto besser funktioniert das", sagt Beyer. "Der scheinbar flüchtige Blick entspricht meiner Reiselust."

Schon für seine Diplomarbeit hat sich der Fotokünstler Beyer mit Unschärfe in Bildern und Fotos beschäftigt. "Diese Unschärfe ist für mich das Schönste – ich kann sie erzeugen, sie ist aber trotzdem zufällig." Auf eine technische Nachbearbeitung seiner Bilder verzichtet Beyer nach eigener Aussage. "Dazu bin ich zu faul. Man kann alles schon beim Fotografieren planen und einstellen. Meine Fotos sind deshalb fast alle bewusst unterbelichtet." Und nur auf einer Aufnahme sind Menschen zu sehen. Es sind Frauen, die sich in Sri Lanka in einem Fluss waschen. Er sei sich beim Fotografieren fast wie ein Voyeur vorgekommen, erzählt Beyer rückblickend. "Aber da war ich auch wie ein Tourist unterwegs."

Parallel zu der Ausstellung "Landschaft im Dialog" wird die Kabinettausstellung "Kattenhorns Pferd – Ein Buch und seine Bilder" im OverbeckMuseum am Sonntag, 7. Juli, um 11.30 Uhr

eröffnet. Präsentiert werden 50 Originalzeichnungen der Künstlerin Felicitas Blech, die den von der Edition Temmen neu aufgelegten Buchklassiker illustrieren. Dabei geht es um die Erlebnisse eines sprechendes Pferdes, die sich Fritz

Overbeck ursprünglich für seinen Sohn Fritz Theodor ausgedacht hat. Anlässlich der

Vernissage sprechen Museumsleiterin Katja Pourshirazi sowie Fritz Haase, ehemaliger Professor der Hochschule für Künste Bremen. Die Künstler sind anwesend.

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