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Gemeinschaft und Geselligkeit So starten Vegesacker Kleingärtner in den Frühling

Frühlingserwachen in Bremen: Die Vegesacker Kleingärtner bereiten sich auf die neue Saison vor. Gemeinschaft und Geselligkeit stehen dabei im Vordergrund.
17.03.2025, 17:45 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Sind sie schon gelb? Das ist die entscheidende Frage. Zeigen die Forsythien Farbe, geht es den Rosen an den Kragen. Dann ist im Frühjahr der richtige Zeitpunkt, um sie zu kürzen, wissen die Männer und Frauen aus dem Kleingärtnerverein Rahland an der Borchshöher Straße. "Wenn die Forsythien blühen, können wir unsere Rosen schneiden." Lange wird es nicht mehr dauern. Manch eine Forsythie zeigt bereits einen Hauch von Gelb.

Es müsste den Kleingärtnern schon in den Fingern kribbeln. Spätestens mit den sonnig-warmen Tagen Anfang März lag der Start der Gartensaison in der Luft. "Bevor es los geht, muss das Wetter danach sein", sagt Anke Wode aus gutem Grund. Das warme Intermezzo ist schon wieder passé. Im Vereinsheim knistert an diesem Tag das Holz im Kamin, und wer an die frische Luft geht, streift sich am besten Handschuhe über. Die Lust, in der Erde zu buddeln, hält sich noch in Grenzen. Trotzdem zieht es die Kleingärtner auf ihre Parzelle.

Saisonstart – das bedeutet auch: "Es in Ruhe angehen lassen und erstmal gucken, was anliegt." Zum Beispiel Gemeinschaftsarbeit. "Ende März ist der erste Termin", sagt Sabine Dähn, in deren Garten schon reihenweise farbenfrohe Krokusse aus dem Boden ragen. Zum Saisonstart haben die Kleingärtner alle Hände voll zu tun. "Wir müssen die Wege und die Gemeinschaftsflächen rund ums Vereinsheim pflegen und alle Bänke aufstellen", zählt Sabine Dähn auf, was nun anliegt. Nicht zu vergessen den Frühjahrsputz im Vereinsheim.

Einmal im Monat werden sie sich nun in ihrem Parzellengebiet zum gemeinschaftlichen Arbeiten treffen. Und bald stehen auch alle wieder in ihren Gärten, harken Laub, schneiden Sträucher zurück, säubern Beete und graben Kompost unter die Erde. Bei ihnen zu Hause, berichten einige, stehen auf den Fensterbänken Töpfchen mit Samen von Tomaten, Paprika und Auberginen. Auch Ulrike Gerbershagen gehört zu denen, die das Gemüse auf diese Weise vorzieht. "Wenn die Pflänzchen robust genug sind und es vor allem keinen Nachtfrost mehr gibt, kommen sie auf der Parzelle in die Erde."

66 Kleingärten mit einer Größe von jeweils rund 350 Quadratmetern zählt der Verein Rahland. Auf jedem Grundstück steht ein Häuschen von höchstens 24 Quadratmetern Größe. Man darf darin übernachten, aber nicht dauerhaft leben. Das Alter der Gartenfans, die es hierher zieht, liegt zwischen 30 und über 80 Jahren, berichtet Günter Zitzling. Eine bunte Mischung aus Familien mit kleinen Kindern, Berufstätigen und Rentnern. Mit dem Saisonstart verbinden die Kleingärtner auch etwas, das ihnen sehr wichtig ist: Geselligkeit. Die können sie nicht nur beim Sommerfest, beim Erntedankfest oder bei der Weihnachtsfeier am warmen Kamin im Vereinsheim genießen.

  • Lisa Hübotter vom Umweltamt Bremen gibt in unserem Podacst "Gartenhelden" Tipps, wie man einen Kleingarten bewirtschaftet:

Gesellig, berichtet Daniela Raap, geht es nicht selten auch übern Gartenzaun zu. Anke Wode erinnert sich noch an Zeiten, in denen es Stunden dauerte, bis sie nach der Ankunft im Kleingartengebiet bei ihrer Parzelle ankam. Überall auf dem Weg gab es eine Menge zu schnacken. So ist er eben, der "Schlag Kleingärtner", sagen sie. "Überall gleich: Er sabbelt gern und ist schnell per Du." Und ist er nicht auch pingelig? "Nee", winken alle ab. "Mit dem Zollstock läuft hier keiner rum."

Ich kann hier gut abschalten und in Ruhe in der Erde buddeln.
Sabine Dähn, Kleingärtnerin

"Wir können hier vieles selbst gestalten", sagt Daniela Raap. "Jeder arbeitet für sich, aber wir sind trotzdem in der Gruppe." Gleichwohl darf nicht jeder im Garten machen, wonach ihm der Sinn steht. Die Kleingartenordnung müssen sie schon beachten. Höher als einen Meter zehn dürfen die Hecken nicht sein. Der Blick muss in die Gärten schweifen können. Auch die "Ein-Drittel-Regelung" müssen die Kleingärtner einhalten. Soll heißen: Auf einem Drittel des Grundstücks müssen sie Gemüse anbauen, auf einem Drittel Zierpflanzen und auf einem Drittel Rasen säen. "Damit wollen wir verhindern, dass die Gärten nur als Partygärten genutzt werden", erklärt Ulrike Gerbershagen. Dreimal in der Woche würde bei ihr das Telefon klingeln, ob ein Garten frei sei, erzählt Vereinsvorsitzende Maren Nitz. Die Nachfrage ist groß. Niemand werde Probleme haben, seinen Garten an eine andere Person zu übergeben. "Aber wir sagen den Interessenten auch, dass sie nicht nur für Chillen und Grillen genutzt werden dürfen."

Es sei außerdem herrlich, schwärmt Ulrike Gerbershagen, das eigene Gemüse zu ernten. "Und draußen an der frischen Luft zu sein", fügt Anke Wode hinzu. Außerdem helfen sie sich gegenseitig aus, wenn einem beim Pflanzen etwas fehlt. Viele schätzen die Sämereien-Börse. "Ich kann hier gut abschalten und in Ruhe in der Erde buddeln", erzählt Sabine Dähn. Schön sei auch, dass viele unterschiedliche Nationalitäten die 66 Gärten beackern. "Wir haben einen guten Kontakt zu ihnen", sagt Ulrike Gerbershagen. "Sie lernen hier Deutsch und wollen sich integrieren", erzählt Günter Zitzling, der zusammen mit Heinz Stukenburg und Jens Motz auch Wegewart ist. Das bedeutet, dass die drei Männer täglich ein wachsames Auge auf das Gelände werfen, indem sie die Wege abschreiten. Das empfiehlt sich, um Einbrüche zu verhindern. Eine gute Prävention, ergänzt Maren Nitz, ist auch eine gepflegte Anlage. Dort kommen Einbrüche bei Weitem nicht so oft vor wie bei verwildert wirkenden Kleingärten. Weil mögliche Täter vermuten müssen, "dass immer jemand da ist und einen aufmerksamen Blick auf das Gelände hat". Trotzdem habe kürzlich jemand einen Geräteschuppen aufgebrochen. Und ganz schlimm war es vor einigen Jahren, berichten die Kleingärtner. Damals hatte jemand das Vereinsheim abgefackelt. Das Herzstück der Geselligkeit. Furchtbar sei das gewesen.

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