Bei der Gartenarbeit in die Hocke zu gehen wie seine Frau, das ist nichts für Walter Marahrens. "Knien ist besser für mich", sagt der 74-Jährige – auf einem Knie oder auch auf beiden. Vor zwei Wochen haben sich Walter und seine Frau Edeltraut erstmals in diesem Jahr wieder in ihrem Schrebergarten an die Arbeit gemacht. Die Sonne strahlt, die Temperaturen sind frühlingshaft warm: ein Tag wie geschaffen für Gartenarbeit. Sechs bis acht Stunden seien sie jetzt meist hier, sagt Edeltraut. "Anfangs muss natürlich viel gemacht werden." Ihr Gatte lächelt dazu ein wenig schelmisch. Der enorme Zeitaufwand, das sei ein "wunder Punkt", meint er.

Bei der Gartenarbeit geht Walter Marahrens lieber auf die Knie statt in die Hocke.
Vor neun Jahren haben sich Edeltraut und Walter Marahrens eine Parzelle auf dem Areal des Kleingärtnervereins Schwachhausen zugelegt. "Vorher waren wir berufstätig", sagt Edeltraut. Für die zupackende Seniorin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, war der eigene Kleingarten ein lang gehegter Wunsch. "Ich wollte gern Gemüse anbauen." Dafür schaffen die beiden nun die Grundlagen. Erst einmal werden die Beete gründlich gesäubert, die Stauden sind schon zurückgeschnitten. Natürlich sollen wieder Kartoffeln und Zwiebeln angepflanzt werden. Aber keine Möhren. "Dafür ist der Boden zu schwer, die brauchen es etwas sandiger." Auf irgendwelche Experimente will sich das Ehepaar beim Gemüseanbau nicht einlassen. "Wir beachten die Fruchtfolge", sagt Edeltraut Marahrens.
Nicht weit entfernt ist Verena Buffy in ihrem Kleingarten zugange. Ihr Sohn Emil geht ihr dabei zur Hand. Der Achtjährige sorgt dafür, dass zwei Kästen bepflanzt werden können. "Ich weiß bloß noch nicht, was da rein soll", sagt seine Mutter. Dafür hat sie aber sehr klare Vorstellungen davon, was in anderen Bereichen ihrer Parzelle geschehen soll. An der vorderen Hecke befand sich schon früher ein Spargelfeld. "Mein Vorgänger hat da jahrzehntelang Bleichspargel angebaut", sagt die 46-Jährige. Bei der Spargeltradition will sie es belassen. Allerdings mit dem Unterschied, dass bei ihr grüner Spargel den Vorzug erhält. Im Frühling 2022 haben Verena Buffy und ihr Partner die Parzelle gepachtet. "Ich war diejenige, die das unbedingt wollte", sagt sie. Im kleinen Hausgarten war wegen des mäßigen Lichteinfalls und der schlechten Erde an Obst- und Gemüseanbau nicht zu denken.
Hören Sie hier direkt in eine Podcast-Folge unserer "Gartenhelden" rein, wo Landschaftsgärtner Hartmut Clemen erklärt, was beim Obst- und Gemüseanbau beachtet werden sollte:
Über das, was ihm einmal blühen könnte, hat sich Mathias C. noch keine exakten Gedanken gemacht. "Wir genießen erst einmal die Sonne", sagt der 41-Jährige. Seine drei Töchter Lara, Helena und Livia vergnügen sich im Garten, eine bevorzugte Anlaufadresse ist der Obstbaum, dessen Geäst sich ganz hervorragend zum Klettern eignet. "Draußen zu toben, das ist superwichtig für die Kinder", findet der Wissenschaftler. Der gebürtige Brasilianer teilt sich den Schrebergarten mit einem Freund. Noch nie zuvor hat er sich als Parzellist erprobt, das deutsche Kleingartenwesen ist Neuland für ihn. Zunächst einmal sei ein bisschen Aufräumen angesagt, lautet seine Devise. Und auch ein bisschen Aufbauarbeit: Im Garten steht eine neue Schaukel, die sich allerdings der Konkurrenz des Kletterbaums erwehren muss.
Grundlegende Gedanken braucht sich das Ehepaar Marahrens nicht mehr zu machen. Die Abläufe sind längst eingeschliffen, die beiden Rentner können als Routiniers gelten. Schon jetzt geraten sie ins Schwärmen, wenn sie an die Früchte ihrer Arbeit denken. Bis Februar haben die Kartoffelvorräte aus eigenem Anbau gereicht. Und erst das Obst! "Wir haben immer reichlich Johannisbeeren, wir lieben Johannisbeeren", sagt Edeltraut Marahrens. Dazu kommen Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren. Und natürlich Stachelbeeren. "Daraus kann man Marmelade machen, sie schmecken lecker im Kuchen und als Zutat für Milchreis." Allerdings ist auch in dieser Saison wieder mit tierischen Interventionen zu rechnen. Das Ehepaar weiß von wilden Tauben zu berichten, die sich an den Spitzen des Grünkohls delektieren. Gar nicht zu reden von der Schneckenplage im vergangenen Jahr. Höchst ungern gesehene Gäste sind auch Wühlmäuse und Maulwürfe. "Man wird sie nicht los", sagt Verena Buffy, "mit denen muss man leben."
Ein Kleingarten hat indessen mehr zu sein als ein reiner Nutzgarten, ein Drittel sollte Zierpflanzen vorbehalten sein. "Ich möchte auch viele Blümchen haben", sagt Verena Buffy. Sich um all das zu kümmern, erfordert natürlich viel Zeit, die die medizinisch-technische Assistentin in einer Kinderklinik nicht immer hat. Das weiß auch das Ehepaar Marahrens nur allzu gut. "Ab Mitte Juni wird die Arbeit weniger, dann kann man Urlaub machen", sagt Edeltraut Marahrens. Schließlich dürften auch Kulturgenuss und Reisen nicht zu kurz kommen. "Ein Kleingarten macht viel Arbeit. Aber diese Arbeit macht auch viel Spaß und hält jung." Als besten Beweis führt sie einen Gartenfreund ins Feld, der noch mit 90 Jahren seinen Garten täglich bestellt habe. Ihr Credo: "Kleingärtner leben länger."