Vegesack. Es klingt paradox, entspricht aber der Realität. Obwohl die SG Aumund-Vegesack 90 Minuten lang ein gleichwertiger Gegner war, ließ sie sich gestern im Rollsportstadion am Jürgensdeich überrollen. Mit 6:3 feierte der BSC Hastedt einen deutlichen Sieg, weil vor allem Marvin Ekuase im Tor den Nordbremer Fußball-Bremen-Ligisten einen rabenschwarzen Tag erwischte.
Vegesacks Trainer Björn Krämer zeigte sich nach dem Schlusspfiff tief enttäuscht. Nicht über die Leistung seiner Mannschaft, die während der gesamten Spielzeit auf Augenhöhe mit den Hastedtern agierte, sondern weil der greifbar nahe Auswärtssieg durch individuelle Fehler verpasst worden sei. Die Nordbremer Akteure waren nach einem Foul an Abdullah Basdas durch ein Elfmetertor von Nick Enghardt früh in Führung gegangen (10.) und kontrollierten fortan die Begegnung. In der 36. Minute aber ließen sie sich von einem langen Diagonalpass überlisten, mit dem Kai Mehrtens seinen Sturmkollegen Elmehdi Faouzi bediente, der prompt den Ausgleich erzielte.
Wenig später sollte sich eine Szene ereignen, die Hastedts Coach Gökhan Deli später als spielentscheidend bezeichnete. Wiederum sprach Schiedsrichter Sebastian Schiller den Nordbremern einen Foulelfmeter zu, und wiederum wollte Nick Enghardt vollstrecken. Doch der BSC-Schlussmann Marcel Pfaar ahnte hier die Ecke, die Enghardt anvisierte, und parierte. Es war der erste Fehlschuss des Vegesackers in dieser Saison vom Elfmeterpunkt.
Nackenschlag nach der Pause
Die Glanztat ihres Torwarts beflügelte die Gastgeber und ließ sie in der 42. Minute erneut jubeln, als John-Dieter Thöle auf 2:1 für seine Farben erhöhte. Doch die Vegesacker Reaktion kam postwendend und effektiv. Noch vor dem Pausenpfiff glich Mittelfeld-Ass Abdullah Basdas zum 2:2 aus. Ein Treffer, der Mut für den zweiten Durchgang machte. Er sollte die Vegesacker auf die Siegerstraße bringen. Mit dieser Devise waren sie jedenfalls aus der Kabine gekommen. Nur zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff erhielten sie allerdings einen erneuten Nackenschlag. Einen flachen Pass in den Vegesacker Strafraum lenkte Pechvogel Clifford Stecher ins eigene Netz, und die Hastedter führten ohne eigenes Zutun 3:2.
Was Björn Krämer in den folgenden 25 Minuten sah, musste ihn freilich in der Hoffnung auf mindestens ein Unentschieden bestärken. Seine Mannschaft lieferte sich mit den Gastgebern einen offenen Schlagabtausch, hatte aber kein Schussglück und kassierte in der 71. Minute durch Dennis Krefta das vorentscheidende vierte Gegentor, das ebenfalls haltbar schien. Zwar konnte erneut Abdullah Basdas nur 120 Sekunden später auf 3:4 verkürzen, doch Ardian Kaloshi mit dem 5:3 (77.) und abermals Dennis Krefta (89.) machten den Sack endgültig zu. Wobei Marvin Ekuase auch beim sechsten Gegentreffer eine recht unglückliche Figur abgab: Den weiten Abschlag von BSC-Schlussmann Marcel Pfaar versenkte Krafta aus 18 Metern letztlich per Kopf ins Vegesacker Netz.
Der BSC Hastedt gewann mit demselben Ergebnis wie im Mai dieses Jahres und überflügelte die Nordbremer in der Tabelle. Und die bittere Bilanz von Björn Krämer nach 90 abwechslungsreichen Minuten am Jürgensdeich lautete: „Wir haben mindestens einen Punkt aufgrund individueller Fehler verschenkt.“