Herr Hadziomerovic, ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Im Profi- und Amateurfußball gibt es in neun von zehn Vereinen die gleichen Mechanismen: Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, steht der Trainer zur Diskussion. Wie sicher ist der Trainerjob von Ugur Biricik bei der SAV?
Harun Hadziomerovic: Ich kann nur von meiner Seite und von der Seite des Teams aus sprechen. Wir sind relativ zufrieden mit der Arbeit des Trainers. Das spiegelt sich im Training immer wider, in den Spielen und den Ansprachen. Auch gegen Geestemünde waren wir mit dem Matchplan auf einem guten Weg. Es läuft eigentlich alles gut, nur es spielen Faktoren eine Rolle, bei denen es selbst ein Guardiola nicht hätte besser machen können: Verletzungen, vier von fünf Elfmetern, die wir verhauen haben, Slapstick-Gegentore. Das zieht sich vom ersten Spieltag an wie ein roter Faden durch die Saison. Wenn du so scheiße in die Saison startest, ist es auch irgendwann schwer, da rauszukommen. Dann ist das Matchglück und das Momentum nicht auf deiner Seite. Aber wir haben vollstes Vertrauen und in keinster Weise über eine Trennung nachgedacht.
Und worauf beruhen die Hoffnungen, dass alles ein gutes Ende nimmt?
Tatsächlich auf den Charakter der Mannschaft. Wir haben eine sehr intakte Mannschaft, die Jungs geben Gas. Die Stimmung ist angespannt, aber ich würde sagen noch gut. Sie ist nicht negativ. Die Kaderqualität spiegelt ja nicht den Tabellenplatz wider. Und wie sagt man so schön: Qualität setzt sich am Ende durch. Klar muss man sie auch auf den Platz bringen. Aber wir warten mehr oder weniger darauf, dass der Knoten platzt und der eine oder andere Verletzte zeitnah zurückkommt.
Aber was, wenn der Knoten nicht platzt. Würde die SAV dann mit Ugur Biricik in die Landesliga gehen?
Mit der Frage haben wir uns tatsächlich noch gar nicht beschäftigt. Vielleicht ist es auch fahrlässig, sich noch gar nicht mit der Landesliga beschäftigt zu haben, aber es sind noch zwölf Spiele zu bestreiten und damit 36 Punkte zu vergeben. Mit Vahr Blockdiek, Neustadt, Vatan, dem Nachholspiel gegen Tura, Werder III und Habenhausen warten jetzt die Wochen der Wahrheit und danach können wir mit sieben, acht Punkten Vorsprung unten weg sein.
Wir haben jetzt März, und das ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem Gespräche mit dem Trainer und den Spielern mit Blick auf die kommende Saison geführt werden. Ist das angesichts der aktuellen Situation nicht sehr schwierig?
Definitiv. Um ehrlich zu sein, habe ich damit noch gar nicht begonnen. Ich denke, Anfang April kann man sich mit der Ligazugehörigkeit und den Zusagen des Trainers und der Spieler auseinandersetzen. Wir können nicht von Spielern erwarten, dass sie für die Landesliga zusagen, wenn sie die Qualität für etwas anderes haben. Wir glauben aber fest daran, dass wir drin bleiben.
Nun steht die SAV aber nach 18 von 30 Spielen auf einem Abstiegsplatz. Was, wenn das auch nach 30 Spielen der Fall ist?
Dann stehen wir vielleicht ohne Kader da.
Und was würde passieren, wenn die SAV zum Start in die Wochen der Wahrheit tatsächlich gegen das abgeschlagene Schlusslicht SC Vahr Blockdiek verliert?
Auch da machen wir uns noch keinen Kopf drüber. Wir sehen der ganzen Sache noch positiv entgegen. Wir wollen den Turnaround mit einem Sieg schaffen und dann den Aufschwung mitnehmen. Wir gehen von einem Sieg aus. Wir müssen auf dem Platz abliefern. Alles andere darf einfach nicht sein. Weder der Abstieg, noch eine Punkteteilung oder Niederlage in Blockdiek. Wir müssen gewinnen – egal wie.
Das Gespräch führte Jens Pillnick