Bremen-Nord. Dicke Luft? Nicht im kleinsten Bundesland, lautet die Antwort aus dem Haus der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Maike Schaefer (Grüne). Sie verweist auf die jüngste Bilanz des Bremer Luftüberwachungs-Systems (Blues), wonach die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für Luftschadstoffe im vergangenen Jahr einmal mehr deutlich unterschritten worden seien.
Auch die im vergangenen Jahr noch einzige Nordbremer Messstation in der Aumunder Feldstraße hat 2021 keine gesundheitlichen Gefahrenwerte für den Menschen registriert. Allerdings: Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine saubere Luft kann der Zwei-Städte-Staat an der Weser ebenso wenig einhalten wie die Bundesrepublik oder Europa insgesamt.
Dass die in Deutschland geltenden Grenzwerte in Bremen und Bremen-Nord im vergangenen Jahr ebenso wie 2020 deutlich unterschritten wurden, führt die Umweltsenatorin einmal mehr auch auf die Corona-Pandemie zurück, die vor allem für eine Reduzierung des Verkehrs auf den Straßen sorgte. Allerdings, so Schaefer, sei sie sich sicher, dass weitere und speziell bremische Faktoren eine Rolle gespielt hätten. Zum Beispiel die Abschaltung des Kohlekraftwerks Hafen. Und in Zukunft würden auch die Verkehrswende hin zu mehr Elektromobilität und Fahrradnutzung sowie der Verzicht auf das zweite SWB-Kohlekraftwerk die Luftschadstoffe reduzieren.
In Bremen und Bremerhaven ist bislang an neun Standorten gemessen worden, wie stark die Luft durch Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid (CO), Stickstoffoxid (NO2), Feinstaub (PM10 und PM 2,5) sowie Ozon (O3) belastet ist. Dabei sollten drei Stationen am Dobbenweg, in der Nordstraße sowie in Bremerhaven an der Cherbourgerstraße speziell Auskunft über die Verkehrsbelastung geben. Stationen „im städtischen Hintergrund“ gibt es in der Seestadt an der Hansestraße, in Bremen-Nord an der Aumunder Feldstraße sowie in Oslebshausen, Bremen-Mitte und Bremen-Ost. Die Bezeichnung „Im städtischen Hintergrund“ stammt aus der Umweltmedizin und meint die Konzentration eines Schadstoffes, der ohne erkennbaren Kontakt, also zum Beispiel über die Luft ins Blut oder in den Urin eines Menschen gelangt ist.
Feinstaubbelastung gesunken
Die Feinstaubbelastung im Land Bremen lag 2021 im Durchschnitt auf dem Niveau des Vorjahres. Bei PM 10 mit rund 16 Mikrogramm pro Kubikmeter sogar erheblich unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 40 Mikrogramm. Eine Überschreitung wurde allerdings an sechs Tagen mit jeweils 50 Mikrogramm an der Messstation Dobben registriert. Zulässig, so die Umweltbehörde, seien Überschreitungen an 35 Tagen. Auch die Jahresmittelwerte für den Feinstaub PM 2,5 blieb mit neun bis elf Mikrogramm unter dem vorgeschriebenen Grenzwert von 25 Mikrogramm. Die WHO empfiehlt indes Grenzwerte von 15 Mikrogramm bei Feinstaub PM 10 und von fünf Mikrogramm bei Feinstaub PM 2,5.
Als gewaltige Dreckschleuder hat sich auch in der Hansestadt in der Vergangenheit stets die Böllerei zur Jahreswende erwiesen. Vor 2019 lagen die Stundenwerte an Silvester und Neujahr stets bei durchschnittlich 500 statt der maximal erlaubten 50 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Auch die zulässige Belastung der Luft durch Stickoxid und Ozon ist im Zweistädtestatt an der Weser im vergangenen Jahr unter den zulässigen Beeinträchtigungen geblieben. Bei Stickoxid beträgt sie 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, im kleinsten Bundesland lag der Mittelwert an den Messstationen Dobbenweg, Nordstraße und Cherbourger Straße bei 31 Milligramm. Weit unter dem sogenannten Alarmwert von 240 Mikrogramm blieb schließlich die Ozonbelastung mit Werten zwischen 45 und 48 Milligramm.
Die Messstation Bremen-Nord an der viel befahrenen Aumunder Feldstraße hat im vergangenen Jahr kein einziges Ergebnis geliefert, das den erlaubten Grenzwerten nahe kam. Das gilt auch weiterhin für die bislang ermittelten Tagesdurchschnittswerte. Der lag beispielsweise am 18. Januar für Feinstaub bei 16 Milligramm, für Stickoxid bei 21 und für Ozon bei 67 Milligramm pro Kubikmeter.
Neue Messstelle in Blumenthal
Seit Anfang des Jahres liefert auch eine mobile Messstation beim Bahnhof Blumenthal Daten über die Luftqualität. Der Standort ist auf Wunsch des Beirats und in Absprache mit dem Ortsamt ausgewählt worden und liegt in der Hauptwindrichtung von Anlagen, die Schadstoffe ausstoßen. Die Station charakterisiert nach Auskunft des Umweltressorts gut die Situation in Blumenthal hinsichtlich Bebauung, Verkehr und Gewerbe sowie Industrie. Die Daten vom 18. Januar geben keinen Anlass zur Besorgnis. Sie lagen im Tagesmittel für Feinstaub PM 10 bei zwölf, für Feinstaub PM 2,5 bei sieben und für Stickstoffoxid bei 17 Mikrogramm pro Kubikmeter.