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Maritime Meile Vegesack Schiffe gucken vom Balkon

Die Signalstation an der Weser ist wieder geöffnet. Der MTV Nautilus hat die Renovierung abgeschlossen. Gäste können sich wieder über Themen rund um die Schifffahrt auf dem Fluss informieren.
21.10.2018, 19:00 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Vegesack. Touristen oder Einheimische sollen einfach die Stufen hinaufgehen, sich informieren oder vom Balkon, „von der schönsten Terrasse Vegesacks“, Schiffe gucken. So stellt sich Thomas Rutka vom MTV Nautilus nach der Wiedereröffnung der Signalstation die Zukunft vor. Mit einer kleinen Feier wurde die umfangreiche Renovierung im Obergeschoss des Gebäudes abgeschlossen.

Das Kulturdenkmal an der maritimen Meile kann nun wieder betreten werden. Es ist geplant, künftig auch regelmäßige Öffnungszeiten die Woche durch anzubieten. Darum wird versucht, ein neues ehrenamtliches Team auf die Beine zu stellen, aus Vereinsmitgliedern oder maritim Interessierten. Bisher war das Obergeschoss der Signalstation vor der Renovierung nur an den Wochenenden mit Ehrenamtlichen besetzt, die Prospekte ausgaben, Fragen zu Schiffen, der Weser oder anderen maritimen Themen beantworteten. „Korrekt müsste es jetzt Signal- und Gezeitenstation heißen“, überlegt der MTV-Chef laut. Im Juli dieses Jahres wurde nämlich schon der neue Informationsbereich außen am Gebäude, die sogenannte Gezeitenstation, eingeweiht.

Mit Schautafeln wird über Ebbe und Flut informiert, über die Bedeutung der Weser für die Schifffahrt und andere maritime Themen. An vier Säulen sind auch historische Höchstwasserstände markiert. „Das war eine Idee des Stadtgartenvereins Vegesack“, erläutert Rutka.

Die Ideen zur Verbesserung der Attraktivität der maritimen Meile hat eine ganze Menge Verbündeter und Förderer, die sich inzwischen in der „Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile“ zusammengetan haben und noch viel vorhaben. „Es muss noch viel passieren“, weiß Rutka. Die Eröffnung des Informationsbereiches im Juli und nun die Wiedereröffnung der Signalstation nach der Renovierung stellen sich für ihn aber als „wichtiger Schritt“ dar. Ihm zeigt es, dass die Partnerschaft mit anderen Verbündeten ein gutes Mittel ist, um etwas zu erreichen. „Es ist ein schönes Beispiel, wie es gemeinsam vernünftig weitergeht“, sagt er. Es gab viel zu tun im Obergeschoss der Signalstation. Sie ist eben in die Jahre gekommen. Der Fußboden in dem gut 15 Quadratmeter großem Raum mit Mini-Teeküche musste erneuert werden, die Wände hatten einen Anstrich nötig und ein Teil der Möbel war auch nicht mehr zu gebrauchen. „Wir haben einiges gemacht. Auch das alte Radargerät musste ausgetauscht werden“, erzählt der MTV-Chef. Mit dem neuen kann nun elektronisch um die Weserkurve geschaut werden. Wegen der Renovierung gab es eine ganze Weile keine Informationen für Besucher durch Vereinsmitglieder.

Am Wochenende in den Sommermonaten war sonst immer jemand da, der Fragen beantwortete oder Prospekte ausgab. Und auch das Team aus Ehrenamtlichen, das sich um die Station kümmert, wird nicht jünger. Darum wurde der Schnitt genutzt, neu zu denken. Der Vorstand des MTV Nautilus möchte nun ein neues Team zusammenstellen. Es soll auch zusätzliche Öffnungszeiten geben, mehr als nur die am Wochenende.

„Wir brauchen Leute, die mitmachen“, sagt Rutka. Er sucht nicht nur unter den Vereinsmitgliedern und bei befreundeten Vereinen, sondern fordert auch maritim interessierte Laien auf, darüber nachzudenken, ob sie nicht mitmachen möchten. Sie müssten keine Spezialisten in Sachen Schifffahrt sein, sondern nur Interesse und Spaß an maritimen Themen haben. Der Vereinschef steht als Ansprechpartner zur Verfügung, er ist unter der Telefonnummer 01 71 / 1 93 37 81 erreichbar. Erst einmal läuft es aber weiter, wie sonst auch. Wenn außen an der Signalstation das Schild mit der Aufschrift „Geöffnet für Sehleute“ hängt: „Einfach hochkommen.“

Info

Zur Sache

Die Geschichte der Signalstation

Die Signalstation wurde 1888 errichtet, informiert der Verein MTV Nautilus auf seiner Internetseite, damals allerdings am Hafenkopf, wo sich heute das Verwaltungsgebäude der Lürssen-Werft befindet. Für die vorbeifahrenden Schiffe zeigte sie die Wasserstände der Weser an. An dem ersten Mast wurden tagsüber Bälle und Kegel hochgezogen. Jeder Ball bedeutete einen Wasserstand von einem Meter über Normal-Null, jeder Kegel mit der Spitze nach oben 20 Zentimeter und jeder Kegel mit der Spitze nach unten 10 Zentimeter. Während der Dunkelheit konnten die Informationen anhand von verschiedenen Lampen an der zweiten Stange abgelesen werden. Am dritten Gestell zeigten Schifffahrtszeichen schließlich Behinderungen, Beschränkungen und Sturmwarnungen an. Die Signalstation wurde in den 1950er-Jahren aufgrund der Hafenverbreiterung an die Weserpromenade verlegt. Kurze Zeit später erfolgte der Bau eines neuen, sturmflutsicheren Gebäudes. Es ist in Vegesack das einzige Gebäude direkt am Wasser. Ab 1978 veränderte sich die Kommunikation mit den Schiffen grundlegend. Die Kapitäne bekamen die Pegelstände über Funk mitgeteilt, sodass die Bälle und Kegel überflüssig wurden. Als im Jahr 1989 ein modernes Radarleitsystem die Führung der Schiffe übernahm, wurde die offizielle Tätigkeit der Signalstation eingestellt. Die Signalstation sollte Anfang der 1990er-Jahre abgerissen werden. Der Verein MTV Nautilus bemühte sich um den Erhalt. 1995 wurde die Station dem Verein von der Stadt Bremen übergeben.

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