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Endabrechnung liegt vor: Umbau deutlich teurer als geplant / Stadt bleibt auf Kosten für Mängel bisher sitzen Schlechtes Image für Stadthaus und Tunnel

In Bremen fallen Bauprojekte gerne teurer aus als geplant. Dass die Stadt auf den Mehrkosten sitzen bleibt, selbst wenn andere für den Pfusch am Bau verantwortlich sein sollen, zeigt das Beispiel Vegesacker Stadthaus nebst Tunnelbauwerk. Höchstens ein Gerichtsbeschluss könnte das Geld, mindestens eine halbe Million Euro, zurück in die Stadtkasse bringen.
22.06.2013, 05:00 Uhr
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Schlechtes Image für Stadthaus und Tunnel
Von Patricia Brandt

In Bremen fallen Bauprojekte gerne teurer aus als geplant. Dass die Stadt auf den Mehrkosten sitzen bleibt, selbst wenn andere für den Pfusch am Bau verantwortlich sein sollen, zeigt das Beispiel Vegesacker Stadthaus nebst Tunnelbauwerk. Höchstens ein Gerichtsbeschluss könnte das Geld, mindestens eine halbe Million Euro, zurück in die Stadtkasse bringen.

Vegesack. Dass beim Umbau des früheren Kaufhauses Kramer am Sedanplatz in einen Behördenkomplex einiges schief gegangen ist und die Kosten für die dazugehörige Tunnelanbindung explodiert sind, das ist in Vegesack schon lange kein Geheimnis mehr. Seit gestern haben es die Wirtschaftsdeputierten der Stadt schriftlich.

Noch werden die letzten Mängel im Stadthaus beseitigt, doch die Endabrechnung für das Gesamtprojekt liegt inzwischen vor. Die 2009 mit 12,3 Millionen Euro veranschlagten Kosten für die Gesamtinvestition kletterten nach dem Bericht der Verwaltung bis Mai diesen Jahres um 913000 Euro auf 13,2 Millionen Euro. Zu den Mehrkosten kommen demnach weitere Ausgaben für die Mängelbeseitigung: Eine halbe Million Euro für die Sanierung der schiefen Fußböden im Stadthaus.

Bekanntlich wiesen die Fußböden im ersten und zweiten Obergeschoss in der Oberfläche deutliche Unebenheiten auf. Die Bauherrin, die Wirtschaftsförderung Bremen, sprach zuletzt von einem Niveauunterschied von drei Zentimetern auf 60 Prozent der Fläche.

511000 Euro für schiefe Fußböden

Jetzt wurde die Zahl nach oben korrigiert. Zumindest geht die Verwaltung davon aus, dass 80 Prozent der Stadthausflächen Gefälle aufwiesen. Der Fußboden war – um Kosten zu sparen – auf dem alten Estrich gebaut worden. "Die Architekten haben in ihren Überlegungen die im Bestandsobjekt vorhandenen Bauwerksverformungen sowie die Unebenheiten im Boden offensichtlich unterschätzt", heißt es in der Vorlage.

Mit exakt 511000 Euro ist die Sanierung der Fußböden in dem Papier aufgeführt. Auf den Kosten ist Bremen bisher sitzen geblieben. Die Haftpflichtversicherung der Architekten verweigert seit einem Jahr die Zahlung. Strittig ist unter anderem, ob nicht doch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bremen (WFB) angeordnet hat, die Arbeiten fortzuführen, obwohl die Unebenheiten im Stadthaus bekannt waren. Die WFB hat mittlerweile den Entwurf einer Klageschrift erstellt. Die WFB-Anwälte beziffern das Prozesskostenrisiko mit 25 000 Euro (plus möglicher Auslagen für Sachverständige).

Wie Bremen mit Kostensteigerungen umgeht, interessiert den Bund der Steuerzahler spätestens, seitdem die Vereinigung von der erfolglosen Suche nach einem Gutachter für weitere Schadensersatzansprüche Bremens erfahren hat. Die Kosten für den 17-Meter-Tunnel, der Stadthaus und Tiefgarage miteinander verbindet, werden mittlerweile mit 609000 Euro beziffert. Vor Baubeginn im April 2009 war die Wirtschaftsförderung noch von 370000 Euro ausgegangen. Als Gründe für die Kostensteigerung waren damals immer gravierende Planungsfehler der Baufirma angeführt worden.

Trotzdem gelang es bisher nicht, ein Gutachten dazu einzuholen. "Die (. . .) angesprochenen Personen zeigten jedoch kein Interesse für diese Aufgabe beziehungsweise sahen sich aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage, ein entsprechendes Gutachten zu erstellen", heißt es in dem Papier.

Nach monatelanger Suche will die WFB nun laut Verwaltung ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren anstrengen, bei dem das Gericht einen geeigneten Gutachter auffordern muss, eine Expertise zu erstellen. Die Kosten hierfür werden übrigens auf unter 10000 Euro geschätzt.

Mehrkosten führt die Verwaltung also auf erhöhte Aufwendungen bei Rohbauarbeiten, den technischen Gewerken und den Aufwendungen für das Tunnelbauwerk zurück. Und weiter? In dem Verwaltungspapier ist auch die Rede von einem "höheren Betrag aus nicht abziehbarer Vorsteuer, der aus dem größeren Flächenanteil an Mietflächen der öffentlichen Hand gegenüber der Planung resultiert." Der Jahresmieterlös von derzeit 676000 Euro fällt demnach geringer als erwartet aus. Gerechnet hatten die Verantwortlichen nach dem von den Grünen und dem Finanzausschuss angeforderten Sachstandsbericht aber mit 723000 Euro.

98 Prozent der Fläche des Stadthauses sind heute vermietet. Ans Ortsamt, Stadtamt und Bauamt etwa. Dem Amt für Straßen und Verkehr hat die WFB einen Archivraum zur Verfügung gestellt. Auch einige wenige Firmen sind in die Räume rund um den bambusbewachsenen Lichtschacht gezogen. Doch die ersten verlassen das Stadthaus schon wieder. Die Flächen im Erdgeschoss, die bisher an einen Schildermacher vergeben waren, sind ausgeschrieben worden. "Den Bestbietenden sind die Vertragsunterlagen zugeleitet worden. Die gebotenen Mieten liegen deutlich unter den Angeboten der ersten Ausschreibung", schreibt die Verwaltung.

Trotz erhöhter Investitionskosten und gesunkener Mieterlösen kommt die Verwaltung letztlich zu einer positiven Bewertung des Gesamtprojekts. Die Begründung: Die Mehrkosten hätten zum Teil dadurch kompensiert werden können, dass keine Kosten für eine Zwischenfinanzierung angefallen seien. Ein Gewinn ist das neue Behördenzentrum übrigens für die Brepark. Sie gibt an, dass die Einstellzahlen in der Tiefgarage Sedanplatz in 2012 um 11,3 Prozent gestiegen sind.

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