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Ausstellung Erinnerungen an einen Großsegler

Die aktuelle Ausstellung im Schloss Schönebeck widmet sich der "Schulschiff Deutschland" und der Geschichte des Dreimasters. Zu sehen sein wird sie bis zum 24. Oktober.
10.09.2021, 14:00 Uhr
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Von Marina Köglin

Schönebeck. „Schulschiff Deutschland – eine  wechselvolle Geschichte“ unter diesem Titel erinnert das Heimatmuseum Schloss Schönebeck mit einer Ausstellung an den Großsegler. Die Idee zu der Ausstellung entstand, als sich abzeichnete, dass die „Deutschland“ Vegesack verlassen wird. Mit Hilfe des Schulschiff-Vereins, der die Exponate zur Verfügung stellte, konnte die Ausstellung zügig realisiert werden. Fotografien, Gemälde und Texttafeln dokumentieren die Geschichte der „Deutschland“, ihre unterschiedlichen Nutzungen – und auch die Faktoren, die letztlich dazu führten, dass das Schiff nach Bremerhaven umzog.

Am 12. Januar 1900 wurde in Berlin der Deutsche Schulschiff-Verein gegründet. Die 227 Gründungsmitglieder repräsentierten die Spitze der deutschen Wirtschaft sowie den maritim orientierten Hochadel. Man war der Meinung, dass eine umfassende seemännische Ausbildung nur auf Segelschiffen erfolgen könne. 1901 wurde als erstes das Vollschiff „Großherzogin Elisabeth“ in Dienst gestellt. Am 14. Juni 1927 lief die „Schulschiff Deutschland“ bei der Tecklenborg-Werft vom Stapel. Um die angehenden Matrosen in der seemännischen Praxis zu unterweisen, unternahm das Schiff regelmäßige Ausbildungsfahrten im Atlantik sowie in der Nord- und Ostsee. In einer Vitrine des Heimatmuseums ist das Tagebuch der „Deutschland“ aus dem Jahr 1927 zu sehen, in dem Wetter-Daten („Barometer fällt“) oder besondere Ereignisse notiert wurden. Fotos aus der Zeit, als die „Deutschland“ auf große Fahrt ging, zeigen unter anderem, wie die Matrosen „Plünnen trocknen“ (die gewaschene Kleidung wurde in der Takelage zum Trocknen aufgehängt), das Deck schrubben, konzentriert Seemannsknoten knoten und Segel bergen. Auf einigen Seekarten werden die Reisen der „Deutschland“ im Zeitraum 1927 bis 1944 dargestellt. Außerdem zeigt die Ausstellung ein Buddelschiff – die „Deutschland“, wie sie von zwei Schleppern an der Strandlust vorbei zur Lesum-Mündung geschleppt wird – ein Schiffsmodell, und einige Gemälde. Eins davon ist eine Leihgabe aus dem Laden 38 in der Alten Hafenstraße – dort kann es nach dem Ende der Ausstellung dann auch käuflich erworben werden. Ein Teller aus dem Nachlass des Kapitäns Otto Bauer erinnert an ein Fußballspiel, das die Mannschaften „Schulschiff Deutschland“ und „Deutsche Überseeische Bank“ am 25. November 1938 in Bahia austrugen. Das Ergebnis ist allerdings nicht überliefert.

1945 wurde auf dem damals in Lübeck liegenden Schiff ein Lazarett eingerichtet. Dies verhinderte eine sofortige Auslieferung des Seglers an die Siegermächte. Einige weitere Stationen: Wohnschiff für das Personal des Minenräumdienstes und schwimmende Jugendherberge im Europahafen. Ab 1952 wurde es wieder für die seemännische Ausbildung genutzt – als schwimmende Ausbildungsstätte fest vertäut an der kleinen Weser in Woltmershausen. 1995 wurde das Schiff als Kulturdenkmal anerkannt und von 1995 bis 1996 für 5,5 Millionen D-Mark auf der Vulkan-Werft renoviert. Im Juni 1996 kam es an seinen Liegeplatz an der Lesum-Mündung, wo es 25 Jahre lang lag. Insgesamt wurden an Bord der „Deutschland“ etwa 10.000 Seeleute ausgebildet.

In Vegesack sollte das Schulschiff eine zentrale Attraktion im geplanten Tourismus-Konzept an der Maritimen Meile werden. Auch die nautische Ausbildung an Bord wurde zunächst fortgesetzt. Die Entscheidung der damaligen Bildungssenatorin, die seemännische Ausbildung an die Berufsschule Kerschensteinerstraße zu verlegen, „war der erste Schlag, mit dem der Schulschiff-Verein nicht gerechnet hat“, so Klaus Gawelczyk, der zweite Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung. Der Deutsche Schulschiff-Verein war damit auf sich selbst gestellt und abhängig von der touristischen Entwicklung Vegesacks. Unter dem Titel „Das langsame Ende eines Traumes in Vegesack – bald ein Neubeginn?“ sind all die Begebenheiten und Entwicklungen dargestellt – Haven Höövt, Gläserne Werft, Spicarium und die Schließung der Strandlust, um nur einige zu nennen – die dazu führten, dass weniger auswärtige Besucher kamen, als zur Erhaltung des Schiffes notwendig gewesen wären. Die letzten Fotos der Ausstellung zeigen, wie die „Schulschiff Deutschland“ gen Bremerhaven geschleppt wird.

„Wir schauen immer, was die Menschen in Bremen-Nord interessiert und bewegt und der Weggang des Schulschiffs war ein großes Thema, da kochten die Emotionen ziemlich hoch“, so Klaus Gawelczyk. Mit der Ausstellung möchte das Heimatmuseum die Geschichte der „Deutschland“ dokumentieren und in diesem Zusammenhang sachlich zeigen, welche Faktoren dazu führten, dass das Schulschiff Vegesack verließ – und nach vorne blicken. 2022 wird es eine große Ausstellung zum 400-jährigen Bestehen des Vegesacker Hafens geben.

Info

Die Ausstellung „Schulschiff Deutschland – Eine wechselvolle Geschichte“ ist bis Sonntag, 24. Oktober im Heimatmuseum Schloss Schönebeck, Im Dorfe 3-5, zu sehen. Das Museum ist dienstags, mittwochs und sonnabends von 15 bis 17 Uhr und am Sonntag von 10.30 bis 17 Uhr unter Einhaltung der Pandemie-Regeln Bremens geöffnet. Führungen und Sonderöffnungszeiten für Gruppen sind nach Voranmeldung möglich. Weitere Informationen online unter www.museum-schloss-schoenebeck.de.

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