Seit Wochen soll nur noch ins Büro kommen, wer unverzichtbar ist. Die anderen arbeiten im Homeoffice und teilen sich den Internetanschluss mit den Kindern, die per Videokonferenz unterrichtet werden. Doch halten die vielerorts durchaus verbesserungsfähigen Breitbandnetze den Anforderungen von Homeoffice und Homeschooling stand?
So viel ist klar: Für die meisten Homeoffice-Anwendungen reichen vergleichsweise geringe Bandbreiten aus. „Wo eine 30-Megabits-Verbindung zur Verfügung steht, geht schon recht viel, selbst zwei Parallelnutzungen“, formuliert es Peer Beyersdorff vom Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen mit Sitz in Osterholz-Scharmbeck. Soll heißen: Wenn der Internetanschluss zu Hause ausreicht, um am Abend die neuesten Filme und Serien zu schauen, können damit tagsüber auch Videokonferenzen abgehalten werden.
Bremens digitale Infrastruktur scheint für flächendeckendes Homeoffice und Homeschooling allerdings deutlich besser ausgebaut zu sein, wie die Antwort des Senats auf eine aktuelle Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion bestätigt. Demnach waren nach der vorläufigen Auswertung eines Markterkundungsverfahrens aus dem Jahr 2020 in 95,5 Prozent der Haushalte im Land Bremen Breitbandanschlüsse mit mindestens 1000 Megabits pro Sekunde (Mbits/s) verfügbar – ein Spitzenwert im Vergleich der Bundesländer. Für 97 Prozent der Haushalte in Bremen und Bremerhaven waren Anschlüsse mit mindestens 100 Mbit/s verfügbar. Nur 1,3 Prozent der Haushalte mussten mit weniger als 30 Mbit/s auskommen, darunter 70 Adressen in Burglesum, 15 in Blumenthal und eine Adresse in Vegesack. „Die Versorgung in Bremen-Nord ist überwiegend als sehr gut zu bezeichnen“, sagt denn auch Peer Beyersdorff. Dazu trage insbesondere das gut ausgebaute TV-Kabelnetz bei.
Ein anderer Grund ist der 2020 gestartete und aus öffentlichen Mitteln von Bund und Land geförderte Netzausbau unter anderem in den Randlagen von Blumenthal (Ausbau des Glasfasernetzes), Burglesum/Werderland und Vegesack/Aumund-Hammersbeck mit dem Ziel, eine Mindestversorgung von 50 Mbit/s zu erreichen. Vorausgegangen war ein Markterkundungsverfahren, bei denen im Jahr 2017 die Gebiete identifiziert wurden, die keine Mindestversorgung mit 30 Mbit/s aufwiesen.
„Der Ausbau in Blumenthal befindet sich in der Fertigstellung und wird noch im ersten Quartal 2021 abgeschlossen sein“, berichtet Beyersdorff zum Vorschritt der Arbeiten. In den Ortsteilen Werderland und Aumund-Hammersbeck befinde sich der Ausbau dagegen noch im Genehmigungsverfahren. Mit Hilfe der Vectoring-Technik sollen dort bis voraussichtlich Mitte November die vorhandenen Kupfer-Kabel-Bündel zwischen den Verteilerkästen der Telekom und den Endkunden besser vor gegenseitigen Störungen abgeschirmt werden, die Datenrate steigt.
Und obwohl Bremen beim Breitbandausbau den Spitzenwert belegt, behält der Senat ein vom Bund angekündigtes Förderprogramm zum „Gigabitausbau“ genau im Blick. Wo es sich für die Telekommunikationsunternehmen wegen der wenigen Kunden in den Randlagen nicht lohnt, könnte das Breitbandnetz mit Hilfe des Förderprogramms womöglich weiter ausgebaut werden. Was genau möglich ist, soll nach Veröffentlichung der endgültigen Richtlinie geprüft werden.