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Social-Media-Trend Schüler in Bremen-Nord nach "Hot Chip Challenge" kollabiert

Die Challenge "Zerstöre die Schultoilette" hat die Oberschule In den Sandwehen kalt erwischt, berichtet Schulleiter Stephan Wegner. Immer wieder bekommen es Lehrer mit zum Teil gefährlichen Mutproben zu tun.
22.09.2023, 15:30 Uhr
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Schüler in Bremen-Nord nach
Von Patricia Brandt

Die sogenannte „Hot Chip Challenge“ soll an einer Schule in Bremen-Nord zu Problemen geführt haben. Ein 14-Jähriger in Massachusetts soll gestorben sein, nachdem er an einer Tiktok-Mutprobe teilgenommen und einen extrem scharfen Chip gegessen habe. In Schwanewede soll ein Kind nach dem Verzehr eines solchen Chips kollabiert sein. Mit welchen Mutproben es Schulleitungen noch zu tun bekommen und wie sie darauf reagieren.

Welche Challenges gab es an der Schule In den Sandwehen?

„Die letzte Challenge hier war: Zerstöre die Schultoilette“, berichtet der Schulleiter der Oberschule In den Sandwehen, Stephan Wegner. In der Regel seien die Lehrer auf dem Laufenden, welche Challenge gerade im Umlauf sei. „In dem Fall hat es uns kalt erwischt.“ Schüler traten Toilettenrollen-Halter ab und verunstalteten die Wände mit Farbschmierereien. Gleich in zwei Fällen. Was der Studiendirektor schwierig findet: „Früher waren es Mutproben, heute läuft das Ganze auch noch öffentlich und medial. Solche Aufnahme verletzten aber die Persönlichkeitsrechte.“

Wie ernst sind die Challenges?

Eine Zeit lang ohrfeigten sich Schüler der Oberschule an der Lerchenstraße und filmten sich dabei. Zum Teil seien die Mutproben aber sehr viel ernster. „Wir hatten hier vor zwei oder drei Jahren den Pilotentest, bei dem Schülern die Luft abgedreht wurde. Die haben sich bei uns hinter der Turnhalle gefilmt, bis sie ohnmächtig wurden“, berichtet Schulleiterin Kirsten Addicks-Fitschen. „Das ist hochgradig gefährlich.“ Wie der WDR vor wenigen Tagen berichtet hat, sei ein Jugendlicher aus Olfen in Nordrhein-Westfalen möglicherweise nach einer Tiktok-"Deo-Challenge" gestorben. Bei den Deo-Challenges wird das Deo möglichst lange auf die Haut gesprüht, was wegen der enthaltenden Chemikalien zu schweren Verbrennungen führen kann, oder eingeatmet, was  Bewusstlosigkeit, Herzversagen und Atemlähmung zur Folge haben kann. Ebenfalls in diesem Jahr hat Italien eine Untersuchung gegen die Videoplattform Tiktok wegen einer als gefährlich eingestuften „Challenge“ aufgenommen. Bei der „Französische Narbe“  kneifen oder zwicken sich Teilnehmer so lange ins Gesicht, bis sich blaue Flecken und Narben bilden.  

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Wie gehen Schulen mit dem Trend um?

Wenn die Lehrkräfte mitbekommen, dass eine Challenge wie der Pilotentest im Umlauf ist, werde verstärkt Aufsicht auf dem Schulhof geführt, berichtet Kirsten Addicks-Fitschen. Das Problem sei, dass immer neue Mutproben ausprobiert werden. Die Schulen setzen auch verstärkt auf Aufklärung. „Wir haben an der Lerche den 'Safer Internet Day'“, so Kirsten Addicks-Fitschen. Als die Schule In den Sandwehen von der "Hot Chip Challenge" erfahren hat, die bundesweit Schlagzeilen machte, hätten die Kollegen sofort die Klassenlehrkräfte informiert. Diese wiederum machten Schülern Konsequenzen und Gefahren einer solchen Challenge deutlich. „Da geht es in den Bereich der Gesundheitsgefährdung. Wenn die Schüler Allergiker sind, kann so etwas weitreichende Folgen haben, meint der Blumenthaler Schulleiter Stephan Wegner.

Wer zahlt für Sachschäden?

Kommt es durch eine der Mutproben zu einem Sachschaden, muss dieser von den Eltern ihrer minderjährigen Kinder beglichen werden. Die Schüler der Oberschule In den Sandwehen könnten die Schäden auch selbst reparieren – „allein oder in Zusammenarbeit mit ihren Eltern. Passiert sei dieses im Fall der zerstörten Toiletten. „Dazu ahnden wir solche Vorfälle mit Ordnungsmaßnahmen“, berichtet Stephan Wegner.

Wird die Polizei immer informiert?

Nein, nicht in jedem Fall. Die Polizei Bremen hat auch keine empirischen Zahlen zu dem Thema. „Das wird nicht in der Polizei-Kriminal-Statistik erfasst“, so Nils Matthiesen, Sprecher der Polizei. Es kann aber durchaus sein, dass sich die Schulen die Beamten zu Hilfe holen. Als bei der Lerche zum Beispiel die Herausforderung darin bestand, Fahrräder anderer Kinder zu manipulieren und Reifen zerstochen wurden, machten sich die Eltern Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder. „Wir haben viele Gespräche geführt und hatten auch die Kontaktpolizistin zu Gast", berichtet Kirsten Addicks-Fitschen.

Warum sollten Schüler auf Challenges verzichten?

„Die Bilder bleiben – zehn Jahre, 100 Jahre immer“, sagt Schulleiterin Kirsten Addicks Fitschen. Außerdem würden zumeist Persönlichkeitsrechte verletzt. Bei der jüngsten Challenge „Lerche-Crush“ würden Schüler Fotos von beliebigen Mitschülern zusammen veröffentlichen – nach dem Motto, wären die nicht ein schönes Paar?

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