„Platt verbindet – alle können Platt lernen.“ Mit diesem Motto bringt Elke Boggasch ihren Schülerinnen und Schülern am Gymnasium Vegesack die plattdeutsche Sprache bei. Nach einer längeren Pause wird diese an der Schule seit einigen Monaten wieder unterrichtet.
Zweimal pro Woche können Schülerinnen und Schüler der gesamten Schule ihren Unterricht besuchen und dort kreativ lernen, wie man Plattdeutsch spricht. Boggasch erzählt ihnen von Erfahrungen mit der Sprache und unterhält sich mit ihnen mundartlich, um ihr Sprachverständnis zu stärken. Oft setzt sich die Gruppe der „Speelmakers“ aber auch zusammen um einen großen Tisch herum und arbeitet an ihrem Brettspiel, dem „Bremer Platt Speel“.
In diesem Spiel geht es mit Spielfiguren auf eine Tour durch Bremen und Bremerhaven – „und das Ganze up Platt.“ Hierbei treffen die Spielerinnen und Spieler auf verschiedene Bremer Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten. Beim Durchqueren des Spielfelds landen sie dann unter anderem auf Ereignis- und Fotokarten. Bei letzteren müssen sie einen passenden plattdeutschen Begriff erst vorlesen und dann übersetzen. Auch die anderen Karten und die Regeln selbst sind auf Plattdeutsch verfasst. So werden auch beim Spielen die Kenntnisse der Sprache trainiert.
Zustande gekommen ist das Unterrichtsangebot auf Initiative des stellvertretenden Schulleiters des Gymnasiums, Sven Tödter. Besonders ist hier, dass der Unterricht klassenübergreifend stattfinden kann und so mehr Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zur Teilnahme haben. Boggasch hat sich dazu entschieden, hier Plattdeutsch zu unterrichten, da die Sprache bedroht ist. „Jümmer weniger Minschen snackt Platt, so mannicheen truut sick nich.“ – immer weniger Menschen sprechen Plattdeutsch oder trauen sich nicht, die Sprache zu sprechen.
Und das, obwohl das Plattdeutsch Sprechen viele Vorteile mit sich bringt. Das Erlernen einer Fremdsprache wirkt sich „positiv auf die kognitiven und sozialen Fähigkeiten eines Menschen aus“, so Boggasch. Dazu ermöglicht die Fähigkeit, Plattdeutsch zu sprechen, verschiedene Berufswege – gerade in Norddeutschland. So ist auch sie als Geschäftsführerin des Landtourismus Niedersachsen oft mit Plattdeutsch in Berührung gekommen. Schließlich könne man durch das Erlernen von Plattdeutsch auch „die regionale Identität und das Heimatbewusstsein“ stärken.
Die Plattdeutsch-Stunden werden immer von einigen Schülerinnen und Schülern besucht und auch außerhalb des Unterrichts arbeiten diese enthusiastisch weiter. Und während die Mittelstufe stärker vertreten ist, nehmen auch einige Schülerinnen und Schüler der Oberstufe am Unterricht teil. Gerade am Brettspiel wird immer gern und fleißig gearbeitet. Insbesondere, da die Gruppe eine genaue Frist zu verfolgen hat. Denn mit diesem Brettspiel nehmen die „Speelmakers“ an dem „Best op Platt“-Wettbewerb der Bremischen Bürgerschaft teil. Durch den Wettbewerb möchte der Beirat Plattdeutsch der Bürgerschaft die plattdeutsche Sprache in Bremen stärken. „Denn Platt gehört zu Bremen wie der Roland.“ Ähnlich betont auch Boggasch: „Platt ist eine historische und lebendige Sprache, die zu Bremen gehört.“
Plattdeutsch stammt aus Norddeutschland und den umgebenden Regionen. Früher diente die Sprache noch als Handelssprache, die „von Bremen bis St. Petersburg und von Hamburg bis Bergen“ gesprochen wurde. Doch immer mehr wurde Plattdeutsch von anderen Sprachen ersetzt. Heute gilt die Sprache als bedroht und wird von immer weniger Leuten gesprochen. Acht der sechzehn deutschen Bundesländer haben sich deswegen dazu verpflichtet, Plattdeutsch zu schützen und zu fördern – darunter auch Bremen. Der Wettbewerb ist nur einer der vielen Wege, auf die das Land Bremen dieses Ziel erreichen möchte.
Elke Boggasch hofft, mit ihrem Einsatz mehr Menschen zum Plattdeutsch sprechen motivieren zu können. Es gibt auch in Bremen viele Angebote zum lernen, etwa vom Länderzentrum für Niederdeutsch. Sie wünscht denen, die Plattdeutsch noch von früher kennen, den Mut, die Sprache wieder mehr zu sprechen. Denn „das Lernen kommt allein beim Snacken.“