Über Monate ging es hin und her, jetzt ist die Sache offiziell entschieden: Der Schulschiffverein und die Stadt Bremerhaven haben einen Kooperationsvertrag über zehn Jahre geschlossen – und damit den Wechsel des Großseglers in die Seestadt besiegelt. Einen ersten Entwurf des Papiers gibt es seit April, in dieser Woche ist die finale Fassung unterschrieben worden. Sie kommt auf fünf Seiten, in denen es um Verpflichtungen, aber auch Bedingungen geht. Und um Kosten, und wer sie trägt.
Melf Grantz hat immer gesagt, dass er das Schulschiff gerne in Bremerhaven hätte – und Claus Jäger, dass der Großsegler auf mehr Besucher kommen muss, als er in Vegesack kommt. Seit Mittwoch stehen die Namen des Oberbürgermeisters und des Chefs des Schulschiff-Vereins nebeneinander auf der letzten Seite des Kooperationsvertrages. Im Kleinen Saal des Bremerhavener Rathauses haben sie ihn unterschrieben. Jäger sagt, dass es ein stimmungsvoller Akt war.
Aber noch nicht der letzte. Der Vereinschef geht davon aus, dass das Schulschiff am 26. August, ein Donnerstag, den Liegeplatz in der Lesummündung verlassen wird. Das Datum steht nicht im Vertrag. Jäger spricht von einem wahrscheinlichen, aber noch nicht sicheren Termin. Dass die Vertragspartner ihn trotzdem nennen, hat mit dem Wasserstand zu tun, der in diesem Sommermonat dann so hoch ist, dass der Segler in die Weser gezogen werden kann. Und damit, dass dann voraussichtlich der neue Liegeplatz fertig ist.
Das Schulschiff soll in den Neuen Hafen. Nicht irgendwo nach hinten, sondern nach vorne an den Lloyd-Platz, sodass Touristen, die zu den Havenwelten wollen, direkt auf den Segler zufahren. Jäger freut sich, dass die Seestadt das Schiff quasi in den Mittelpunkt stellt. Und dass sie bereit ist, die Infrastruktur zu schaffen – und auch zu bezahlen. Rund 150.000 Euro hat Bremerhaven für neue Strom-, Gas- und Wasserleitungen, für eine Gangway, eine Befestigung sowie Sitz- und Fahrradstellplätze veranschlagt.
Es ist nicht die einzige Summe, die die Seestadt bezahlen will. Auch die Überführungskosten von Vegesack nach Bremerhaven werden übernommen. Die Verwaltung geht von rund 70.000 Euro aus. Jäger sagt, dass zwei Schlepper kommen werden. Dass einer hinter und einer vor dem Schulschiff in Position gehen muss, um es in die Fahrrinne der Weser zu manövrieren. Und dass der Großsegler fahrtüchtig ist und im Prinzip sofort in Richtung Bremerhaven ablegen könnte.
Wenn denn der neue Liegeplatz fertig wäre – und die neue Zentrale des Vereins. Momentan lautet ihre Adresse Zum Alten Speicher 15, demnächst wird sie Barkhausenstraße 4 lauten. Es ist die Anschrift eines Gebäudes, das neben dem Lloyd-Platz steht. Der Verein bekommt dort Büroräume. Jäger sagt, dass nicht mehr viel Zeit für den Umzug ist. Die Geschäftsstelle muss ihm zufolge umgezogen sein, bevor das Schulschiff im Neuen Hafen festmacht. Wegen der Betreuung der Besucher.
Ihm zufolge werden fast alle Mitarbeiter der alten Geschäftsstelle zur neuen wechseln, zumindest erst einmal. Der Vorsitzende kommt auf rund 20 Frauen und Männer, die teils haupt-, teils ehrenamtlich für den Verein im Einsatz sind. Gepackt hat noch niemand. Laut Jäger soll in den nächsten Wochen damit begonnen werden, alles in Kisten und Kartons zu verstauen – das Archiv mit historischen Bildern und Dokumenten, die Aktenordner mit Rechnungen, die Hefter mit Terminbuchungen für Trauungen an Bord.
Was mit dem Gebäude wird, in dem der Schulschiff-Verein seinen Sitz und dessen Bau er zum Teil mitfinanziert hat, ist noch unklar. Jäger rechnet damit, dass die Räume der Geschäftsstelle bis Ende des Jahres komplett leer geräumt sein werden. Er sagt, dass es Gespräche mit der Wirtschaftsförderung über die Rückzahlung des Geldes gibt, das der Verein damals investiert hat. Über die Höhe der Summe gibt es unterschiedliche Angaben. Jetzt sind beide Seite dabei zu prüfen, welche stimmen.
Einfluss auf den Termin für den Standortwechsel hat das laut Jäger alles nicht mehr. Er nennt inzwischen eine Uhrzeit, wann das Schulschiff Vegesack verlässt: viertel nach sechs am Morgen. Dann, meint er, steht die Weser am angepeilten Abfahrtstag am höchsten. Der Großsegler hat einen Tiefgang von 5,40 Meter und braucht sicherheitshalber eine Wassertiefe von sechs Metern. Jäger hat deshalb Kontakt zu der städtischen Gesellschaft aufgenommen, die gerade den Vegesacker Hafen ausbaggern lässt. Er schließt nicht aus, dass sie das auch in der Lesummündung machen muss.