Vegesack. Eigentlich wollte Claus Jäger die Mitglieder des Schulschiff-Vereins im Oktober abstimmen lassen, wo aus ihrer Sicht der Segler besser aufgehoben ist: in Vegesack oder Bremerhaven? Doch aus dem Termin im Frühherbst wird nun einer im Spätherbst. Und aus der Abstimmung bloß ein Bericht. Der Vorsitzende will den 270 Vereinsangehörigen gegenüberstellen, was Bremerhaven bei einem Liegeplatzwechsel bietet – und was Bremen, um den Vegesacker Standort attraktiver zu machen. Das Problem: Bisher hat nur eine Seite konkrete Pläne vorgestellt.
So sieht das jedenfalls Jäger. Er spricht von einem detaillierten Angebot aus Bremerhaven und von einem Schreiben des Ressorts, das eine dauerhafte Perspektive für das Schulschiff in Vegesack in Aussicht stellt – aber nicht sagt, wie diese Perspektive geschaffen werden soll. Der Vereinschef will noch einige Tage abwarten, ob dem Brief der Behörde noch ein zweiter folgt. Diesmal vielleicht einer mit klaren Angaben. Wenn nicht, meint er, keine andere Wahl zu haben, als die Offerte aus Bremerhaven und die Post des Ressorts den Mitgliedern spätestens im Dezember so zukommen zu lassen, wie sie der Verein bekommen hat.
Eins-a-Lage für Eins-a-Segler
Was Bremerhaven bietet, damit das Schulschiff den Liegeplatz wechselt, sagt nicht er, sondern Volker Heigenmooser. Der Magistratssprecher kündigt an, dass die Seestadt die Kosten übernehmen wird, um den Rahsegler zu holen. Dass sie den neuen Standort herrichten und Büros für die Vereinsverwaltung bereitstellen will. Und dass der Dreimaster nicht irgendwo im Neuen Hafen festmachen soll, sondern direkt am Lloydplatz, sodass das letzte deutsche Vollschiff quasi den Anfang der Havenwelten bildet und schon von Weitem zu sehen ist. Heigenmooser spricht von einer Eins-a-Lage für einen Eins-a-Traditionssegler.
Und davon, dass Bremerhaven dem Verein dabei helfen wird, das Schulschiff und seine Angebote zu vermarkten. Ihm zufolge soll das die Erlebnis Bremerhaven GmbH übernehmen, die auch alle anderen Angebote der Stadt bewirbt: vom Auswanderer-Haus bis zum Zoo am Meer. Nach Heigenmoosers Rechnung kommen die Havenwelten auf mehr als eine Million Besucher im Jahr – und hat das Schulschiff gute Chancen, am neuen Standort auf so viele zahlende Gäste zu kommen, um sich selbst finanzieren zu können. Denn eines soll es in Seestadt genauso wenig geben wie in Vegesack: einen regelmäßigen Zuschuss des Landes.
Dass die Stadt Bremerhaven ein detailliertes Angebot macht, während die Stadt Bremen noch nicht weiß, wie sie das Schulschiff in Vegesack halten soll, hat mit Aufgabenverteilung zu tun. Laut Kristin Viezens ist die Unterstützung des Schulschiff-Vereins ein ressortübergreifendes Projekt. Die Sprecherin von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sagt, dass momentan Gespräche zwischen der Senatskanzlei, der Kultur-, der Bau- und der Wirtschaftsbehörde laufen. Und dass die Ressorts auf den Verein zugehen werden, wenn diese Gespräche abgeschlossen sind. Wann das voraussichtlich sein wird, sagt Viezens nicht.
Dabei wartet Vereinschef Jäger nach eigenem Bekunden bereits seit Monaten darauf, dass die Behörden konkret werden. Er will, dass die Mitglieder noch in diesem Jahr die Vor- und Nachteile der beiden Standorte abwägen, damit sie Anfang des nächsten entscheiden können, was nun werden soll.