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SG Aumund-Vegesack Gelb-Rot-Sperre zur Unzeit

Abdullah Basdas feuert seine SAV vor dem Lotto-Pokal-Halbfinale beim TuS Schwachhausen mit Emotionen aus dem Jahr 2013 an
07.04.2023, 18:50 Uhr
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Von Jens Pillnick

Ob ein grippaler Infekt oder ein Gipsfuß - dies oder Ähnliches kommt immer im falschen Moment. Mal fällt der Besuch einer Familienfeier deshalb aus, mal muss der Skiurlaub storniert werden. Bei Fußballern sind es die Sperren, die stets zur Unzeit kommen. 2002 verpasste Michael Ballack gelb-gesperrt das WM-Finale gegen Brasilien. Im April 2023 hat es nun Abdullah Basdas vom Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack erwischt. Das Mittelfeld-Ass ist im Lotto-Pokal-Halbfinale beim TuS Schwachhausen am Ostermontag um 15 Uhr gesperrt.

Ausgerechnet Basdas. Ausgerechnet der Unterschiedsspieler. Der 30-Jährige kann seiner SAV nicht dabei helfen, nach 2013 zum zweiten Mal das Lotto-Pokal-Finale zu erreichen. Jener Basdas, der damals als 20-Jähriger beim 4:0-Endspielerfolg über den Regionalligisten FC Oberneuland die beiden ersten Treffer erzielt hatte. Und sich wegen des damit geebneten Weges in den DFB-Pokal den Titel „100.000-Euro-Mann“ verdient hatte. Im DFB-Pokal verfolgten dann 4500 Zuschauer die 0:9 (0:0)-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim, die Spieler wie Anthony Modeste (Borussia Dortmund), Kevin Volland (AS Monaco), Roberto Fermino (FC Liverpool) und Koen Caastels (VfL Wolfsburg) in ihren Reihen hatte.

„Ein Finale vergisst man nie“

Nun muss Abdullah Basdas wegen der Ampelkarte, die er im Halbfinale beim mühsamen 2:1 gegen den Landesligisten TSV Wulsdorf kassiert hatte, also zuschauen. „Leider, leider“, sagt der Mittelfeldmotor und will neben dem Platz und in der Kabine alles tun, um seine SAV zu unterstützen. Denn er will unbedingt noch einmal in das Rampenlicht eines Endspiels und er will, dass auch seine Mannschaftskameraden genau das erleben dürfen. „Ich kann ihnen nur sagen, dass es das beste Gefühl ist. Ein Finale vergisst man nie“, transportiert Basdas selbst erlebte Emotionen in sein Team. Und geht noch einen Schritt weiter: „Um noch einmal im DFB-Pokal zu spielen, würde ich alles tun.“ Den Appetit auf das Landespokal-Finale hat er im Mannschaftskreis nicht nur mit Worten geweckt: „Dem einen oder anderen habe ich das Video von damals schon gezeigt und von der Stimmung danach berichtet.“

Besonders sehenswert in jenem Video der Treffer zum 2:0, den Basdas kurz nach der Halbzeit aus rund 40 Metern erzielte und damit für Partystimmung unter den zahlreichen SAV-Fans im Stadion Obervieland sorgte. Die Party der Spieler verlagerte sich dann Richtung Bremer Norden. „Wir waren bis vier oder fünf Uhr am Vegesacker Hafen unterwegs. Da ging die Post ab“, blickt Abdullah Basdas zurück. Und auch die nette Geste seines Arbeitgebers ist ihm ihn Erinnerung geblieben. Denn der hatte ihn nach dem Pokalsieg angerufen und für den nächsten Tag frei gegeben.

Diese große Show der SAV und von Abdullah Basdas am Finaltag der Amateure verfolgten aber nicht nur 2000 Zuschauer vor Ort, sondern unzählige an ihren TV-Geräten. Und sie öffnete dem jungen „Abdu“ Basdas die eine oder andere Tür Richtung Profi-Fußball einen Spalt breit, aber nie ganz. Bei Borussia Mönchengladbach II, dem MSV Duisburg II und beim TSV Havelse war er Trainingsgast, doch der letzte Schritt fehlte. „Vielleicht hätte ich mir mehr zutrauen müssen“, sagt Basdas heute. Damals hatte er den Schritt weg aus Blumenthal nach gerade abgeschlossener Ausbildung nicht gewagt. Warum er später nicht noch einmal eine Chance bekommen hat, versteht der Jungvermählte nicht: „Ich weiß nicht, was gefehlt hat. Aber ich denke da heute nicht mehr dran. Ich bin glücklich, so wie es gekommen ist.“ Es ist dann so gekommen, dass er – abgesehen von einem kurzen Abstecher zum Blumenthaler SV in der Saison 2017/18 – immer bei der SAV spielte und dies wohl auch bis zum Ende seiner Karriere tun wird: „Ich plane keine Wechsel mehr.“

„Ich bin bei 80 Prozent“

Während das Thema Profi-Fußball und Vereinswechsel also abgehakt ist, ist das Thema Lotto-Pokal-Finale brandheiß. Dabei hatte es Ende 2022 Fragezeichen gegeben, wann und in welcher Verfassung „Abdu“ Basdas zum jetzigen Zeitpunkt auf dem Platz stehen werde. Denn die Genesung nach einer Knieoperation (Knorpelschaden) dauerte länger als erhofft, schließlich bestritt er in der Winterpausenvorbereitung sein erstes Spiel der Saison 2022/23. Und verblüffte. „Ich habe im Fitnessstudio viel getan, habe ohnehin eine gute Ausdauer und mit dem Gewicht keine Probleme“, erläutert der 30-Jährige, warum er so schnell wieder Tritt fasste und in den vergangenen Wochen als Leistungsträger, Führungsspieler und Torschütze glänzte. Allerdings sieht er immer noch Luft nach oben: „Ich bin bei 80 Prozent und habe leichte Beschwerden in Knien und Schulter.“ Davon, dass er seine SAV im Pokal-Finale auf dem Platz unterstützen kann, ist er überzeugt, auch wenn solche Partien wie gegen Schwachhausen „Fifty-fifty-Spiele“ seien: „Wir haben einen super Kader.“ Ein super Kader plus Abdullah Basdas soll nach seinem Wunsch dann am Sonnabend, 3. Juni, am Finaltag der Amateure gegen den Gewinner der Partie FC Oberneuland gegen Bremer SV auflaufen.

Vielleicht werden sich dann einige Zuschauer vor Ort oder an den Bildschirmen fragen, warum der schon vor zehn Jahren beim 4:0-Finalsieg gegen Oberneuland überragende Abdullah Basdas immer noch bei der SAV spielt und nicht im Profi-Fußball. Aber das ist Zukunftsmusik. Am Ostermontag um 15 Uhr bestreitet die SAV das Halbfinale beim Bremen-Liga-Konkurrenten TuS Schwachhausen – und danach darf geträumt. Die Frage ist nur, bei wem: beim TuS Schwachhausen um Trainer Denis Spitzer (siehe Interview auf dieser Seite) oder bei der SAV um den an der Konrad-Adenau-Allee notgedrungen zuschauenden „Abdu“ Basdas.

Zur Person

Abdullah Basdas (30)

ist in der Talentschmiede des Blumenthaler SV groß geworden. Als B-Junior wechselte er zur Leher Turnerschaft und spielte in der Regionalliga Nord. In der A-Jugend lief er für den VfB Oldenburg in der Regionalliga und Bundesliga auf und schnupperte in seinem ersten Herrenjahr DFB-Pokal-Luft. Als 18-Jähriger stand er gegen den Hamburger SV zwar im Kader, durfte sich bei der 1:2-Niederlage allerdings nur auf eine mögliche Einwechselung vorbereiten. 2012 lockte ihn Kristian Arambasic zur SAV, mit der er Werder Bremen III und und dem Bremer SV ein heißes Titelrennen lieferte. Aber nicht nur das: „Abdu“ Basdas gewann mit der SAV das Lotto-Pokal-Finale gegen den FC Oberneuland und bestritt einige Wochen später die DFB-Pokal-Partie gegen die TSG Hoffenheim (0:9/0:0). Abgesehen von einer Saison beim Blumenthaler SV (2017/18) spielt Abdullah Basdas bis heute bei der SAV.

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