Die Erkenntnis nach 90 Minuten war für die SG Aumund-Vegesack ebenso lapidar wie bitter: Es reicht nicht, nur eine Halbzeit lang guten Fußball zu spielen, um gegen eine Mannschaft wie den OSC Bremerhaven bestehen zu können. Mit einer 1:3-Niederlage mussten die Nordbremer am Sonnabend das Nordsee-Stadion verlassen und rangieren nun mit nur sieben Punkten aus acht Begegnungen auf dem drittletzten Tabellenplatz der Bremen-Liga.
Weil ihre Trainer Ugur Biricik (SAV) und Björn Böning (OSC) im Urlaub weilten, mussten die Co-Trainer die Dirigentenrolle übernehmen. Der Vegesacker Issam El-Mahoun von der Seitenlinie aus und der Seestädter Denniz Siga auf dem Rasen. Und der Abwehrspieler des Spitzenreiters der Bremen-Liga konnte mit Genugtuung feststellen, dass seine Mannschaft wie erwartet früh den Ton angab. Und bereits die erste Torchance zur Führung nutzte. Nach einem Eckstoß wuchtete der aufgerückte OSC-Verteidiger Vitaliy Kurylchyck den Ball ins Netz der Nordbremer (5.). „Weil wir in der Abwehr ebenso wie in der gesamten Anfangsphase das Spiel komplett verschlafen haben“, monierte Issam El-Madhoun später.
Die Seestädter waren dagegen von Spielbeginn an hellwach. „Das ist unsere Stärke, wir wollen die Voraussetzungen für einen Sieg möglichst schnell realisieren“, sagte Denniz Siga nach dem Abpfiff. Konsequent nutzten die Gastgeber denn auch nach der schnellen 1:0-Führung die mangelhafte Rückwärtsbewegung der Vegesacker nach Ballverlusten zu stürmischen Attacken. Mit Erfolg. Einen Konter der Gastgeber schloss der vom SV Blau-Weiß Bornreihe zu den Olympischen gewechselte Mittelfeldspieler Ricardo Marafona da Costa zum 2:0 für den Titelkandidaten ab (27.). Und nur sieben Minuten später stellte Jan Niklas Kersten mit seinem von Daniel Hofmann und Marcel Wagner vorbereiteten Tor zur 3:0-Halbzeitführung endgültig die Weichen auf Sieg.
Der allerdings nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass die Zuschauer in den zweiten 45 Minuten ein „ganz anderes Spiel“ sahen, wie der Co-Trainer der SAV nach dem Abpfiff unterstrich. Tatsächlich trat seine Mannschaft nun konzentrierter auf, hatte mehr Ballbesitz als die Gastgeber und erarbeitete sich gute Torchancen. Die allerdings von dem blendend aufgelegten Keeper der Bremerhavener, Torge Wiedenroth, mit schnellen Reflexen zunichte gemacht wurden. Denniz Siga: „Wir haben eben einen sehr guten Torhüter, der das stabile Mannschaftsgefüge komplettiert.“
Stabilität bewiesen in der zweiten Halbzeit aber auch die Gäste. Und sie demonstrierten, dass ihr aktueller Tabellenplatz einen Strich über den Abstiegsrängen nicht ihr fußballerisches Potenzial widerspiegelt. „Wir waren in der zweiten Halbzeit komplett überlegen“, resümierte Issam El-Madhoun nach dem Match und fügte an: „Ein Punkt war drin.“
Am Sonnabend reichte es dennoch nur zum Ehrentor für die SAV. Das Jerome Albritton nach cleverer Vorarbeit des in der 86. Minute eingewechselten Celim Rezan in der Nachspielzeit (91.) erzielte. Ein Trostpflaster statt des dringend benötigten Zählers.
OSC Bremerhaven – SG Aumund-Vegesack 3:1 (3:0)
OSC Bremerhaven: Wiedenroth; Wazneh, Koch (84. Felipa), Siga (88. Gagelmann), Hofmann (. Nankishi), Hennen, Kersten, Marafona da Costa (84. Ley), Schlake (Sablotny), Kurylchyk, Wagner
SG Aumund-Vegesack: Osifo; Zovko, Adu, Ramic (8. Celik), Wema (70. Obiegly), Tasmin (7. Opoku Ware), Albritton, Marin Vokuja (75. Owusu), Glombik, Özkul (70. Doye), Mario Vukoja
Tore: 1:0 Vitalii Kurylchyk (5.), 2:0 Ricardo Marafona da Costa (28.), 3:0 Jan Niklas Kersten (35.), 3:1 Jerome Albritton (90.)
Schiedsrichter: Jamil Mousavi (FC Riensberg ´11)
Zuschauer: 70 GRU
