88 Bürger und Bürgerinnen wollten, 72 davon durften. Die 23-jährige Ayca Karaduman aus Aumund war eine von ihnen und tat es zum ersten Mal. „Ich möchte gerne helfen und das ist jetzt eine gute Gelegenheit.“, erklärte die junge Frau. Für die Aumunderin Petra Michaelis war es das 46. Mal und ihr Ehemann Thorsten schätzt, dass er im Laufe der Zeit etwa 20 Blutspenden bereits abgeliefert hat. Im Rahmen des dreitägigen Sommerfestes der türkisch-islamischen Gemeinde der Eyüp Sultan Bahce Moschee hatte das Blutspende-Mobil des DRK auf dem Schulparkplatz neben der Moschee Station gemacht und die Blutspender waren sich danach alle einig: Es habe nicht weh getan. Zur Belohnung durften die Spender hinterher mitfeiern, die Moschee besichtigen, sich an dem riesigen Buffet bedienen, das alles zu bieten hatte, was üblicherweise mit türkischer Küche verbunden wird.
Einer war enttäuscht, weil er nicht durfte und das war der Imam der Gemeinde, Hasan Demir! Warum? Sein Deutsch habe noch nicht ausgereicht, um den umfangreichen deutschen Fragebogen zur Blutspende und die Fragen des DRK-Arztes alleine zu verstehen. Dafür brachte er sich anders ein, half fleißig beim Grillen, wickelte Fladen, schob einen Rollstuhl einer Besucherin und seine Gemeindemitglieder waren freudig überrascht, ihren neuen Imam so engagiert bei einem Fest zu erleben. Seit etwa einem Jahr ist er erst in Aumund, lernt Deutsch und fühlt sich hier gut aufgenommen. „Helfen gehört zur Religion“, lässt Demir als sein persönliches Motto übersetzen.
Das Sommerfest hat sich im Laufe der Jahre zu einem echten Treffpunkt entwickelt. Vier türkische Gemeinden gibt es in Bremen-Nord und so feierten auch deren Vertreter und Mitglieder mit den Aumundern und deren deutschen Nachbarn im Stadtteil. „Wir als Gemeinde fühlen uns der Gesellschaft zugehörig und möchten daher mit der Blutspende-Aktion und dem Sommerfest ein entsprechendes Zeichen setzen!“, erklärt Havva Cici, die 2.Vorstandsvorsitzende der Gemeinde an der Hammersbecker Straße. Sie betont, sie habe in Deutschland so viele Möglichkeiten geboten bekommen und da sei es wichtig, etwas zurückzugeben. Gemeinsam mit Ince Emel betreute sie für das DRK die Registrierung der Spender, informierte und antwortete mal in Deutsch und mal in Türkisch. Beide Frauen freuten sich über die hohe Zahl an Erstspendern und Spendern aus der Gemeinde. Eine Gruppe kleinerer Jungen hatte am Blutspende-Tag des Festes aber ein handfestes Problem mit Geduld. Zu gerne hätten sie mit voller Kraft ständig und ausdauernd auf den Boxball der Boxstation eingedroschen. Da das aber gewaltig Lärm produzierte, mussten die Kinder warten, bis die Registrierung der Spender endgültig abgeschlossen war. Immer wieder baten Havva Cici und Ince Emel die Jungen um Geduld und erklärten, dass sie sich konzentrieren müssten. „Und warum steht die Box-Station dann genau daneben?“, wollten die aufgeweckten Jungen wissen. Eine Antwort darauf gab es nicht. Die Vermutung liegt aber nahe, dass die Box-Station nächstes Jahr einen anderen Platz bekommt, oder die Registrierung der Blutspender. Vielleicht ja neben dem Schmink- und Spielzeug-Stand für die Mädchen?
Die Erlöse des Sommerfestes kommen wie jedes Jahr der Gemeinde zugute. In früheren Jahren seien davon Renovierungsarbeiten in der Moschee mitfinanziert worden. Diesmal wird darüber nachgedacht, eine Bowling-Aktion der Gemeindejugend zu fördern und vielleicht mit den Frauen zur großen Moschee nach Köln zu fahren.