Vegesack. Vermutlich mit einem Beil schlich er schon vor Pfingsten durch den Stadtgarten Vegesack und fügte 30 Bäumen erhebliche Wunden zu. Um dem Unbekannten auf die Spur zu kommen, bewahrten Mitarbeiter des Umweltbetriebs Bremen (UBB) gegenüber der Öffentlichkeit zunächst Stillschweigen, benachrichtigten aber die Polizei und hielten nach Verdächtigen Ausschau. Doch auf die Schliche sind sie dem Baumfrevler noch nicht gekommen, der einen Schaden von rund 50.000 Euro angerichtet hat.
Ob der oder vielleicht auch die Täter einfach ihre Zerstörungswut an den 30 Bäumen und mehreren Büschen und Sträuchern ausgetobt haben, ist ungeklärt. Auf alle Fälle hat der Umweltbetrieb Anzeige erstattet. Die Polizei hat angekündigt, die Zahl der Streifengänge von Einsatzkräften im Stadtgarten zu erhöhen.
Laut UBB-Sprecherin Kerstin Doty sind mehr als die Hälfte der verletzten Bäume nach dem gleichen Muster traktiert worden. Ihre Rinden seien teilweise rundum abgeschält und die bloßgelegten Holzkörper angekratzt worden. Darüber hinaus, so Doty, hätten der oder die Täter Äste von Sträuchern abgebrochen sowie Löcher in die Rasenflächen gebuddelt und das Wurzelwerk teilweise freigelegt.
Zu den beschädigten Bäumen gehören neun 20 Jahre alte Kugelahorne, die auf der Allee entlang der Weser stehen. Einer ist so stark beschädigt, dass er eventuell gefällt werden muss. Dasselbe Schicksal könnte einen ebenfalls 20 Jahre alten Birnenbaum auf dem Stadtgartenareal ereilen.
Bei den ältesten verwundeten Bäumen handelt es sich laut Umweltbetrieb um fünf Exemplare, die bis zu 60 Jahre alt sind und um vier weitere, die seit mehr als sechs Jahrzehnten im Vegesacker Stadtgarten stehen. Der Veteran unter den geschädigten Bäumen ist eine Platane, deren Alter auf 120 bis 150 Jahre geschätzt wird. Betroffen sind zudem große und alte Sträucher wie Eiben, aber auch frisch gepflanzte wie zum Beispiel ein Bienenbaum, der ebenfalls ersetzt werden muss.
Die Mitarbeiter des Umweltbetriebs Bremen, die in dieser Jahreszeit nahezu täglich im Stadtgarten arbeiten, versuchen nun, die mit Beil oder Messer verwundeten Bäume zu retten. „Weil sie mit der Rinde auch ihren Schutz verloren haben, versuchen wir, diesen wieder aufzubauen“, sagt Kerstin Doty. Die gesamte Wundfläche werde deshalb mit einer dunklen Folie umwickelt. Das funktioniere am besten, wenn die Wunde noch frisch sei und teilungsfähiges Gewebe habe. Der so behandelte Baum kann zwar keine neue Rinde mehr bilden, aber unter der Abdunklung einen Ersatz entwickeln. Dabei entsteht ein sogenannter Flächenkallus. Unterhalb dieses Wundgewebes bilden sich weder eine Verfärbung noch eine Fäule im Holz.
Die Mitarbeiter des Umweltbetriebs hoffen nun, dass die Notfallmaßnahmen Wirkung zeigen und die Bäume ihre Verletzungen überstehen. Ob das der Fall sein werde, zeige sich erst in einigen Jahren, erläutert Kerstin Doty. In Lebensgefahr aber schweben trotz Behandlung die jüngeren Bäume. Man müsse davon ausgehen, so die UBB-Sprecherin, dass sie ihre mutwillig zugefügten Schädigungen nicht überstehen. Und bei anderen beschädigten Bäumen kann sich der Vandalismus negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Weil es wegen der fehlenden Rinde Pilze und Schädlinge leichter haben, sich zu verbreiten. „Wir sind sehr betroffen von der Zerstörungswut an den schönen Bäumen“, sagt Kerstin Doty. Es blute einem das Herz beim Anblick der kaputten Rinden.
Ein Schutz kann kaum bewerkstelligt werden
Wirkungsvollen Schutz der Bäume gegen einen solchen Vandalismus gibt es nach den Worten von Kerstin Doty leider nicht. Zwar würden sie auf Schulhöfen und an Straßen immer wieder mal mit Schutzgittern versehen. Doch in großen und unübersichtlichen Grün- und Parkanlage sowie an Alleen sei ein wirkungsvoller Schutz kaum möglich. Gleichwohl werde jeder Baumfrevel bei der Polizei angezeigt. Täter müssten deshalb jederzeit mit Straf- und Bußgeldverfahren sowie mit Schadensersatzzahlungen rechnen.
Die Attacken gegen Bäume und Sträucher im Vegesacker Stadtgarten sind nach Darstellung des Umweltbetriebs die bislang schwersten im gesamten Stadtgebiet. Zuvor, so Doty, seien in Bremen seit 2020 insgesamt 15 Fälle von Baumfreveln gemeldet worden. Die Schadenshöhe: 38.000 Euro. Im Vegesacker Stadtgarten sind die Ermittlungen zwar noch nicht abgeschlossen. Die Schadenssumme dürfte sich aber nach den Worten der UBB-Sprecherin im mittleren sechsstelligen Bereich bewegen.