Sie sind jung, dynamisch und beste Freunde. Seit Alan Abdo vor elf Jahren aus der syrischen Hauptstadt Damaskus nach Deutschland kam und in Bremen-Nord seine erste Station als Nachwuchskicker anlief, geht er mit Dustin Lübber gemeinsam seinen sportlichen Weg. Jetzt sind sie beim SV Grohn angekommen und haben beim Landesligisten mit drei Siegen aus drei Spielen einen perfekten Start hingelegt. Doch die beiden wollen mehr. Für sie geht es um das Maximalziel – den Aufstieg.
Diesen ehrgeizigen Ambitionen ordnen sie zurzeit alles unter und selbst eine halbjährige Sperre ihres ehemaligen Vereins SG Aumund-Vegesack konnte sie nicht davon abhalten, sich in diesem langen Zeitraum auf die Saison vorzubereiten.
Denn eigentlich wollte das Duo, das in der Winterpause wechselte, bereits in der zweiten Halbserie für die "Husaren" auflaufen, erhielt aber keine Freigabe. "Das hat uns schon sehr geärgert", sagt Dustin Lübber. "Wir haben dann aber das beste draus gemacht. Und vielleicht war es für uns aber auch gar nicht so schlecht, denn so konnten wir uns richtig gut vorbereiten", fügt er hinzu. Neben dem Mannschaftstraining gehörten so Zusatzschichten im Fitnessstudio und mit Laufeinheiten zum Standardprogramm der beiden. Erst in den letzten drei Partien der vergangenen Serie konnte das Duo folglich erst eingesetzt werden.
Und das sehr zur Freude des Grohner Spielertrainers. "Ich fand das schon bemerkenswert, dass sie die lange Sperre so gut weggesteckt haben und trotzdem zuverlässig zum Training gekommen sind", sagt Jan-Philipp Heine. "Zuverlässigkeit", das ist eine der zentralen Charaktereigenschaften, die er bei den beiden hervorhebt. Was ihn aber mindestens genauso begeistert, ist ihre positive Einstellung. "Alan und Dustin sind für unsere Mannschaft natürlich ein Riesengewinn. Sie haben eine gute Energie, die sie auf und neben dem Platz zeigen und die der Mannschaft guttut. Sie bringen richtig Power ins Team", sagt Heine und unterstreicht dabei, dass die beiden nicht nur aufgrund ihrer fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer menschlichen Stärken vom Team schnell integriert wurden.
Diese Power wollten die beiden eigentlich für den Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack einsetzen. Nachdem sie gemeinsam für die JFV Bremen bei den A-Junioren aufgelaufen waren. Doch die Spielanteile waren äußerst dürftig, stattdessen wurden sie in der zweiten SAV-Mannschaft in der Bezirksliga eingesetzt. "ich denke schon, dass wir das Potenzial hatten für die Erste, aber wir waren mit unseren Einsatzzeiten unzufrieden", erinnert sich Dustin Lübber. So wuchs allmählich der Wunsch nach Veränderung und schließlich stand für die beiden fest: "Lass es uns woanders versuchen."
So meldete der SV Grohn als einer der Stammvereine des JFV Bremen sein Interesse an und die beiden haben ihren Schritt trotz der zwischenzeitlichen Zwangspause nicht bereut. "Wir wurden von allen sehr gut aufgenommen. Ich werde hier der kleine Prinz genannt, das sagt ja schon viel darüber aus", sagt Alan Abdo. Der 20-Jährige hat dabei schon seine Stärken eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Er profitiert dabei von seinen Tempo-Dribblings und von seiner Beidfüßigkeit. Bei seinen Freistößen oder Flanken ist es kein Unterschied, ob er die mit rechts oder links ausführt". sagt Jan-Philipp Heine. Für den Grohner Spielertrainer ist Abdo geradezu prädestiniert für das, was er spielen möchte. "Alan kann mit seinen Läufen bis zur Grundlinie und seinem Zug zum Tor für viel Druck sorgen. Dabei hat er bei aller Offensivlust auch noch den Blick für den Mitspieler", erklärt er.
Nicht weniger begeistert ist Heine von Dustin Lübber, der mit vier Jahren bei Eintracht Aumund begann. "Dustin hat bislang auf der Zehnerposition gespielt, kann aber auch problemlos über Außen kommen. Was mich an ihm beeindruckt ist seine Unbekümmertheit, mit der er auf dem Platz überall zu finden ist. Er hat ganz offensichtlich Spaß am Fußball und ist dennoch auch gegen den Ball sehr engagiert", sagt Heine. Bislang ist Lübber im Offensivbereich der Topscorer bei den "Husaren", hat bei der Ritterhuder Sportwoche oder beispielsweise gegen Huchting als Vorbereiter geglänzt. "Dabei nimmt er sich in der Defensivarbeit nicht raus, zieht nie zurück und ist immer voller Power", freut sich der SVG-Trainer.
Diese Stärken wollen die beiden natürlich auch an diesem Sonntag einbringen, wenn im vierten Ligaspiel der ATSV Sebaldsbrück am Oeversberg zu Gast ist. Klar, dass dabei der vierte Sieg eingefahren werden soll und bestenfalls wieder die Tabellenspitze übernommen werde soll.
Doch die Aufgabe wird nicht leicht werden, zumal die Grohner derzeit reichlich Ausfälle zu beklagen haben. Aber Jan-Philipp Heine bleibt zuversichtlich: "Wir haben einen großen Kader, da hoffe ich, das wir das auffangen können." Letztlich kann er aber auch in diesem Bereich von der Vielseitigkeit seiner beiden Youngster profitieren, die notfalls auch mehr in die Defensivarbeit eingebunden werden könne. Immerhin hat Alan Ando einst mal als Innenverteidiger angefangen.