Alexander Janosch und der SV Grohn – das ist schon eine besondere Beziehung. Der Keeper ist nie so richtig lange bei den "Husaren" geblieben, ist aber immer wieder zurückgekehrt. Mittlerweile ist der 27-Jährige zum vierten Mal für den jetzigen Fußball-Landesligisten im Einsatz, mit dem er Höhen und Tiefen erlebt hat. Die schönsten Erinnerungen stammen aus der Saison 2013/14, in der er mit dem SVG unter Trainer Malte Jaskosch den Aufstieg in die Bremen-Liga feierte.
Eine Prognose, was die Spielzeit 2021/22 bringen wird, mag Janosch nicht abgeben: "Das ist schwer zu sagen, weil ich die Landesliga Bremen nicht kenne. Das ist bestimmt kein Vergleich zur Landesliga Niedersachsen, das sind andere Welten." In der Landesliga Niedersachsen hatte Janosch zuletzt gespielt, stand da im Kader des SV Blau-Weiß Bornreihe. Doch das ist lange her. Im März 2020 hat er sein letztes Spiel bestritten, danach nur in alter Verbundenheit zu DJK Germania Blumenthal in einem Testspiel ausgeholfen. In erster Linie im Fitnessstudio und an seinen Geräten zu Hause habe er sich fitgehalten, Kraftsport sei für ihn so etwas wie eine zweite Leidenschaft neben dem Fußball.
Die lange Pause hat dem Bankkaufmann, der bei der Oldenburgischen Landesbank tätig ist, aber auch gezeigt, wie sehr ihm der Fußball am Herzen liegt: "Es hat wieder in den Füßen gejuckt." Und da der 1,86 Meter lange Keeper mittlerweile in Lesum wohnt, kam die Anfrage seines ehemaligen Mannschaftskameraden Jan-Philipp Heine, zu dem immer Kontakt bestanden hätte, der längst Spielertrainer der "Husaren" ist, gerade recht. "In dieser Spielklasse ist der Aufwand nicht so groß und ich kann mit dem Fahrrad zum Training kommen", beschreibt Janosch Vorteile. Aber es gibt, wie der Karriereverlauf erkennen lässt, noch mehr Argumente, die für den SV Grohn gesprochen haben. Alexander Janosch kennt den Verein, die Funktionäre und das Umfeld. Er kehrt zurück und betritt kein Neuland.
Ersten Kontakt zum SV Grohn hatte Alexander Janosch 2012. Nachdem er fast seine ganze Juniorenzeit bei DJK Germania Blumenthal verbracht und nur das zweite A-Junioren-Jahr für den Blumenthaler SV gespielt hatte, wechselte er in seinem ersten Herrenjahr an den Oeversberg. Und die Karriere nahm gleich Fahrt auf. TB Uphusen hatte Interesse und holte den Nordbremer in der Vorbereitung auf die Saison 2014/15 zu sich. Doch schnell stellte sich heraus, dass es zunächst einmal eher ein Casting für einen der Torwartplätze im Kader war: "Ich war einer von vielen. Wir sind fast nur gelaufen, ich war topfit. Aber im Tor habe ich meine Leistung nicht abrufen können und war schon zur Sportwoche von DJK wieder in Grohn."
Doch das zweite Engagement bei den "Husaren" war nur von kurzer Dauer. Nachdem Janosch seine Ausbildung abgeschlossen hatte, veränderte er sich beruflich nach Köln. "Erste eigene Wohnung, lange Arbeitszeiten, in Köln habe ich gar nicht gespielt, nur irgendwo mittrainiert", blickt Janosch auf den Abstecher ins Rheinland zurück. Ein Abstecher, der – wie so mache sportliche Station – ebenfalls nicht lange dauerte. Im August 2015 kehrte Janosch nach Bremen zurück und heuerte in der Bremen-Liga an. Beim KSV Vatan Spor. Gerade mal ein Quartal blieb der Keeper beim Gröpelinger Verein, es wäre sportlich nicht gelaufen, hätte viel Unruhe gegeben und viele seien gegangen. "Denen habe ich mich angeschlossen", sagt Janosch.
Womit wir auch schon wieder beim SV Grohn wären. Denn die dritte Janosch-Etappe bei den "Husaren" begann in der Winterpause 2015/16. Dort war Janosch ein Teil der unter Tarek Chaaban sehr erfolgreichen "Husaren", doch im Frühjahr folgte ein großer Knall, der Chaabans Engagement und das vieler Spieler beendete. Als Chaabans Nachfolger Edu Yakan mit dem neuen Kader in die Vorbereitung ging, hatte Janosch eine böse Befürchtung: "Der Kader war nicht Bremen-Liga-tauglich. Die Qualität war mit der der Vorjahresmannschaft nicht vergleichbar. Und das habe ich auch gesagt." Bereits im August folgte die Trennung von Yakan, Waldemar Krajczyk trat die Nachfolge an. Aber auch der konnte nichts retten, der SV Grohn stieg als Tabellenletzter ab. Den Abstieg erlebte Janosch aber nicht mehr mit, denn in der Winterpause hatte er sein Revier gewechselt: die nächsten Jahre suchte er bei Vereinen in Niedersachsen sein Glück. Beim VSK Osterholz-Scharmbeck, beim FC Hagen/Uthlede und beim SV Blau-Weiß Bornreihe. Beim FC Hagen/Uthlede war er von ähnlich kurzer Dauer wie seinerzeit bei TB Uphusen, nach der Vorbereitung war er schon wieder weg. Janosch: "Ich habe das Vertrauen nicht gespürt."
Das stellt sich jetzt, bei seiner vierten Ankunft beim SV Grohn, ganz anders dar. "Seine Rückkehr ist für alle einen Riesengewinn. Mit ihm und dem aus der Ü32 von Türkspor zu uns gestoßenen Philipp Krol haben wir jetzt immer zwei zuverlässige Torhüter im Training. Das ist ein Luxus, den ich gar nicht mehr erkannte", erinnert Jan-Philipp Heine an Torhüterprobleme, die ihn schon seit Beginn seiner Trainertätigkeit in Grohn begleiten. "Er hat die Qualität und ist ein Rückhalt", strahlt Heine und ist mit den bisherigen Eindrücken des Rückkehrers, der so lange nicht mehr gespielt hatte, äußerst zufrieden. Janosch bestätigt, dass er sich im Tor mittlerweile wieder so wohlfühlt wie an den Fitnessgeräten, die für reichlich Muskelzuwachs geführt haben.
Mit Blick auf die nächsten Wochen sieht er sich aber auch in der Bringschuld, das eine oder andere Kilo loszuwerden. "Aber das ist in der Vorbereitung kein Problem", zeigt sich Janosch zuversichtlich, der beim SV Grohn mit Spielern wie Jan-Philipp Heine, Ismail Zivoli, Bela Prieß, Milan Meyer und Benjamin Samorski ein gutes Gerüst sieht, um mit den "Husaren" an erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. Dass er ein Teil dieses Gerüstes sein will, versteht sich von selbst. "Corona hat gezeigt, dass es für ein Karriereende zu früh ist", hat Janosch wieder richtig Bock auf Fußball. Und nicht nur das: Wir wollen Fuß fassen in der Liga und nicht nur irgendwie dahindümpeln. Ich habe den Ehrheiz, jedes Spiel zu gewinnen, und ich ärgere mich über jedes Gegentor." Man darf nicht nur gespannt darauf sein, wie stark sich Janosch und der SV Grohn präsentieren, sondern auch, wie lange die vierte Liaison hält. Janosch: "Ich habe nicht vor, nach einem halben Jahr schon wieder zu wechseln."