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Fußball Tanz auf zwei Hochzeiten

Dave Kankam spielt eine Doppelrolle. Er ist Trainer bei den Bezirksliga-Herren der SAV und den A-Junioren vom JFV Bremen
05.01.2020, 18:19 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Bremen-Nord. „Eigentlich bräuchten wir dafür vier oder fünf Leute“, kommentiert Dave Kankam, der Trainer der Herren-Mannschaft der SG Aumund-Vegesack II in der Fußball-Bezirksliga Bremen und der A-Junioren des JFV Bremen in der Bremer Verbandsliga, die Fülle an Aufgaben, die er seit Sommer 2019 zu bewältigen hat. Aber an der Seite seines Co-Trainers Malik Öztekin versucht der 36-jährige Übungsleiter, den Herausforderungen so gut wie es geht gerecht zu werden.

Der Erfolg gibt Kankam bislang recht. Während er mit den Bezirksliga-Männern nach dem Abstiegskampf in der vergangenen Serie Rang vier zum Abschluss der ersten Saisonhälfte belegt, glückte ihm mit den A-Junioren des JFV Bremen immerhin ein Mittelfeldplatz in der Winterrunde. Die Voraussetzungen waren dabei alles andere als günstig. Weil nur ein kleines Häufchen von vier Kickern aus der alten Bremen-Liga-Reserve verblieben war, musste der gebürtige Ghanaer eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Ähnlich sah es bei den A-Junioren aus. Potenzielle Neuzugänge rannten den Nordbremern nicht gerade die Bude ein.

„Vor allem der JFV Bremen hatte einen schlechten Ruf in Bremen“, erklärt Dave Kankam und verweist darauf, dass in den meisten anderen Vereinen die neuen Spieler erst einmal komplett ausgerüstet werden würden. „Unser Umkleideblock ist zudem völlig veraltet. Da sind selbst die schwächsten Vereine in Bremen besser aufgestellt“, so Kankam. Hinzu komme die übermächtige Konkurrenz durch den Nachbarn Blumenthaler SV. „Die Blumenthaler sind uns mit ihrer Anlage am Burgwall weit voraus. Deshalb fahren viele Spieler auch noch die acht Minuten mit der Bahn vom Vegesacker Bahnhof nach Blumenthal weiter“, erklärt der Fußball-Lehrer.

28 neue Kicker gewonnen

Dennoch sei es ihm gelungen, jeweils 14 neue Kicker für seine beiden Mannschaften zu gewinnen. „28 neue Spieler sind für einen Verein wie die SG Aumund-Vegesack nicht normal. Das hat mir jeder bestätigt“, betont Dave Kankam. Sein Wechsel zur SAV sei von vielen Kollegen kritisch beäugt worden. „Viele haben mich gefragt, was ich denn da überhaupt mache“, sagt der Familienvater. Kankam habe zahlreiche Angebote anderer Vereine ausgeschlagen, weil er JFV-Jugendleiter Andreas Petersen bereits vor einem Jahr ein erstes grünes Licht für einen Wechsel gegeben habe. „Andreas wollte mich sogar schon vor zwei Jahren holen“, informiert Kankam.

Sechs Jahre hatte Dave Kankam zuletzt eine Nachwuchs-Mannschaft des FC Union 60 von den C- bis zu den A-Junioren gecoacht. „Mir standen dabei fast 40 Spieler zur Verfügung“, berichtet der Übungsleiter. Jetzt müsse er mit einem Kader von 17 Akteuren auskommen. Im gesamten Jugendbereich sei der FC Union 60 ganz anders aufgestellt als der JFV. 40 Teams bei Union stünden gerade einmal sieben Formation im JFV-Nachwuchs gegenüber. „Für uns geht es nun erst einmal darum, den Verein attraktiver für neue Spieler zu machen“, betont der gelernte Stürmer.

Zweimal in der Woche trainiert Dave Kankam zunächst die JFV-A-Junioren und im Anschluss die zweite Herrenformation der SAV. „Das klappt nur, weil das Herrenteam sich auch gut selbst organisiert“, räumt der 36-Jährige ein. Die jüngste Mannschaft der Bezirksliga Bremen funktioniere auch ganz hervorragend. Selbst hatte der Sozialpädagoge einst eine vielversprechende Laufbahn als Fußballer vor sich. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Familie mit ihm aus Ghana nach München. Dort lief Dave Kankam für den FC Bayern München in der C- und B-Jugend auf.

Als sein Vater dann aus beruflichen Gründen nach Bremen wechselte, stellte sich Kankam bei den Bundesliga-B-Junioren des SV Werder Bremen vor. „Die wollten mich aber nicht haben“, berichtet der Coach. Für den Hamburger SV reichte es aber dennoch in der B-Junioren-Bundesliga. Nach einem Jahr im HSV-Internat landete Dave Kankam dann doch noch bei Werder Bremen. Dort zog er sich jedoch in der A-Junioren-Bundesliga einen Kreuzband- und Meniskusriss im Knie zu und beendete vorerst seine aktive Karriere. Später kickte der Angreifer aber noch im Herrenbereich für den FC Union 60, OT Bremen, SC Vahr Blockdiek sowie für den FC Oberneuland. Als er dann aber auch noch Arthrose bekam, hörte der Vater zweier Töchter endgültig auf.

Aus seiner Zeit beim FC Bayern München ist Dave Kankam immer noch ein großer Fan des deutschen Rekordmeisters. Dessen Goalgetter Robert Lewandowski verehrt Kankam glühend. Seine Stürmer-Ideologie macht sich auch bei seinen beiden derzeitigen Mannschaften deutlich bemerkbar. Diese schießen zwar viele Tore, kassieren aber auch zahlreiche Gegentreffer.

„Ich habe es aber eben so gelernt. Bei mir steht die Offensive ganz klar im Vordergrund“, räumt der Ehemann von Cindy Kankam, die als Kauffrau im Marketing arbeitet, ein. Die beiden Töchter Lovelin (7) und Clarissa (2) konnte Dave Kankam bislang noch nicht vom Fußball begeistern: „Sie interessieren sich dafür sehr fürs Reiten.“ Kankam könne damit seht gut leben: „Ich war ohnehin schon immer der Einzige in meiner Familie, der Fußball gespielt hat.“

Weiterbildung zum Jugend-Pastor

Der in Grasberg wohnhafte Trainer ist nicht nur durch seinen Beruf als Sozialpädagoge und als Übungsleiter sozial sehr engagiert. Er ließ sich nebenberuflich zum Jugend-Pastor weiterbilden und ist als Jugendleiter der afrikanischen Gemeinde in Gröpelingen tätig. „Hier geht es um Gesellschaft und Gott“, lässt Dave Kankam wissen. Den jungen Afrikanern in dieser evangelischen Gemeinde könne er immer nur wieder ans Herz legen, zur Förderung der Integration Fußball zu spielen.

Die Zusammenarbeit mit Malik Öztekin beim JFV und bei der SAV II funktionierte auf Anhieb. Die beiden kannten sich vor ihrer gemeinsamen Tätigkeit im Bremer Norden nicht. „Wir verstehen uns sehr gut“, versichert Kankam. Öztekin war vorher Trainer bei den D- und den C-Junioren von Werder Bremen.

Der Entschluss, beim JFV anzuheuern, hatte bei Dave Kankam nicht zuletzt auch etwas mit seinem Job zu tun: „Ich arbeite in Bremen-Nord. Das war für mich ein entscheidendes Kriterium.“ Auch wenn die SAV II rein theoretisch sogar noch um den Aufstieg in die Landesliga mitspielen könnte, möchte Kankam hiervon erst einmal nichts wissen: „Es geht darum, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt.“ Mit der Idee, auch gleich noch die zweite SAV-Formation zu übernehmen, sei Spartenleiter Bernd Siems erst nach seiner Zusage für die JFV-A-Junioren an ihn herangetreten.

Dave Kankam war aber zunächst nicht Feuer und Flamme: „Man kann sich schließlich eigentlich nur auf eine Mannschaft konzentrieren.“ Mit seinen A-Junioren möchte Kankam in der Sommerrunde ein bisschen weiter vorne in der Verbandsliga als zuletzt landen, auch wenn das Team mit Torjäger Musli Krasniqi und Spielmacher Mohammed Sun zwei Leistungsträger in Richtung des Regionalligisten TuSpo Surheide ziehen lassen musste. „Ich traue uns dennoch das Erreichen eines der ersten fünf Plätze zu“, erklärt Dave Kankam. In der Bundesliga gönne er Borussia Mönchengladbach den Titel: „Die spielen einen sehr guten Fußball. Und der Liga würde es zudem guttun, wenn mal eine andere Mannschaft als der FC Bayern München Meister wird.“

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