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Nach 47 Jahren Unerwartetes Wiedersehen im Klinikum Bremen-Nord

Durch einen Zufall treffen zwei ehemalige Bundeswehrkameraden im Klinikum Bremen-Nord aufeinander. Sie schwelgen in Erinnerungen und wollen sich nicht noch einmal aus den Augen verlieren.
12.03.2019, 19:21 Uhr
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Von Daniela Schilling

Die Welt ist ein Dorf, in dem es Menschen gibt, deren Leben sich immer wieder kreuzt. Dass diese Aussage Gültigkeit besitzt, davon können Reinhard Hirsch und Franz Ridder aus eigener Erfahrung berichten, denn die beiden Nordbremer feierten kürzlich ein sehr überraschendes Wiedersehen. Nach 47 Jahren, in denen sie sich vollkommen aus den Augen verloren hatten, fanden sie auf ungewöhnliche Weise wieder zusammen. Ort des Zusammentreffens war das Klinikum Bremen-Nord.

Zwei Frauen, ein Zimmer, eine ungewöhnliche Entdeckung: So lässt sich die Geschichte um die unerwartete Zusammenkunft der einstigen Kameraden Hirsch und Ridder am besten zusammenfassen. Denn es waren die Ehefrauen, die beide zusammenführten. Elfriede Ridder und Waltraut Hirsch lagen zur gleichen Zeit im selben Zimmer der Station der Inneren Medizin in Blumenthal.

Die zwei Damen verstanden sich auf Anhieb und vertrieben sich die Zeit mit ausgedehnten Gesprächen. Eines der Hauptthemen: die Familie und natürlich ihre Ehemänner. Im Laufe der Unterhaltungen wurde deutlich, dass es in ihrer Vita und der ihrer Angetrauten erstaunlich viele Schnittstellen gibt. „Es muss bereits am zweiten Tag gewesen sein, als ihnen das klar wurde“, erinnert sich Franz Ridder. Seine Frau fragte ihn, ob ihm der Name Reinhard Hirsch ein Begriff sei und sofort tauchte das Bild seines ehemaligen Kameraden vor seinem inneren Auge auf. „Klar kenne ich den“, erwiderte Franz Ridder überrascht.

1960 wurden beide eingezogen

Ridder und Hirsch dienten zur gleichen Zeit in der Kaserne Schwanewede. Eingezogen wurden sie 1960. Sowohl der gebürtiger Gelsenkirchener Franz Ridder als auch der im damaligen Oberschlesien geborene Reinhard Hirsch waren damit weit weg von zu Hause. Dennoch verpflichteten sie sich für eine Dienstzeit von zwölf Jahren, die sie gemeinsam in der niedersächsischen Kaserne verbrachten. Beide dienten im gleichen Bataillon aber in verschiedenen Kompanien. „11. Division, Brigade 32, Bataillon 323“, sagten beide bei ihrem ersten Wiedersehen wie aus einem Mund.

Während Ridder zur Kampfkompanie gehörte, war Hirsch als gelernter Bäcker, Koch und Konditor in der Versorgung tätig. „Schwanewede war ja eine große Kaserne, da saß man nicht ganz so dicht aufeinander“, erklärt Franz Ridder. Aus diesem Grund war ihm bei der Nachfrage seiner Frau im ersten Moment vor allem das Gesicht seines ehemaligen Mitstreiters in den Kopf gekommen und weniger der Vorname. „Natürlich so, wie er damals ausgesehen hatte“, ergänzt Franz Ridder mit einem Lachen.

Dass die gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse im Mikrokosmos der Bundeswehr dauerhaft verbinden, zeigt sich, als die beiden ehemaligen Zeitsoldaten beginnen, sich an ihre Dienstzeit zu erinnern. Ob der Sturmfluteinsatz Anfang der 60er-Jahre oder die Zeit als Austauschsoldaten in Frankreich: Die Wahl-Bremen-Norder haben sich viel zu erzählen und fördern immer mehr Erinnerungen zutage. Dazu gehören auch Geschichten über ehemalige Kameraden. Darunter die vier, die sich aufgrund einer sehr speziellen Namenskombination einen bleibenden Platz in den Erinnerungen der beiden Männer gesichert haben. Wie in dem alten Turnerspruch trugen sie die Namen Frisch, Fromm, Fröhlich und Frei, was damals wie heute für Gelächter sorgt und Anlass zu Scherzen liefert.

Auch die Schließung der Schwanewede Kaserne im Jahr 2015 ist ein Thema. Sowohl bei Ridder wie auch bei Hirsch hinterließ dies ein nach eigener Aussage seltsames Gefühl. „Das war, als wenn ein Teil von dir wegbricht“, beschreibt es Reinhard Hirsch. „Mit den Kameraden hat man sich ja manchmal gefühlt wie in einer Familie“, fügt Franz Ridder hinzu. Beide sind sich einig, dass ihre Zeit bei der Bundeswehr sie wesentlich geprägt hat.

Neben der Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit tauschen sich die Ex-Kameraden auch über ihren Lebensweg nach der Dienstzeit aus. So war Ridder lange beim Bremer Zoll und arbeitete in der Bundesfinanzverwaltung im baden-württembergischen Sigmaringen, bevor er nach Bremen zurückkehrte. Hirsch blieb dem Bremer Norden treu und lebte fast 50 Jahre in Lesum. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich schon viel früher über den Weg gelaufen wäre, war in all den Jahrzehnten groß, denn immer wieder kreuzten sich ihre Lebenswege.

So lebte Hirsch genau dort, wo Ridder als junger Mann zu Hause war. „Da, wo ich schon an jeden Laternenpfahl gepinkelt habe“, scherzt Franz Ridder lachend. Zudem kaufte Familie Hirsch über Jahre regelmäßig im Laden der Tante von Franz Ridders Ehefrau in Gröpelingen ein.

Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Beide Männer werden in diesem Jahr 80 Jahre alt. Gefeiert wird zwar nicht, denn „erst mal müssen unsere Frauen wieder gesund werden“, so Ridder. Dennoch sind die Planungen zu einem gemeinsamen Urlaub in Holland bereits angelaufen, denn eins ist sicher: Noch mal aus den Augen verlieren wollen sich die ehemaligen Kameraden nicht.

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