Nach einer Corona geschuldeten Miniausgabe im Vorjahr lockte das Vegefest am Wochenende trotz teils ungünstiger Wetterverhältnisse wieder zahlreiche Besucher in die Vegesacker Fußgängerzone. Dort wurde einiges geboten, was das frühe Herbstwetter fast vergessen machte.
Straßenkünstler wie „Puppets in Minutes“, Dan Marques, Silke Schierock oder „Bikerina“ sorgten an wechselnden Standorten mit Jonglage, Zauberei, Puppenspiel, Artistik, Akrobatik und Musik für Aufsehen und Staunen, während auf der Bühne am Botschafter-Duckwitz-Platz Bands und Künstler wie Brennholzverleih, Joon & the Soulmates oder Knipp Gumbo für ein vielfältiges und abwechslungsreiches Musikprogramm zwischen Evergreens, Ska-Punk und plattdeutschem Rock 'n' Roll sorgten.

Zahlreiche Musiker sorgten auf der Bühne am Botschafter-Duckwitz-Platz für vielfältige Unterhaltung – wie hier der Bremer "Platt 'n' Roller" Knipp Gumbo (alias Lars Köster).
Alles wieder wie vor der Pandemie? Nicht ganz: „Das Vegefest ist so etwas wie eine gegenseitige Danksagung: Die Vegesacker Kaufleute bedanken sich mit diesem Fest bei ihren Kunden; diese bedanken sich, indem sie die Vegesacker Geschäftswelt unterstützen – was derzeit nach der Pandemie notwendiger denn je ist“, befindet Fritz Rapp vom Vegesack Marketing. Bei der Organisation des Festes hatte Rapp viel Unterstützung seiner neuen Kollegin Silvia Wessel erfahren, die im Juli zum Vegesack Marketing gestoßen war.
So war das Vegefest 2022 eine Mischung aus Altbewährtem und Vertrautem, Überraschungen und Einmaligkeiten. Unter diesen Punkt fallen mit Sicherheit die Aktionen und Attraktionen, welche die Freiwillige Feuerwehr Vegesack am Sonntag auf dem Sedanplatz anlässlich ihres eigentlich schon im Mai begangenen 125-jährigen Jubiläums veranstaltete. „Die Pandemie-Situation im Mai gab den Rahmen für Feierlichkeiten einfach nicht her, weshalb wir glücklich sind, diese in diesem Rahmen nachholen zu können“, sagt Wehrführer Jan-Eike Hartmann.
Mehr Künstler als angekündigt
Unterstützung für die spektakuläre Jubiläumsfeier erhielt Hartmann nicht nur von zahlreiche Kameraden, sondern auch aus der Familie: Die Holzhütte, die am Sonntagnachmittag – eingebettet in einen Container – zur Demonstration eines Löscheinsatzes in Flammen aufging, war wenige Stunden zuvor von Vater Oliver Hartmann eigens hierfür erbaut worden. Neben diesem Höhepunkt gab es im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten weitere spektakuläre Aktionen wie detonierende Haarspraydosen, spielerische Löschübungen für junge Gäste, museale Feuerwehrgerätschaften, das Innere eines Löschfahrzeugs oder ein Rauchzelt zu bestaunen.

Zur Demonstration eines Löscheinsatzes ließ die Freiwillige Feuerwehr Vegesack auf dem Sedanplatz eine Holzhütte in Flammen aufgehen.
Obwohl Wasser und Feuer dementsprechend die dominierenden Elemente auf dem Sedanplatz darstellten, bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die direkt nebenan stehenden Oldtimer, deren Fahrer Wege aus einem Einzugsgebiet bis nach Bremerhaven auf sich genommen hatten. Vierzig stolze Besitzer historischer Gefährte hatten sich im Vorfeld angekündigt; tatsächlich befanden sich noch mehr auf dem Sedanplatz. „Den Oldtimerbesitzern geht es nicht viel anders als beispielsweise Künstlern: Viele haben sich bedankt, dass endlich mal wieder so etwas stattfindet“, berichtete Fritz Rapp.
Da scheint es wenig erstaunlich, dass noch mehr Künstler als angekündigt das Vegefest bereicherten: Neben den im Programm veröffentlichen Namen nutzten weitere Straßenmusiker und Streetart-Künstler das Vegefest als Gelegenheit, ihr Können vor Publikum zu demonstrieren – so beispielsweise der Bremer Sandskulpturist Ulf. Für die Veranstalter kein Problem: „Solange das geplante Programm nicht gestört wird, machen solche Initiativen das Vegefest doch noch ein bisschen bunter und vielseitiger“, urteilte Silvia Wessel.

Der Bremer Streetart-Künstler Ulf begeisterte mit seiner Hundeskulptur aus Sand.
Die Künstler ließen nach jeder Vorführung einen symbolischen Hut kreisen, um Spenden für ihre Kunst zu sammeln. „Die durch uns engagierten Künstler erhalten kleine Aufwandsentschädigung, um zumindest ihre Unkosten decken zu können. Da das Budget für das Vegefest jedoch zugegebenermaßen eher begrenzt ist, erscheint der anschließend kreisende Hut allen Beteiligten als beste Lösung“, erklärte Silvia Wessel.
Die Antwort auf die Frage, warum die „Wiederauflage“ des Vegefests nicht wie seit Jahrzenten gewohnt am ersten Oktoberwochenende, sondern eines davor stattfand, erklärt sich durch geltende Gesetze. „Am Sonntag vor dem Tag der deutschen Einheit dürfen keine verkaufsoffenen Sonntage stattfinden“, begründete Silvia Wessel.
Fritz Rapp sagt adé
So bleibt Dutzenden Künstlern, Kauf- und Feuerwehrleuten, Oldtimerfahrern und Organisatoren ein ebenso vergnügliches wie spektakuläres Wochenende in Erinnerung, das nach dem Willen aller Beteiligten in den kommenden Jahren regelmäßig stattfinden soll: „Es ist ein gutes Gefühl, dieses Projekt an ein hoch motiviertes, optimal aufgestelltes Kollegenteam übergeben zu können“, sagte der scheidende Fritz Rapp, der zu den Vätern des Vegefests gerechnet werden darf. Für ihn war es das letzte Vegefest, das er im Rahmen seines aktiven Berufslebens gestaltet hat.