Die gemeinnützige Gesellschaft "Pflegekinder in Bremen" (Pib) will vorbereitet sein. Vorbereitet auf den Fall, dass Kinder ohne ihre Eltern aus der Ukraine nach Bremen kommen. Deshalb werden schon jetzt Pflegeeltern qualifiziert – auch in Bremen-Nord.
"Wir wollen nicht in die Situation kommen, dass wir Kinder ad hoc in irgendwelchen Familien unterbringen müssen, die wir nicht gut kennen", sagt Judith Pöckler-von Lingen, Geschäftsführerin der Gesellschaft. Deshalb habe Pib sein Konzept an die aktuelle Situation angepasst, damit Kinder bei Bedarf schneller als sonst in Familien untergebracht werden können. "Die Pflegeeltern durchlaufen aber trotzdem die gleiche Qualifizierung", betont Pöckler-von Lingen. So würden etwa der Hausbesuch und die Gespräche mit den potenziellen Pflegeeltern sowie der ganzen Familie nun parallel zu den Schulungen stattfinden. "Wir versuchen, der Situation Rechnung zu tragen, indem wir schneller qualifizieren ohne dass wir dabei von unseren Qualitätsstandards abweichen", sagt sie. Das mache sich nicht nur bei den Schulungen bemerkbar, sondern auch bei der Prüfung der Unterlagen. So müssten Familien trotz des beschleunigten Verfahrens auch weiterhin ein Führungszeugnis sowie eine Gesundheitsbescheinigung vorlegen.
Um Familien über die Pflege eines Kindes zu informieren, bietet Pib regelmäßig Infoveranstaltungen an. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine organisiert die gemeinnützige Gesellschaft nun zusätzliche Termine. "Die Infoveranstaltungen geben den Teilnehmern die Möglichkeit, noch einmal in sich zu gehen und zu schauen, ob die Pflege eines Kindes zum eigenen Lebensmodell passt", erzählt die Geschäftsführerin. "Denn wenn Kinder aus der Ukraine kommen, wissen wir nicht, ob sie für vier Wochen bleiben oder gleich für mehrere Jahre, weil sie keine Eltern mehr haben."
Aktuell stellt sich aber nicht nur die Frage, wie lange die Kinder bleiben, sondern auch, wie viele überhaupt kommen. "Wir wollen uns auch auf die Situation vorbereiten, dass Kinder womöglich geordnet aus Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen aus der Ukraine zu uns evakuiert werden", erzählt sie. Für den Fall, dass doch keine Kinder ohne ihre Eltern in Bremen ankommen, könnten die Familien, die nun geschult werden, auch ein Mädchen oder einen Jungen aus Bremen aufnehmen. "Pflegeeltern brauchen wir immer", sagt Judith Pöckler-von Lingen.