Vegesack. Soziale Medien sind aus der Lebenswirklichkeit Jugendlicher kaum mehr wegzudenken. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im schulischen Rahmen eine Rolle spielen würden. Zur Medienbildung in der digitalen Welt werden gemeinhin die Begriffe Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken gerechnet. Diese Kompetenzen vereint das Projekt „Digital School Story“, an dem das Gymnasium Vegesack als Pilotschule teilnimmt.
Im Rahmen des Projekts erstellen Schülerinnen und Schüler in kooperativen Arbeitsphasen kreative Videogeschichten zu ausgewählten Unterrichtsthemen. Hierbei lernen sie, die richtigen Fragen zu stellen und stärker in Bildern und Lösungen zu denken. Am Ende steht das Ziel, dass sie ihre Welt mitgestalten können. Unterstützung erhalten die Schüler durch sogenannte Content-Creator, also Webvideoproduzenten aus den Netzwerken TikTok, Instagram und YouTube, die als Paten fungieren und den Schülern meist durch eigene Mediennutzung bekannt sind.
Mit Spaß lernen
Angestoßen wurde das Projekt von Nina Mülhens und ihrem Team. Die Mitgründerin und Geschäftsführerin des sozialen Bildungs-Start-ups "DigitalSchoolStory" hat sich mit ihrem Unternehmen zum Ziel gesetzt, Schülern mit modernen Formaten, wie beispielsweise Storytelling, Spaß am Lernen zu vermitteln, damit sie wertvolle Zukunftskompetenzen erlernen und auch relevante Softskills für das Leben in einer sich permanent verändernden Gesellschaft entwickeln. Das gemeinnützige Unternehmen ist eines der 15 Gewinnerprojekte aus dem 2020 veranstalteten Hackathon #WirFürSchule und mittlerweile in neun Bundesländern aktiv.
In Bremen ist das Gymnasium Vegesack, immerhin bereits als „Digitale Schule“ ausgezeichnet, die Pilotschule, denn einerseits nimmt sie als erste Bremer Einrichtung an dem Projekt teil und außerdem findet die „Digital School Story“ an der Kerschensteinerstraße zum bundesweit ersten Mal im Mathematikunterricht statt.
Kreativer Zugang zur Mathematik
Lehrer Daniel Borowski war im September des vergangenen Jahres während einer digitalen Fortbildung auf das Projekt aufmerksam geworden. „Ich war zunächst skeptisch, ob Storytelling für meine Fächer Physik und Mathe funktioniert“, sagt der Pädagoge. „Zum einen hatte ich Schwierigkeiten, mir Geschichten vorzustellen, die gut zu Mathematik passen, und zum anderen kannte ich verschiedene Beispiele von Erklärvideos, in denen die Geschichten aufgesetzt wirken und eher vom Thema ablenken.“
Doch Borowski war neugierig auf einen Ansatz geworden, der seiner Schülerschaft einen kreativen und produktiven Zugang zur Mathematik ermöglicht. Vier weitere Kollegen des Gymnasiums Vegesack schlossen sich dem Pilotprojekt an, das nun in fünf Klassen durchgeführt und außerdem durch das Programm „Schüler:innen stärken“ der Bremer Bildungsbehörde unterstützt wird.
Im Rahmen des Projektes findet an diesem Donnerstag in der Vegesacker Schule eine Fragerunde mit den Paten statt. Die Content-Creator sind per Videokonferenz im Unterricht dabei und beantworten zunächst die Fragen der Schüler. Im Anschluss erzählen die Schülergruppen die Geschichten, die sie umsetzen wollen, und bekommen als Feedback Tipps und Hinweise von den Projektpaten. Erste Szenen sind laut Daniel Borowski bereits im Kasten beziehungsweise auf den Tablets, die das Bildungsressort im Zuge der Coronavirus-Pandemie allen Bremer Schülern zur Verfügung gestellt hat.