Das Zentrum von Vegesack funktioniert für Ortsunkundige oder Neulinge wie mich nicht optimal. Das jedenfalls ist mein erster Eindruck. Wer im Hafenbereich ankommt – sei es mit Bus, Bahn, Fähre oder Auto – wird sich intuitiv Richtung Schulschiff, Museumshafen, Stadtgarten und Maritime Meile orientieren. Das ist zunächst einmal gut. Schließlich sind das die touristisch relevanten Bereiche. Dort wird sich zudem – Stichwort Umgestaltung des Haven Höövt – jetzt einiges tun.
Schwieriger ist es allerdings, Besucher von dort in die Fußgängerzone zu locken. Denn der Weg dorthin erschließt sich weit weniger selbstverständlich. Es ist überhaupt nicht klar, ob die Sagerstraße oder eher die Reeder-Bischoff-Straße als Übergang vom Hafen her für Fußgänger zu den Geschäften gedacht ist.
Als zweiter Problembereich darf der Sedanplatz gelten. Er wirkt wie eine Art Blockade innerhalb der Einkaufsmeile und kann leicht als Endpunkt wahrgenommen werden. Ein – mit Verlaub – nicht sonderlich attraktiver, was den Einzelhandel betrifft. Denn die aktuelle Nutzung der ehemaligen Markthalle wird kaum jemanden zufriedenstellen. Deshalb sind die Investorenpläne, die Baulücke neben dem Stadthaus zu schließen, positiv zu bewerten. Die dort vorgesehene gemischte Nutzung aus Wohnen sowie Flächen für Einzelhandel, eine Arztpraxis und Büros sind dazu geeignet, Besucher auch zu den Läden im hinteren Teil zu leiten. Eine geschlossene Häuserzeile wird die Sichtachse und die Wegebeziehung optimieren.
Damit dürfte die Situation jedoch noch immer nicht optimal sein. Neben dem Modehaus Leffers am einen Ende der Shoppingmeile braucht es dringend auch ein Pendant am Sedanplatz. Nur so kann dieser – trotz Stadthaus und Volkshochschule – außerhalb der Marktzeiten Anziehungskraft entwickeln. Eine solche ist überlebenswichtig; nicht nur für den hinteren Teil der Fußgängerzone. Schließlich verschärft der Lockdown die Lage der Gewerbetreibenden ohnehin schon außerordentlich. Wie es danach weitergehen soll, ist ungewiss.
Es ist gut, dass es für eine grundlegende Umgestaltung des Sedanplatzes bereits Ideen und Investoren gibt, die sich dieser Herausforderung annehmen möchten. Es ist ein gutes Zeichen für Vegesack, dass gerade in Zeiten des Lockdown ambitionierte Pläne für die Zukunft geschmiedet werden.