Herr Naue, wie viele Starter werden am Vegesacker Citylauf teilnehmen?
Torsten Naue: Wir haben etwa 80 Anmeldungen erhalten. Das ist schon dramatisch wenig. Schließlich hätten wir für beide Läufe eine Kapazität von jeweils 150 Teilnehmern gehabt.
Wie erklären Sie sich das?
Wir hatten im Vorfeld nicht die Möglichkeiten wie sonst, unsere Veranstaltung publik zu machen. Normalerweise verteilen wir unsere Ausschreibungen im Vorfeld bei den großen Läufen in Oldenburg und Celle, aber auch bei den Crossläufen in Bokel und in Worpswede. Diese Veranstaltungen sind aber allesamt wegen Corona ausgefallen. An der Laufserie im Bremer Bürgerpark haben vor Corona etwa 1000 Leute teilgenommen, jetzt nur noch 200. Wir haben also viele Läufer gar nicht erst erreicht. Manche bleiben aber wohl auch wegen Corona-Ängsten zu Hause.
Hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben, die Läufer zu erreichen?
Die haben wir ja auch schon ausgeschöpft. Wir haben auch Werbung bei Instagram und bei Facebook für unseren Lauf gemacht. Außerdem haben wir viele Vereine direkt per E-Mail angeschrieben. Es hat aber alles nichts geholfen.
Gibt es noch einen anderen Grund für das geringe Interesse an Ihrem Lauf?
Ja. Am Sonntag findet ein Lauf am Werdersee in Bremen statt. Ich kenne viele Läufer, die lieber dort laufen. Es handelt sich ja auch um eine schöne Strecke.
Weshalb sind Sie dieser Veranstaltung denn nicht aus dem Wege gegangen?
Es sollen grundsätzlich nicht zwei Veranstaltungen eines Landesverbandes an einem Wochenende stattfinden. Wir hatten auch das Erstrecht für dieses Wochenende. Aber da der Schwerpunkt am Werdersee eigentlich auf dem Marathon und einem Ultralauf liegen sollte, haben wir kein Veto gegen diese Veranstaltung eingelegt. Nun hat sich aber herausgestellt, dass die zehn Kilometer schon fast der Hauptlauf am Werdersee sein sollen.
Fühlen Sie sich getäuscht?
Das ist nicht das richtige Wort. Aber im Nachhinein hätten wir nein zu der anderen Veranstaltung sagen müssen. Wir hatten so etwas aber eben nicht vermutet. Der Lauf am Werdersee geht nun aber ganz klar zu unseren Lasten.
Wäre für die Etablierung des Vegesacker Citylaufs nicht ein fester Termin förderlich?
Wir wollen flexibel auf die Osterferien reagieren und den Lauf spätestens bis Ende April über die Bühne bringen. Wir wollten den Citylauf eigentlich am 23. April austragen. Das haben aber die Veranstalter des Pusdorfer Laufes abgelehnt, die ihren Lauf am 24. April durchführen wollten – jetzt fällt dieser aber aus.
Hätten Sie die Veranstaltung auch ausgetragen, wenn Sie vorher gewusst hätten, dass nur 80 Läufer kommen?
Ja. Wir wollen nicht, dass die kleinen Veranstaltungen aus dem Laufkalender verschwinden. Nachdem wir den Citylauf zweimal wegen Corona abgesagt hatten, wollten wir dies nicht schon wieder tun. Du kommst dann auch irgendwann nicht mehr an die Helfer. Irgendwann trifft es auch die anderen kleinen Veranstaltungen, die immer ein bisschen übersehen werden. Wenn ich beispielsweise am Hamburg Marathon teilnehmen möchte, google ich gezielt danach. Das macht man aber nicht bei uns.
Wann war für Sie klar, dass Ihr Lauf trotz weiter hoher Corona-Fallzahlen stattfinden soll?
Das war vor ungefähr sechs Wochen. Wir hatten im Dezember und Januar bei anderen Veranstaltungen gesehen, dass es möglich ist, solche Läufe in kleinem Rahmen durchzuführen.
Weshalb haben Sie sich auf eine Obergrenze von 300 Läufern festgelegt?
Das hat mit den Begebenheiten unserer Strecke zu tun. Vor Corona hatten wir immer 500 Läufer als Maximum ausgegeben. Das haben wir nun wegen der Corona-Pandemie verringert. Wir wollten auch nach außen sichtbar machen, dass wir eine kleine Veranstaltung austragen wollen.
Wieso veranstalten Sie keine Läufe für den Nachwuchs?
Das war uns mit den Corona-Regeln zu ungewiss. Die Bambinis sind zum Beispiel nicht geimpft und müssen es auch nicht sein. Aber uns war das Risiko zu groß, dass sich unsere Helfer bei der Startausgabe mit dem Virus infizieren, zumal die Fallzahlen gerade bei den Kindern und Jugendlichen sehr hoch sind. Schließlich haben wir viele ältere Helfer aus der gefährdeten Gruppe. Unser Streckenposten Dieter Hartmann ist schon über 80 Jahre alt. Auch Lutz Beyer, der mit dem Fahrrad vor dem Feld fahren wird, ist bereits über 70. Lutz hält übrigens immer noch den Bremer Landesrekord über die zehn Kilometer auf der Bahn und über die 25 Kilometer auf der Straße in der Gesamtwertung aller Männer.
Sind Zuschauer erwünscht?
Ja. Die Läufer würden sich über einen Beifall sehr freuen. Weil die Geschäfte in der Vegesacker Innenstadt geöffnet sind, werden ohnehin Leute vor Ort sein. So lange die Abstände eingehalten werden, ist alles okay.
Auf wen dürfen sich die Zuschauer denn besonders freuen?
Mit Kai Sachtleber vom 1. TCO Die Bären aus Oldenburg wird eine Europameisterin in ihrer Altersklasse im Triathlon über die zehn Kilometer starten. Sie kommt mit ihrem Klubkollegen Olaf Geserick, der ebenfalls zu beachten sein dürfte.
Wer ist Favorit bei den Männern über die zehn Kilometer?
Das ist ganz klar unser Filimon Gezae, der sich mal seinem Publikum in Bremen-Nord präsentieren kann. Er bereitet sich gerade auf die Deutschen Meisterschaften im Rahmen des Hannover Marathon am 3. April vor, bei der er außer Konkurrenz starten wird, da er noch nicht die Deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Gezaes großer Bremer Konkurrent über die zehn Kilometer, Sebastian Kohlwes vom LC Hansa Stuhr, ist derzeit angeschlagen und wird, wenn überhaupt, nur beim Lauf am Werdersee am Sonntag an den Start gehen.
Weshalb können keine Nachmeldungen mehr vorgenommen werden?
Das hat auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun. Während die Anmeldungen online alle per Lastschrift abgewickelt werden konnten, hätten die Nachmelder vor Ort in bar bezahlen müssen. Wir wollen aber nicht mit Wechselgeld hantieren, um das Risiko einer Infizierung mit dem Corona-Virus zu verringern.
Werden Sie selbst auch mitlaufen?
Ja, das ist schon eine Tradition bei mir. Ich werde über die zehn Kilometer starten und bereite mich auf den Lauf in Cuxhaven vor.
Worauf müssen die Läufer gefasst sein?
Die Läufer müssen sich auf eine Baustelle am alten Bauamt einstellen, wo es rechts hoch zum Sedanplatz geht. Getränke und Verpflegung gibt es im Start- und Zielbereich auf dem Botschafter-Duckwitz-Platz. Über die zehn Kilometer sind vier Runden zu absolvieren, sodass unterwegs dreimal die Möglichkeit besteht, etwas zu trinken oder sich zu stärken.