Der „Looper“, eine große Rundschaukel, ist voll besetzt mit kreischenden Kindern, im Autoscooter sitzen in fast jedem Wagen zwei Leute, und auch die rotierende Schaukel „X-Flight“ sowie Familien-Achterbahn erfreuen sich großen Zuspruchs. „Ein wichtiger Grund für die hohen Besucherzahlen auf dem Vegesacker Markt ist sicherlich die Freikarte Bremen – sie ist überaus erfolgreich“, sagt Bettina Robrahn-Böker, Geschäftsführerin der Veranstaltungsgesellschaft Bremer Schausteller.
Die Freikarte ermöglicht allen Kindern und Jugendlichen mit Wohnsitz in Bremen und Bremerhaven, mit einem Guthaben von 60 Euro an ausgewählten Orten wie Schwimmbädern oder Theatern zu bezahlen – oder eben auch Karussells auf dem Vegesacker Markt zu nutzen. Dass dieses Angebot bestens ankommt, sieht man an den vielen Eltern mit Kindern an den Händen, die zwischen den Buden umherlaufen und den langen Schlangen vor den Karussells.
Der Ausschuss für Straßen-, Verkehrs- und Marktangelegenheiten des Ortsamts Vegesack wollte sich auf einem Rundgang selbst ein Bild vom Vegesacker Markt machen und wertete die Eindrücke anschließend im Ortsamt aus. „Besonders am Wochenende war der Vegesacker Markt bestens besucht, was natürlich auch am guten Wetter lag. Doch auch wenn er in diesem Jahr außerordentlich erfolgreich war, ein Wermutstropfen bleibt“, sagt Bettina Robrahn-Böker, „denn die Energiepreise sind explodiert, und die Kosten können nicht in gleichem Maße über höhere Preise ausgeglichen werden.“
Als Geschäftsführerin der Veranstaltungsgesellschaft Bremer Schausteller bemühe sie sich derzeit, die Stromkosten von 70 Cent für eine Kilowattstunde herunterzuhandeln. Besonders betroffen sind natürlich Betreiber, die auf dem Vegesacker Markt energieintensiv arbeiten: „Wir haben hier ein kleines Kraftwerk, und solche Preissprünge haben wir bisher nicht gehabt“, sagt Hansla Reinecke, die auf dem Vegesacker Markt unter anderem Krustenbraten, Kräutersteaks und Champignons anbietet: Grill, Backofen und Fritteuse sind wahre Energiefresser, die zudem bei den derzeit hochsommerlichen Temperaturen leicht mal für 37 Grad im Innern des Wagens sorgen.
Die hohen Kosten machen die hohen Besucherzahlen beim Vegesacker Markt nur zum Teil wett. „Der Andrang ist groß, weil viele Leute erst durch Corona gemerkt haben, dass vieles, was vorher selbstverständlich war, eben nicht mehr selbstverständlich ist“, sagt Hansla Reinecke, „und deshalb genießen sie das Schlendern über den Markt, der ja auch ein wichtiger Ort der Begegnung ist.“ Trotz der immensen Kosten für Energie bleibt Hansla Reinecke zuversichtlich: „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagt sie, deren Großmutter schon dieses Geschäft betrieben hat.
Ein alter Hase, der schon seit 53 Jahren gebrannte Mandeln und Zuckerwatte auf Freimarkt oder Jahrmärkten verkauft, ist Ralf Böker. „Auch wenn in diesem Jahr viele Preise nach oben gegangen sind, tut dies dem Vergnügen offenbar keinen Abbruch: Wir merken, dass in diesem Jahr bei vielen Leuten das Geld locker sitzt“, sagt er und hofft gleichfalls, dass die hohen Energiekosten nachträglich noch etwas gesenkt werden können.