Drei Jahre lang mussten Mitglieder, Freunde und Nachbarn des Vegesacker Schützenvereins pandemiebedingt auf eine lieb gewonnene, jahrzehntealte Tradition verzichten. Am diesjährigen Karfreitag konnte der Verein seine Halle nun endlich wieder für das traditionelle Ostereierschießen öffnen.
„Dabei wird natürlich um, nicht auf Ostereier geschossen“, verdeutlichte der Verein bereits im Vorfeld. Wäre dem nicht so, dürfte der Verein trotz einer über die Pandemiejahre sogar angewachsenen Mitgliederanzahl gewisse Schwierigkeiten haben, freiwillige Mitglieder für die anschließende Säuberung der Schießhalle zu finden. Schließlich warten insgesamt 2500 rohe Eier darauf, von glücklichen Gelegenheitsschützen als Gewinn in Empfang genommen zu werden.
Bis zur Siegerehrung am frühen Nachmittag lagern die Eier natürlich fein säuberlich in Kartons verpackt. In der Schießhalle wird indes an acht Ständen mit kleinkalibrigen Luftgewehren über eine Distanz von zehn Metern auf Ringe beziehungsweise entsprechende Zielscheiben geschossen.
Dabei verfährt der Verein traditionell nach dem Prinzip, das auch auf Jahrmärkten gilt: Drei Schüsse kosten 2,50 Euro pro Schütze, weitere Schüsse können jedoch in beliebiger Anzahl nachgekauft werden – sogar mit Mengenrabatt. Gewertet wird allerdings nur der jeweils erfolgreichste Drei-Schuss-Durchgang.
„Wenn jemand beispielsweise gerne sechzigmal schießen möchte, darf er dies natürlich gerne tun“, erläutert Pressereferent Georg Veltl schmunzelnd. Gänzlich bierernst werden die Veranstaltung und das Reglement ohnehin weder von den Ausrichtern noch von den Besuchern genommen. Hier und da wird auch mal ein Auge zugedrückt: „Wenn jemand beispielsweise zum ersten Mal überhaupt ein Luftgewehr in der Hand hält, dürfen auch schon mal ein bis zwei Probeschüsse außerhalb der Wertung abgegeben werden“, bekräftigt Veltl.
Schließlich sind alle Interessierten ab zwölf Jahre zur Teilnahme eingeladen – dann noch mit elterlicher Begleitung. Ab dem vollendeten 16. Lebensjahr ist das nicht mehr erforderlich, zumal an jedem Stand ein Vereinsmitglied bereitsteht, um den Gelegenheitsschützen hilfreich und beratend zur Hand zu gehen.
Entsprechend bewegt sich der Altersdurchschnitt der etwa 100 vereinsexternen Gelegenheitsschützen zwischen zwölf bis jenseits der achtzig Jahre. Darunter befinden sich nicht nur zahlreiche junge Menschen, sondern auch auffallend viele Frauen – was Gaby von Roden als Vereinsvorsitzende besonders freut: „Es ist schön, dass mittlerweile immer mehr Frauen den Schießsport für sich entdecken.“
Dieser Aspekt wird in den Reihen der Vegesacker Schützen deutlich größer geschrieben, als die traditionelle Schützenkultur. So wird beispielsweise auf das Tragen ordensbehangener Trachten im Regelfall komplett verzichtet – so auch an diesem Tag. „Die Trachten sehen Sie bei uns höchstens Mal an vereinsinternen Festabenden“, sagt Veltl lachend.
Dies könnte einer von mehreren Gründen sein, warum sowohl das Ostereierschießen als auch weitere öffentliche Veranstaltungen des Vereins auf breites Publikumsinteresse stoßen – auch wenn sich der ursprüngliche Hintergrund der Tradition mit den Jahrzehnten etwas gewandelt hat: „Das Ostereierschießen wird seit den Fünfzigerjahren durchgeführt. Damals hatten Eier als Gewinn wahrscheinlich noch eine andere Wertigkeit als heute, wo diese doch eher Symbolcharakter haben“, mutmaßt Veltl.
Völlig gratis gibt es Eier jedoch auch heutzutage nicht. So bedanken sich die ausrichtenden Organisatoren nicht zuletzt bei Edeka Damerow für preisliches Entgegenkommen hinsichtlich der Preisauslobung. Das eine oder andere kräftige Omelette inklusive Rührei als Nachtisch dürfte sich aus einem Hauptgewinn selbst für eine Großfamilie mühelos zubereiten lassen, winken als Gewinn für die volle Punktzahl (30 Punkte), die an diesem Karfreitag gleich von mehreren Teilnehmern erzielt wird, immerhin vierzig Eier.

Insgesamt 2500 rohe Eier werden als Gewinne vergeben. Für die volle Punktzahl, die an diesem Karfreitag gleich von mehreren Teilnehmern erzielt wird, gibt es vierzig Eier.
Doch auch weniger zielsichere Schützen müssen keinesfalls hungrig den Heimweg antreten: „Man darf getrost davon ausgehen, dass jeder, der heute schießt, mindestens ein Ei gewinnt – und zu den rohen gibt es ja auch noch ein paar bunte als Geschenk“, verspricht Veltl augenzwinkernd. Vor allem aber ist das Ostereierschießen eine spaßbetonte Gelegenheit, Freunde, Nachbarn und Interessierte in lockerer, ungezwungener Atmosphäre in der Schützenhalle willkommen zu heißen: „Viele machen daraus einen richtigen Familienausflug“, weiß Gaby von Roden.