Er hat Museumsreife, ist alles andere als eine attraktive Örtlichkeit und soll bald gänzlich von der Bildfläche verschwinden: Die Tage des rund 100 Jahre alten Umkleidetraktes im Vegesacker Stadion sind gezählt. In Kürze, so heißt es auf Anfrage bei der Liegenschaftsverwalterin Immobilien Bremen, werde der Startschuss für den Bau eines neuen Sanitär- und Umkleidegebäudes erfolgen. Auf einer Fläche, die bislang zu einem Überflutungsgebiet gehörte.
Über die Notwendigkeit, das uralte Gebäude mit seinen seit Jahrzehnten unzulänglichen und kaum erträglichen Toilettenanlagen durch einen Neubau zu ersetzen, wird seit 2018 diskutiert und geplant. Neue Hoffnungen insbesondere bei den Sportlern der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack (SAV) wurden geweckt, als der Vegesacker Beirat erfuhr, dass voraussichtlich Mitte 2022 mit den Arbeiten für einen modernen Umkleide- und Sanitärtrakt begonnen werden solle. Doch der Termin verstrich, weil die sogenannte baufachliche Prüfung offenbar noch nicht abgeschlossen war und der Bund deshalb keine Fördermittel freigegeben hatte.
Umkleidegebäude als Pilotprojekt
Nun aber soll es bald losgehen. Die Vorarbeiten für die Gründung, also für die Basis, auf der das Gebäude später sicher steht, seien bereits erfolgt, berichtet der Sprecher von Immobilien Bremen, Fabio Cecere. Holger Franz, Pressesprecher der Fußballabteilung der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack und Vizepräsident des Bremer Fußballverbandes, hatte unlängst von einem Pilotprojekt gesprochen.
Danach entsteht in Vegesack das erste Umkleidegebäude auf einem Bremer Sportplatz, das als Passivhaus mit zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen, einem Brennwertkessel samt Wasseraufbereitung, einer Fotovoltaik-Anlage sowie einer mechanischen Be- und Entlüftungsanlage ausgestattet werden soll. Da das Vegesacker Stadion wegen der benachbarten Aue Überschwemmungsgebiet ist, soll der gesamte untere Teil des Neubaus zudem ein Korsett aus Stahlbeton bekommen. Die Gesamtkosten für das Projekt beziffert Immobilien Bremen auf 3,6 Millionen Euro, mit der Fertigstellung wird den Angaben zufolge im Frühjahr 2026 gerechnet.
Fassungsvermögen wurde erweitert
Bis dahin könnte sich die tiefer gelegene sogenannte Renaturierungsfläche direkt vor der Haustür des künftigen neuen Umkleide- und Sanitärtraktes noch einmal nach Starkregen und Aue-Überschwemmung als Binnensee und Schwimmbad für Wasservögel präsentieren. So wie im Januar dieses Jahres, als die Überflutungswanne vollgelaufen war. Damit sie nicht überläuft, ist sie gerade um die Fläche erweitert worden, die ihr aufgrund des Neubaus in unmittelbarer Nähe des Kunstrasenplatzes abgezweigt wurde.
Das Renaturierungsbecken sei von der Firma Hanse Umwelt GmbH innerhalb von drei Wochen um ein Fassungsvermögen von etwa 550 Kubikmetern (550.000 Liter) vergrößert worden, erläutert der Sprecher von Immobilien Bremen. Die Kosten dafür beziffert er auf rund 150.000 Euro.
Ob die Erweiterung des Überlaufbeckens ausreicht, um noch größere Überschwemmungen auf dem Stadiongelände in Zukunft zu verhindern, ist indes zweifelhaft. SAV-Sprecher Holger Franz hatte jedenfalls im Januar dafür plädiert, dem Hochwasserschutz angesichts der Klimaveränderung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sonst könnte die in normalen Zeiten harmlos dahin plätschernde Aue bei der plötzlichen Verwandlung in ein reißendes Gewässer noch mehr Schaden anrichten.
Allerdings wohl kaum noch in dem 100 Jahre alten Gebäude an der Straße zur Vegesacker Fähre. Das soll nämlich komplett abgerissen werden, wenn der neue Umkleidetrakt fertiggestellt worden ist. Das jedenfalls versichert Yannoh Mügge, Sprecher der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, auf Anfrage. Angestrebt werde eine neu gestaltete Fläche, die von Bürgern aller Generationen genutzt werden könne. Um sich zu entspannen oder Freizeitsport zu betreiben. Bei der Realisierung dieses Projekts, so Mügge, müssten Umwelt-, Natur- und Wasserschutzauflagen berücksichtigt werden. An den erforderlichen Beteiligungsverfahren ab 2025 sollen Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können.
Die Kosten sind nach den Worten des Pressesprechers zwar noch nicht zu beziffern, die Gelder würden aber dem Topf zur Städtebauförderung und damit speziell für das Integrierte Entwicklungskonzept Grohn entnommen. Dieses Konzept soll vor allem die Wegeverbindungen zwischen Grohn, Hafen, Sportarealen und dem Stadtkern Vegesack aufwerten und damit die städtebauliche Anbindung vor allem der Grohner Düne verbessern.