Rasen- und Kunstrasenplatz sind gesperrt, die einzigen sportlichen Aktivitäten im Vegesacker Stadion zeigen Dohlen und Möwen. Sie steuern das überflutete und zum Teil noch zugefrorene Überlaufbecken im Tiefflug an und landen zwecks Nahrungssuche auf Sträuchern und angeschwemmtem Wohlstandsmüll. Derweil hoffen die Verantwortlichen der Fußballabteilung der SG Aumund-Vegesack um den Vorsitzenden Bernd Siems, dass die vom Regen- und Hochwasser betroffenen Sportplätze zu Beginn der Rückserie im Februar wieder zu benutzen sein werden.
Große Menge Quarzsand verloren
Zwar ist die Bestandsaufnahme durch den Umweltbetrieb Bremen laut Auskunft des zuständigen Senatsressorts für Inneres und Sport noch nicht abgeschlossen. Aber so viel lässt sich nach Einschätzung von Bernd Siems und des Pressesprechers der SAV-Fußballsparte, Holger Franz, schon jetzt sagen: Kopfzerbrechen bereitet ihnen vor allem der Kunstrasenplatz. Er hat infolge der Überflutung eine große Menge an Quarzsand verloren, ohne den die Kunststoffhalme keine Stabilität hätten und das Fußballspielen nicht möglich wäre. Benötigt werden 21 Kilo pro Quadratmeter. Nach Mitteilung von Karen Stroink vom Pressereferat des Senators für Inneres und Sport ist der Quarzsand nicht komplett ausgespült worden. Allerdings habe sich die Füllmenge deutlich reduziert, so dass der Kunstrasenplatz aktuell nicht bespielt werden könne.
Das Material zu besorgen, dürfte kein Problem sein. Nachdenklich stimmt dagegen die Feststellung, dass der Kunstrasenbelag an einigen Stellen infolge der Überschwemmung wellig geworden ist und wieder geglättet werden müsste. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Finanzierung der Schadensbehebung. Anders formuliert: Greift noch die Gewährleistungs-Garantie der Firma, die das Kunstrasenprojekt seinerzeit allerdings nicht sofort zufriedenstellend realisiert hat, oder kann ein anderes Unternehmen mit der Reparatur beauftragt werden?
Saisonvorbereitung im Stadion nicht möglich
Unbestreitbar ist denn auch, dass die Fußballer der SAV die Hauptbetroffenen des Hochwassers im Vegesacker Stadion sind. Das Training der Herren- und Jugendmannschaften zur Vorbereitung auf den zweiten Teil der Saison 2023/24 kann jedenfalls vorerst weder auf dem Kunstrasen noch auf dem durchnässten Rasenplatz stattfinden. Gefragt ist deshalb die solidarische Hilfe benachbarter Vereine. Von Eintracht Aumund und dem SV Grohn, dessen nagelneuer Kunstrasenplatz auf dem hoch gelegenen Oeversberg von einer Überflutung verschont blieb, hat die SAV bereits die Zusicherung erhalten, auf deren Sportflächen trainieren zu können.
Dort sind zudem die Umkleide- und Sanitärtrakte im Gegensatz zu denen im Gebäude des Vegesacker Stadions nicht überschwemmt worden. Der Altbau an der Straße Zur Vegesacker Fähre, so Bernd Siems, habe in den Erdgeschoss-Räumen rund 30 Zentimeter hoch komplett unter Wasser gestanden. Deshalb müssen nach den Worten von Holger Franz Trocknungsgeräte eingesetzt und die Fußböden mit einem neuen Belag ausgestattet werden.
Seit nunmehr zwei Jahren wartet der Vegesacker Großverein inzwischen auf den Startschuss zum Bau eines neuen und modernen Umkleide- und Sanitärgebäudes am Rande des Überlaufbeckens unmittelbar beim Kunstrasenplatz. Jetzt soll das Tauziehen um die Finanzierung soweit beendet sein, dass im Sommer der erste Spatenstich erfolgen könne. Hofft jedenfalls Holger Franz auch in seiner Funktion als Vizepräsident des Bremer Fußballverbandes und Projektleiter beim städtischen Grundstücks- und Gebäudeverwalters Immobilien Bremen.
Franz warnt im Übrigen angesichts der Hochwasserschäden vor eventuellen Schuldzuweisungen. Für die Lage, so wie sie sei, könne keiner etwas. Allerdings müsse man angesichts der Klimaveränderung einen Blick in die Zukunft werfen. Was zum Beispiel aktuell im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Umkleidetraktes erforderlich sei. Holger Franz: „Damit er beim nächsten Hochwasser nicht im Erdgeschoss vollläuft, muss der Eingangsbereich entsprechend gesichert werden.“ Darüber hinaus aber sei dem Hochwasserschutz für den gesamten Stadionbereich künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Soll heißen: Sonst kann die in normalen Zeiten harmlos dahin plätschernde Aue bei der plötzlichen Verwandlung in ein reißendes Gewässer noch mehr Schaden anrichten.