Vegesack. Wieso gibt es in Vegesack seit 1991 kein Kino? Seit Jahren wird diese Frage wieder und wieder gestellt. Zuletzt gab es zur Eröffnung des Haven-Höövts und bei der Schließung des Kaufhauses Kramer am Sedanplatz konkrete Pläne für ein Kino. Aus verschiedensten Gründen kam jedoch nie eine machbare Lösung zustande. Aber warum ist das so?
Bremen-Nord hat rund 100000 Einwohner. Dazu kommen die umliegenden Gemeinden. Städte in vergleichbarer Größe haben zum Teil mehr als nur ein Kino, eines aber wenigstens. Zum Beispiel Delmenhorst. Die Stadt konnte sogar einst mit drei Filmtheatern aufwarten. Auch heute gibt es noch ein Multiplex-Kino mit sieben Sälen. Warum also müssen Filmfreunde zwischen Farge und Burg zumindest ins Shoppingzentrum Waterfront oder das Bremer Umland nach Schwanewede fahren, um sich einen Film auf der großen Leinwand anzuschauen?
Als in den vergangenen Wochen die Vegesacker dazu aufgerufen wurden, online ihre Wünsche für die Stadtentwicklung kund zu tun, da stand das fehlende Kino erneut ganz oben auf dem Zettel. Nach Angaben von Heiko Dornstedt, Ortsamtsleiter Vegesack, erfüllt Bremen-Nord aber einfach nicht die Kriterien der Betreiber für die Neueröffnung eines größeren Kinos. "Ein Kino würde Vegesack enorm helfen", sagt Dornstedt dennoch. Er wolle weiterhin für die Verwirklichung eines solchen Projekts kämpfen, auch wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit seiner Ansicht nach gegen null geht.
Wolfgang Helms vom Vegesack Marketing wünscht sich ebenso ein Kino in der Vegesacker City. "Da Kinobesuche vornehmlich in den Abendstunden stattfinden, wären die Auswirkungen für den Stadtteil sehr positiv." Nach Einschätzung von Helms, würde eine solche Ansiedlung zur weiteren Belebung Vegesacks führen. "Die Besucher könnten dann bei einem Spaziergang, vor oder nach dem Kinobesuch, die Fußgängerzone und die Maritime Meile wirklich kennenlernen. Viele kämen dann sicherlich auch wieder, wenn kein Kinobesuch geplant ist."
Auch Heike Sprehe, Beiratssprecherin des Beirats Vegesack, wünscht sich nach wie vor ein Kino für Vegesack. Das Problem sei jedoch, das sich momentan keine Betreiber fänden. Doch während eine Verwirklichung des Projekts so "wahrscheinlich wie ein Lottogewinn" sei, würde man laut Sprehe "alle Hebel in Bewegung setzen", sollte sich doch noch ein Interessent finden.
Als es zuletzt Pläne für ein Kinoprojekt in Vegesack gab, war das ehemalige Kramerhaus am Sedanplatz eines der Objekte, die dafür in Betracht gezogen wurden. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung Bremen wäre das Projekt im heutigen Stadthaus Vegesack allerdings nicht realisierbar gewesen. Denn wie sich herausstellte, war es baulich überhaupt nicht für ein Kino geeignet, da Kinosäle eine bestimmte Mindesthöhe benötigen.
Der Kampf für ein Kino zieht sich lange hin. Anfang der Neunzigerjahre war der Versuch gescheitert, das Kino "Scala" in der Breiten Straße wiederzubeleben. In den Folgejahren gab es immer wieder Debatten, 1997 zeigten sich beispielsweise gleich drei Betreiber interessiert am Standort. Mit der Eröffnung eines Kinos in der Waterfront, damals noch Space Park, waren dann allerdings alle Pläne wieder vom Tisch.
Investor Frank Albrecht von der Albrecht Vermögensverwaltung sagte zwischendurch noch die Eröffnung eines Kinos mit mehreren Sälen auf dem Haven Höövt-Gelände zu. Die Pläne wurden nicht verwirklicht: Das sogenannte Bauteil C des Haven Höövts, in dem auch das Kino hätte Platz finden sollen, ist trotz gemachter Versprechungen noch heute eine Brachfläche hinter einem Bauzaun. Im Jahr 2005 galt dieser Standort für ein Kino als endgültig gescheitert.
Die Nordbremer können Kinofilme sehen – das Kino ELF im Medienzentrum am Sedanplatz veranstaltet regelmäßig Filmnachmittage und -abende. Oder die Bürger steigen ins Auto und fahren entweder zur Waterfront, in der sich das Cinespace befindet, oder es geht in den Filmpalast nach Schwanewede.
Bremen hat, so teilt die Arbeitsgemeinschaft Kino mit, im deutschen Schnitt die meisten Kinoplätze pro Einwohner. Laut dem Kinoleitfaden der Filmförderungsanstalt gab es außerdem in den letzten Jahren einen explosionsartigen Anstieg der Zahl der Multiplex-Kinos in Deutschland. Als hauptsächliche Kriterien bei der Wahl des Standorts für die Neueröffnung eines Kinos wird im selben Leitfaden Bahnhofsnähe oder eine Lage am Stadtrand genannt. Beide Kriterien sprechen ganz objektiv für Vegesack als Standort.