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Blumenthaler SV Mehr Torgefahr mit Fatimata Jimoh

Die Fußballerinnen des Blumenthaler SV kämpften zumeist gegen den Abstieg aus der Verbandsliga. In dieser Saison läuft es aber wesentlich besser. Das liegt auch an den Toren von Fatimata Jimoh.
16.10.2024, 15:19 Uhr
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Von Karsten Hollmann

In den vergangenen Jahren haben die Fußballerinnen des Blumenthaler SV stets gegen den Abstieg aus der Verbandsliga Bremen gekämpft. Nach der Aufstockung der Liga auf 13 Mannschaften läuft es aber wesentlich besser für die Blau-Roten. Das liegt auch an den Toren von Neuzugang Fatimata Jimoh. Die Stürmerin aus Niger erzielte in den ersten sechs Begegnungen immerhin fünf Treffer und trug so dazu bei, dass die Blumenthalerinnen einen ordentlichen als sechsten Platz belegen.

Vor drei Jahren kam „Fati“ Jimoh aus Niger nach Deutschland. „Ich hatte Probleme in der Familie und konnte deshalb nicht mehr zu Hause wohnen“, erklärte die 18-Jährige. Jimoh zog nach Vegesack und schloss in der Schule Freundschaft mit Nakisa Amiri. Die Blumenthaler Kickerin lotste Fatimata Jimoh schließlich zu ihrem Verein. „Ich habe mich nach meiner Operation am Kreuzband nach einem Verein in meiner Nähe umgeschaut“, verrät der Youngster. Bereits in ihrer Heimat hat Jimoh immer Fußball gespielt. „Bis ich zwölf Jahre alt war, habe ich dabei immer nur mit Jungs und gegen Jungs gespielt“, sagt die Angreiferin. Davon profitiere sie noch heute. „Ich kann mich deshalb jetzt besser bei den Frauen durchsetzen“, meint Fatimata Jimoh.

Um mit den Jungs mithalten zu können und von diesen nicht weggegrätscht zu werden, habe sie schnell sein müssen. Beim Gewinnen von Zweikämpfen kommt ihr auch die Kampfsportart Taekwando zu Gute, die sie als Ausgleich betreibt. „Das ist gut für den Körpereinsatz im Fußball“, weiß die junge Sturmspitze. Diese absolvierte bislang zwei offiziell registrierte Kämpfe, die sie zu ihren Gunsten entschied. „Fatis Balltechnik und das körperbetonte Spiel sind kein Zuckerschlecken für den Gegner“, hebt Blumenthals Teammanagerin Bettina Dentler hervor.

Geht es nach dem Willen von „Fati“ Jimoh, dann ist Blumenthaler SV nur eine Durchgangsstation. „Ich habe noch den Traum, Profi zu werden“, lässt die Afrikanerin wissen. Die Verbandsliga wolle sie als Bühne benutzen, um von den Scouts höherklassiger Vereine entdeckt zu werden. „Ich würde gerne in einer höheren Liga spielen“, betont Fatimata Jimoh. Am liebsten wäre ihr ein Engagement beim Erstligisten SV Werder Bremen. „Ich bin Fan von Werder Bremen. Natürlich war ich auch schon im Weserstadion, aber nur bei Spielen der Männer“, so Jimoh. Sie habe auch mal im Rahmen eines Mini-Jobs als Service-Kraft im Weserstadion gearbeitet. „Dabei konnte ich dann zwischendurch immer mal wieder in den VIP-Logen aufs Spielfeld schauen“, berichtet Fatimata Jimoh. Sie gucke sich auch generell lieber Männer-Fußball an: „Ich will mir immer etwas von den Männern abschauen.“

Besonders gerne eifert sie dem früheren Dortmunder und jetzigen französischen Nationalspieler von Paris Saint-Germain, Osmane Dembélé, nach. „Der Flügelstürmer ist auch schnell wie ich selbst“, urteilt Fatimata Jimoh. Auch der argentinische Superstar Lionel Messi gehöre zu ihren „Studienobjekten“. In ihrer nigrischen Heimat habe es nur etwa sieben oder acht Fußball-Vereine in ihrer Region gegeben. „Ich selbst habe für zwei dieser Vereine gespielt“, blickt die Afrikanerin zurück. Die Bereitschaft, immer wieder neue Dinge zu lernen, kommt auch beim Trainer- und Betreuerteam der Blumenthalerinnen gut an. „Fati ist sehr ehrgeizig“, betont Bettina Dentler.

Gerade hat „Fati“ Jimoh eine Ausbildung zur Kraftfahrzeug-Mechatronikerin bei der Bremer Straßenbahn-AG begonnen. „Ich habe früher meinem Vater auch schon mal in der Auto-Werkstatt geholfen“, sagt Jimoh. Nun schraubt sie aber eben nicht an Autos, sondern an Bussen und Straßenbahnen herum. Mit diesen Verkehrsmitteln hängt aber auch eine lehrreiche Geschichte zusammen. „Weil ich eine Bahn verpasst hatte, bin ich 30 Minuten zu spät zum Pokalspiel gegen den Regionalligisten ATS Buntentor gekommen. Deshalb waren alle sauer auf mich“, erinnert sich Fatimata Jimoh ungern zurück.

„Ich fühle mich in Blumenthal sehr wohl. Wir haben ein gutes Team“, betont Jimoh. Da aber nicht davon auszugehen sei, dass die Blau-Roten in absehbarer Zeit in die Regionalliga aufsteigen, sei sie für Angebote höherklassiger Vereine offen. „Ihre schulische Laufbahn hat Jimoh gerade mit der Erweiterten Berufsbildungsreife (eBBR), also einem Mittleren Schulabschluss. beendet.

Zur Sache

Noch nie von Werder Bremen gehört

Fatimata Jimoh ist in Niger mit Französisch als Muttersprache aufgewachsen. Erst im Jahre 1960 war die ehemalige Kolonie von Frankreich unabhängig geworden. Der Wüsten- und Savannenstaat, der südlich von Algerien und Libyen gelegen ist, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und zählt etwa 26 Millionen Einwohner. Namensgebend für das Land war der Fluss Niger. Bevor sie dank der Unterstützung einer Freundin mit dem Flugzeug nach Deutschland reisen durfte, sprach „Fati“ Jimoh noch kein einziges Wort deutsch. „Ich hatte auch zum Beispiel noch nie etwas vom SV Werder Bremen gehört“, sagt Jimoh. Mittlerweile befinden sich ihre Deutsch-Kenntnisse bereits auf B1-Niveau. Nach dessen Definition kann sie Hauptpunkte verstehen, wenn eine klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit und so weiter geht.

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