Vegesack. Der Hammerkran auf dem Vulkan-Gelände hat vielleicht doch noch eine Zukunft – wenn auch nur als Nachbau in verkleinertem Maßstab. Der Verein Maritime Tradition Vegesack (MTV) Nautilus und weitere örtliche Akteure prüfen die Möglichkeit, ein rund 10 Meter hohes Modell des Vulkan-Wahrzeichens am Rande des Stadtgarten aufzustellen. Das Original wird ab nächster Woche demontiert und verschrottet.
Für den Hammerkran des einstigen Bremer Vulkan schlägt das letzte Stündlein. Schon vor Monaten hatten Fachleute den Ausleger vom Turm getrennt, seither liegen beide Teile auf der Lürssen-Pier und warten dort auf ihre Verschrottung. Mit der Demontage ist eine Braker Fachfirma beauftragt. Sie platzierte gestern einen Baucontainer für die Projektleitung auf dem Gelände. Daran lässt sich ablesen: Die Zerlegung des 650 Tonnen schweren stählernen Ungetüms wird eine Sache von Wochen, wenn nicht Monaten.
Die Männer, die gestern den Kran von allen Seiten begutachteten, waren jedoch keine Abbruchexperten. MTV-Vorsitzender Norbert Krause und einige Mitstreiter haben ganz anderes im Sinn. Ihnen schwebt vor, am Rande des Stadtgartens neben dem Schlepper "Regina" ein Modell des bald verschwundenen Vulkan-Relikts zu errichten. Dafür sammeln sie technische Unterlagen des 1960 gebauten Krans und dokumentieren ihn aus allen nur möglichen Perspektiven mit der Kamera.
Ob diese ehrgeizige Idee jemals Realität wird, dazu wagt Norbert Krause zunächst keine Prognose. Die Chancen stehen und fallen mit ihrer Finanzierbarkeit. "Wir haben mal überschlagen, dass man für ein solches Modell ungefähr 40000 Euro bräuchte, und davon sind wir derzeit noch 40000 Euro entfernt", sagt der MTV-Vorsitzende. Mit "Wir" meint er nicht allein seinen Verein, sondern einen Arbeitskreis, der sich seit dem vergangenen Jahr mit der Zukunft des Geländes der ehemaligen BBV-Werft befasst. Dort war auch das gescheiterte Tourismus-Projekt "Schaufenster Bootsbau" angesiedelt. Zum Arbeitskreis gehören neben dem MTV Nautilus unter anderem das Ortsamt Vegesack, das Vegesack Marketing und die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Ihr gehört das Areal.
40000 Euro sind also aufzutreiben. Im Vergleich zu den 1,3 Millionen Euro, die zeitweilig für den Erhalt des Hammerkran-Originals im Gespräch waren, klingt das bescheiden. Doch auch eine fünfstellige Summe müsste nach Krauses Einschätzung bei unterschiedlichen Geldgebern eingeworben werden. Neben dem Beirat komme dabei in erster Linie die WFB in Betracht, sagt Krause – und zündet nebenbei eine politische Bombe.
Die WFB ist nämlich Eignerin der "Wietze", also jenes Heringsloggers, an dem auf der BBV-Werft jahrelang Langzeitarbeitslose in beruflichen Qualifikationskursen herumwerkelten. 2001 war der schrottreife Stahllogger bei der BBV angeliefert worden, um dort als historisches Schaustück restauriert zu werden. Nach der Fertigstellung sollte er entweder als Teil des "Schaufensters" auf dem Gelände bleiben oder an der Vegesacker Wasserkante als Museumsschiff vertäut werden.
Doch das sei keine ernsthafte Perspektive mehr, sagt Norbert Krause, denn: "Die BBV ist bei der Rekonstruktion des Schiffes deutlich vom historischen Vorbild abgewichen." So habe das Oberdeck ein ganz anderes Erscheinungsbild als die einstige "Wietze", auch sei das Schiff nur punktgeschweißt. "Da fehlen 1400 Nieten", so Krause. Wollte man diese und andere Abweichungen jetzt noch korrigieren, müsste man einen Betrag von rund 700000 Euro aufwenden. Doch das sei unrealistisch. Das Sinnvollste wäre es aus Krauses Sicht, wenn die WFB die immer noch unfertige "Wietze" in die Niederlande verkaufte, wo es einen Markt für solche Objekte gebe. Mit einem Teil des Erlöses könne man dann womöglich den Hammerkran-Nachbau kofinanzieren.
Die "Wietze" als schwimmendes Alteisen in die Niederlande? In das Projekt, das jahrelang eine der Existenzgrundlagen der BBV-Werft war, sind zwischen 1,3 und 5 Millionen Euro geflossen – je nachdem, in welchem Maße man die Vergütung für die Langzeitarbeitslosen einrechnet, die an der unvollständigen Restaurierung des Loggers beteiligt waren.
Doch das ist nicht Norbert Krauses Problem. Sein Bestreben ist es, die Option für einen Kran-Nachbau im Stadtgarten zu erhalten. Neben der Dokumentation des Ist-Zustandes hat er dafür auch schon Kontakte zu Leuten geknüpft, die das fachliche Rüstzeug für solch ein Projekt mitbringen. Interessiert seien auch einige frühere Vulkanesen, die im Führerstand des Hammerkrans gearbeitet haben und noch wissen, wie er funktionierte.