Am Anfang stand oft ein ganz alltägliches Problem. Zum Beispiel: Wie mischt man die perfekte Apfelschorle? Oder: Kann man im Sommer eigentlich im Grambker Badesee schwimmen, ohne sich Gedanken über die Wasserqualität machen zu müssen? Antworten auf diese und ähnliche Fragen haben mehr als 110 Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersklassen in ihren Forschungsprojekten im Rahmen des Regionalwettbewerbs von Jugend forscht erarbeitet. Im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus präsentierten sie jetzt ihre Arbeiten der Öffentlichkeit.
„Wir haben im Chemie-Unterricht mit Magneten experimentiert“, erzählt die 16-jährige Meltem, „und uns dann gedacht, dass man damit vielleicht etwas vom Boden abstoßen kann.“ Gepaart mit der Idee, die CO2-Bilanz von Raketentriebwerken zu senken, entstand das Projekt von ihr und dem ein Jahr älteren Yassin von der Oberschule an der Egge. Ihre Idee: Eine Rakete nur durch die Kraft in den Himmel zu schießen, die entsteht, wenn sich gleichnamige Magnetpole abstoßen. Zur Präsentation mussten die beiden dann allerdings ohne Rakete anreisen. Die Stromstärke, die die Magnetspulen benötigen, um ein Modell abheben zu lassen, erschien ihren Lehrern irgendwann zu gefährlich. Trotzdem hatten die beiden viel Freude am Forschen. „Am Anfang waren wir zwar eher skeptisch, wie es laufen würde“, sagt Yassin, „aber es hat echt Spaß gemacht“.
Meltem und Yassin sind älter als 15 Jahre und treten daher in der Altersklasse „Jugend forscht“ an. Aber auch jüngere Schülerinnen und Schüler sind im Bürgerhaus vertreten. Kinder bis 14 Jahre starten in der Kategorie „Schüler experimentieren“. So wie Afaf Hanan und Maleek Jelassi, zwölf und 13 Jahre alt, die nach umweltfreundlichen Alternativen zu Plastiktüten gesucht haben. Sie testeten dafür die Reißfestigkeit von Folien aus Speisestärke. „Wir wollten die Folien möglichst stabil machen, deswegen haben wir Watte, Wollfäden und Papier dazu gemischt“, erzählen die beiden. Am festesten wurde es dann mit Wollfäden – 700 Gramm Gewicht konnte sie tragen ohne zu reißen.
Und auch Pelangi Dosch war dabei. Ihr Projekt entstand aus einem bekannten Ärgernis: „Ich wollte gerne Pflanzen in meinem Zimmer, aber ich bin etwas vergesslich, wenn es um's Gießen geht“, erklärt die Zwölfjährige. Also kaufte ihr Vater Kakteen, die sie auch prompt zu gießen vergaß. Aber: Selbst nach fünf Wochen sah man ihnen das nicht an. Nun weiß sie: „Das schaffen sie durch ihren ziemlich schlauen Körperbau.“ Für ihre Forschung hat sie einige Pflanzen aufgeschnitten und entdeckt, dass sie innen hohl sind – genug Platz also, möglichst viel Wasser für trockene Zeiten zu speichern. Sehr schlau, findet sie.
Und Pelangi hat noch mehr Schlaues entdeckt. Nämlich an den Ständen der anderen Jungforscher. Einer hat ihr besonders gut gefallen: „Die Idee, einen Ersatz für Bonbon-Papier herzustellen, fand ich cool.“ Und nicht nur sie. Auch die Jury war überzeugt. In insgesamt sieben Fachgebieten – von Arbeitswelt über Geo- und Raumwissenschaften, bis hin zu Technik – prämierte sie die Projekte der Schülerinnen und Schüler. Einer der Sieger: der Ersatz für Bonbonpapier. Jana Reichelt, Alisha Guerreiro und Alina Wolf hatten die Idee, aus recyceltem Handtuchpapier Bonbonverpackungen herzustellen. Anders als ihr Pendant aus Plastik, würde es den Schulhof nur vorübergehend verschmutzen, bevor es verrottet, so die Idee.
Gudula Balkenhol, Lehrerin an der Oberschule In den Sandwehen, hat das Projekt mitbetreut. „Selber forschen zu können war für unsere Schülerinnen und Schüler eine super Sache“, sagt sie. Vor allem, dass sie ihr Wissen aus anderen Disziplinen einbringen konnten, freut sie. „Sie hatten im Unterricht schon vorher gelernt, Papier zu schöpfen. Jetzt konnten sie die Erfahrungen in ihr Forschungsprojekt einfließen lassen und Bonbonpapier daraus entwickeln – eine tolle Erfahrung.“
Am Ende der zwei Wettbewerbstage im Bürgerhaus bekam jeder Teilnehmer eine Urkunde. 54 von ihnen wurden ausgezeichnet. „Jeder hat hier eine tolle Leistung erbracht“, sagte Claudius Leykauff, Wettbewerbsleiter für Bremen-Nord. Die Erstplatzierten sind nun für den Landeswettbewerb qualifiziert. Und mit etwas Glück stehen sie auch beim Bundesfinale auf der Bühne. Das findet dann im Mai statt, passenderweise in Bremen.