Mit Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt hat Bremen-Nord eine Fürsprecherin gewonnen. Sie fordert eine umweltfreundliche Schnellfähre, die zwischen Farge und Weserstadion pendelt. „Ich befürworte vehement die Variante C-plus, die Bremen-Nord mitabdeckt. Für mich hat es keinen Sinn, nur Gröpelingen, Woltmershausen und die Innenstadt zu verbinden. Wir wollen möglichst viele Leute von der Straße holen“, sagt die Wirtschaftssenatorin im Gespräch mit unserer Zeitung über ein neues Verkehrskonzept.
Wie berichtet, will Bremen den ÖPNV aufs Wasser bringen. Erstmals diskutiert die Politik das Vorhaben in dieser Woche. Eine Frage wird lauten, wo die Fähre festmacht. Ziel des Integrierten Verkehrskonzeptes sei es immer gewesen, Stadtteile miteinander zu verbinden, die weit abgelegen sind, so Kristina Vogt. „Bremen-Nord außen vor zu lassen, würde dem widersprechen. Wer in Vegesack wohnt und im Tabakquartier arbeitet, soll mit der Fähre ganz bequem zur Arbeit kommen können – eingebunden in den ÖPNV und bestenfalls auch in die Tarifstruktur."
Bekommt Bremen einen Weserbus zum ÖPNV-Tarif hin?
„Klar, wir brauchen erst einmal die finale Studie über die Wirtschaftlichkeit. Aber das Zwischenergebnis sagt, der Weserbus ist machbar. Ich finde das super und sehe das Potenzial insbesondere bei der Variante C-plus, die Bremen-Nord miteinschließt. Eine innerstädtische Verbindung zwischen Gröpelingen, Woltmershausen und Innenstadt ist Nice to have, hat aber nicht das Potenzial so viele Leute von der Straße zu holen“, so Kristina Vogt.
Wer ist schneller Fähre oder Bus?
Auf die Frage gibt es derzeit keine allgemeingültige Antwort. „Das hängt natürlich davon ab, woher jemand kommt, wo er hin will und wie oft er mit Bus und Bahn umsteigen müsste“, sagt Kristina Vogt. Auf der gesamten Länge der Strecke – von Farge bis zur Schlachte – betrage die Fahrtzeit 112 Minuten. Kristina Vogt: „Zwei Stunden ist enorm lang. Aber wir gehen davon aus, dass die komplette Fahrt nicht so häufig genutzt wird. Wir gehen von vielen kleinen Stopps aus.“ Eine Fahrt von Vegesack nach Woltmershausen jedoch mache zum Beispiel Sinn. „Man ist schneller, weil man nicht erst zum Zug, zur Bahn und zum Bus muss.“
Wie oft fährt die neue Fähre?
Das steht noch nicht fest. „Wir gehen von einem attraktiven Angebot mit einer Taktung alle zehn Minuten aus und von einem guten Angebot von 20 Minuten. Wir müssen hier das Endergebnis der Studie zur Wirtschaftlichkeit abwarten“, sagt die Wirtschaftssenatorin. Sie könnte sich vorstellen, dass Strecken, die häufiger gefahren werden, auch mit einer höheren Taktung versehen werden: „So wie bei Bus und Bahn auch.“
Fähre und Frachtverkehr – geht das zusammen?
„Die Studie zeigt genau, dass eine Koexistenz zwischen Fracht- und Fährverkehr sichergestellt werden kann“, sagt Kristina Vogt. Rainer Tegtmeier, Fraktionssprecher der Linken in Burglesum und von Berufswegen Seemann, sieht ebenfalls keine Beeinträchtigungen: "Alle Schiffe auf der Weser haben ständig Kontakt über UKW. Bei einer Begegnung mit einem Seeschiff reduziert man, nach Absprache mit dem Lotsen, entsprechend die Geschwindigkeit. Ähnlich wird es mit den Binnenschiffen sein.“ Maik Baudeck, Ältermann der Bremer Lotsenbrüderschaft Weser I, möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum Thema äußern, dazu sei ihm das Projekt noch zu wenig vertraut.
Übernimmt die Fährgesellschaft Bremen-Stedingen das Steuer?
Nein. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das nicht unser Unternehmensgegenstand ist“, sagt Geschäftsführer Andreas Bettray. Nicht nur Bremen ist Eigner, sondern auch der Landkreis Wesermarsch und der habe kein Interesse daran, die Schnellfähre zu betreiben. Bettray: „Man könnte sich aber über eine Kooperation Gedanken machen.“ Die von gestiegenen Treibstoffpreisen massiv getroffene Fährgesellschaft möchte zudem in den ÖPNV-Tarif integriert werden. Für Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt ist das aber erst der zweite Schritt: „Wenn wir die große Lösung hinkriegen, wäre das aber grundsätzlich super“, sagt Kristina Vogt.
Hält der neue Weserbus auch in Niedersachsen?
Zunächst wird die Fähre keinen Stopp auf niedersächsischer Seite einlegen. “Erstmal muss ich meine Koalitionspartner davon überzeugen, dass der Weserbus kommt“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. „Erst mal muss die Stadt Bremen ihre Hausaufgaben machen und dazu gehört, dass auch Bremen-Nord einbezogen wird. Ich fände es deshalb gut, wenn von den Nordbremer Abgeordneten ein eindeutig positives Votum und ein klares Bekenntnis kommt."
Wer spricht für Bremen-Nord?
Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt ist zwar grundsätzlich dafür, dass ein Weserbus auch den Bremer Norden anbindet. „Es wäre dann aber erforderlich, dass wir tatsächlich schnelle Fähren bekommen.“ Die Fähre mache für Berufspendler keinen Sinn, wenn sie im Endeffekt drei Stunden unterwegs seien.
Wann fährt die erste Fähre?
Die Wirtschaftssenatorin drängt auf Tempo: „Wir sollten noch in dieser Legislaturperiode die ersten Schritte zur Umsetzung gehen. Die neue Verbindung bringt Lebensqualität, verbindet Stadtteile und Quartiere und ist CO2-neutral. Außerdem haben die Fähren in Bremen Tradition. Die Arbeiter sind früher schon Fähre gefahren. Ich hoffe, dass wir einen Grundsatzbeschluss hinbekommen. Wenn wir erst mal die nächste Wahl abwarten, liegt das Thema erst mal für anderthalb Jahre auf Eis."