20 Jahre Partnerschaft verbindet Vegesack mit Warnemünde. Am Wochenende wird einmal mehr eine Delegation des Ostseebades erwartet. Vegesacks Ortsamtsleiter hat die Hotelbetten für die Verwaltungsmitarbeiter, Kommunalpolitiker und eine Trachtengruppe aus Warnemünde schon gebucht und Hering bestellt.
Vegesack. Die im Amtsdeutsch so bezeichnete "stadtteilbezogene Partnerschaft" zwischen Warnemünde und Vegesack wurde gleich nach dem Fall der Mauer im Rahmen der freundschaftlichen Beziehungen der Städte Bremen und Rostock vereinbart. "Damals waren die neuen Bundesländer noch wirklich neu", sagt Dornstedt, der seit 1989 in der Vegesacker Verwaltung tätig ist. "Damals konnten die viel von uns lernen, heute wir von denen."
Die Partnerschaft war nie von oben aufgezwungen. Schon bevor die Städtepartnerschaft besiegelt wurde, waren Sozialdemokraten und Mitglieder des Vereins Maritime Tradition Nautilus mit dem Logger BV2 "Vegesack" zum Kurort gefahren und waren Warnemünder in Vegesack willkommen geheißen worden. Aus den persönlichen Beziehungen sei letztlich die Idee entstanden, das Ganze in offizielle Bahnen zu lenken. Neben der von der Friedensschule initiierten Freundschaft mit Marzabotto blieb dies bisher Vegesacks einzige Partnerschaft mit einem anderen Ort.
Sie waren sich immer ähnlich, die beiden Stadtbereiche. "Es gab das verbindende Gefühl, wir sind eine kleine Besonderheit", sagt Reimund Kasper. Er war zu der Zeit SPD-Beiratssprecher. Warnemünde sei für Rostock immer das gewesen, was Vegesack für Bremen war, meint er. Zu den Gemeinsamkeiten zählt er den aufkommenden Tourismus hier wie dort, die Lage am Strom und das Vorhandensein der Werften. Auch eine gemeinsame Vergangenheit gebe es mit der Fischerei. "Ich habe mich menschlich dort sofort heimisch gefühlt", sagt Kasper.
Zu Beginn der Partnerschaft stand der Austausch der Verwaltungen im Vordergrund. Gleich Anfang 1992, erinnert sich Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, sei eine Verwaltungsmitarbeiterin zu Hospitationszwecken nach Vegesack gekommen. Er spricht über Stadtteilmanagement, über das Beirätegesetz und kommunalpolitische Arbeit. "Unser damals geltendes Beiratsgesetz war die Vorlage für die Einführung von Beiräten dort insgesamt", sagt er.
20 Jahre später steht die Partnerschaft unter veränderten Vorzeichen. Im Bereich Tourismus hat das Ostseebad den Bremer Norden längst überholt. Die Rahmenbedingungen seien besser, sagt Dornstedt. Begünstigt durch die Kreuzfahrtschiffe ergössen sich Ströme von Menschen über das einstige Fischerdorf.
Im Hinblick auf die touristische Entwicklung der beiden Ortsamtsbereiche hatten sich Vegesacker und Warnemünder ebenfalls eine Zusammenarbeit vorgenommen und auch sportliche und kulturelle Kontakte sollten geknüpft werden. So stand es in der Vegesacker Erklärung von 1992, die vom damaligen Vegesacker Beiratssprecher Paul Schmidt und vom Warnemünder Eckhard Spillmann unterzeichnet wurde.
Austausch der Verbände
Parallelen gab es auch in der Stadtentwicklung. Nach dem Mauerfall war von der einstigen Bausubstanz in Warnemünde wenig übrig. Auch in Vegesack begann in den Neunzigerjahren eine Zeit der Stadtsanierung, sagt der damalige Bauamtsleiter Christof Steuer. "Es war die Zeit des Wirtschaftssenators und seines Investitionssonderprogramms. Und mitten ’rein platzte der Niedergang des Vulkans."
Als die Warnemünder zum zehnten Bestehen der Partnerschaft 2003 mit acht Mitgliedern ihres Ortsbeirats an die Weser reisten, konnten sie mit Vertretern des hiesigen Beirats schon das Einkaufszentrum Haven Höövt besichtigen. Sie selbst hatten damals andere Sorgen. Ein kleines Heimatmuseum und eine Realschule waren in Warnemünde geschlossen worden, ohne dass die Kommunalpolitiker groß gefragt wurden. 20 Jahre Städtepartnerschaft – was hat es Vegesack gebracht und was gekostet? "Die Partnerschaft lebt in sich", ist Dornstedt überzeugt. In den vergangenen 20 Jahren habe es Begegnungen der Freiwilligen Feuerwehren gegeben, die Warnemünder Trachtengruppe ist hier aufgetreten und die Ehrenwerte Gesellschaft aus Vegesack besuchte Warnemünde. Wie die Nachtwanderer, die ihr Konzept der Jugendarbeit vorstellten.
Über die Kosten schweigt sich der Ortsamtsleiter aus: "Es gibt keine Aufstellung." Besuche würden überwiegend von den Beteiligten selbst finanziert. Nur den Hering spendiert Dornstedt diesmal. Sagt er. 27 Gedecke sind für die Warnemünder bestellt. Zu Gast werde auch Rostocks Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens (CDU) sein. "Das zeigt doch, welchen Stellenwert unsere Partnerschaft dort hat."
Vegesack begeht das 20-jährige Bestehen der Partnerschaft mit einer öffentliche Beiratssitzung am Sonnabend, 4. Mai, ab 10 Uhr im Sitzungssaal des Ortsamtes. Auf der Tagesordnung stehen persönliche Berichte zur Entwicklung der Stadtteile seit 1993 unter anderem von Reimund Kasper, Christof Steuer, Heike Sprehe und von Warnemünder Seite. Während der Beiratssitzung am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, soll das Treffen vorbereitet werden.