Frank Dahlenberg bejaht, dass die Saisonvorbereitung beim Fußball-Bremen-Ligisten Blumenthaler SV bisher nicht nach seinem Geschmack verlaufen ist. „Ich erzähle 80 Mal das Gleiche“, sagt der neue Trainer und spielt damit auf den bei ihm auf sehr eingeschränktes Verständnis treffenden Stellenwert dieser Phase an: „Es wird der Grundstock für die Saison gelegt. Das ist nicht in allen Köpfen drin. Vor 20 Jahren war das anders.“ Soll heißen: Frank Dahlenberg hat oft nur mit Teilen der Mannschaft trainiert. Das jüngst in Westerstede gemeinsam mit den A-Junioren absolvierte, dreitägige Trainingslager sei dann allerdings eine tolle Veranstaltung gewesen, die nicht längst jeder Verein seinen Teams böte.
Frühes Pokal-Highlight
„Wir haben zwar ein bisschen aufgeholt, sind aber hinterher“, beschrieb der BSV-Coach am Dienstag beim Training auf dem Rasenplatz des Lüssumer SV den Stand der Dinge und sieht dem Saisonstart im Pokal am Sonntag, 4. August, 15 Uhr, und in der Liga am Sonnabend, 10. August, 13.30 Uhr gegen den OSC Bremerhaven mit gemischten Gefühlen entgegen. Er geht davon aus, dass die ersten Pflichtspielwochen noch einen gewissen Vorbereitungscharakter haben werden. Mit Blick auf den Lotto-Pokal nicht die beste Voraussetzung. Denn dort trifft der BSV, so er die Pflicht in Runde eins gegen AGSV Bremen erfüllt, in der zweiten Runde auf den Regionalligisten Bremer SV. Ein Saisonhighlight zu einem womöglich ungünstigen Zeitpunkt (27. bis 29. August) also.
Aber neben den Hürden, die es zu überwinden gilt, hat der BSV auch einen riesigen Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten: die Integration neuer Spieler ist quasi nicht nötig. „Dank der guten Vernetzung mit der U19 sind wir ein eingeschworener Haufen“, sagt Frank Dahlenberg mit einem Blick auf seinen derzeit 22-köpfigen Kader, der extern nur mit Denis Chinaka (Bornreihe) ergänzt worden ist. Und der 23-Jährige kennt sich am Burgwall bestens aus, spielte er dort doch bereits in der Jugend und bei den Herren. Der Kader, der neben dem 35-jährigen Defensivspezialisten Hannes Günther und dem 29-jährigen Torjäger und Mannschaftskapitän Kilian Lammers ausschließlich aus jungen und ganz jungen Spielern mit BSV-Vergangenheit besteht, ist aber nicht nur der besagte, verschworene Haufen, sondern laut Frank Dahlenberg auch mit dem BSV-System vertraut. Und dieses System will der neue Coach keineswegs ersetzen, sondern ergänzen. Unterstützung erhält er dabei von den Co-Trainern Dennis Tanski und Jannik Brüggemann, die Frank Dahlenberg bereits schätzen gelernt hat: „Sie können auch eigenständig das Training leiten.“
Bei allem Talent, das die in der Junioren-Regionalliga erprobten Spieler mitbringen, hat Frank Dahlenberg aber auch einen Mangel ausgemacht: das Fehlermanagement. Nicht Klappe auf, sondern Füße bewegen, müsse nach Fehlern die Reaktion der Mitspieler sein. Die Weiterentwicklung sieht zudem vor, die jungen Spieler an ihre Grenzen kommen zu lassen und den Umgang damit aufzuzeigen. Darüber hinaus will Dahlenberg die Youngster in Verantwortlichkeiten drücken.
Nur ein Keeper im Kader
Ob der Kader so bleibt, wie er sich derzeit zeigt, steht noch in den Sternen. Immer wieder stellen sich Trainingsgäste vor oder nehmen Spieler Kontakt zu Frank Dahlenberg auf. Doch der will keine Kadererweiterung um jeden Preis, sondern nur Spieler dazu holen, die charakterlich und sportlich passen. Allerdings. „Zwei, drei Spieler könnten wir schon noch gut gebrauchen“, sieht er beim Blick auf die Kaderbreite durchaus Handlungsbedarf. Dies auch unter dem Blickpunkt, dass er kein Freund von Winterverstärkungen sei. Auf dem Wunschzettel ganz oben steht dabei ein Torhüter, denn mit Eric Walter ist diese Position derzeit nur einmal besetzt. Und auch einen gestandenen Sechser würde Dahlenberg noch gerne dazu holen. Dahlenberg: „Bis zur Deadline werden wir alles tun, um Spieler zu finden, die zu uns passen."
Passen muss natürlich auch die Motivation, mit der jeder Einzelne das Talent-Projekt unter neuer Leitung beim BSV angeht. „Die große Frage ist doch: Was ist die Motivation, um in der Bremen-Liga zu spielen?“, sagt Frank Dahlenberg und formuliert die Antwort so: „Jetzt müssen sie sich nicht in der Junioren-Regionalliga, sondern bei den Herren in der Bremen-Liga behaupten. Und wenn sie sich zwei, drei Jahre in der Bremen-Liga ordentlich präsentieren, dann hat der Bremer SV als Regionalligist immer einen guten Blick darauf.“ Als Mannschaft sei es ein Ziel, den spannenden Platz hinter den seiner Einschätzung nach führenden Mannschaften FC Oberneuland, OSC Bremerhaven, SV Hemelingen und SG Aumund-Vegesack zu besetzen, die ganz andere finanzielle Möglichkeiten als der Blumenthaler SV hätten.
Wie weit der Blumenthaler SV angesichts einer nicht gerade optimalen Vorbereitung, aber mit einem quasi unveränderten Kader ist, haben die bisherigen Tests gegen Worpswede (2:2 nach 2:0-Führung) und beim Turnier des SV Löhnhorst nur vage angedeutet. Die Generalprobe an diesem Sonntag um 11.30 Uhr beim Bremen-Liga-Aufsteiger TV Eiche Horn dürfte diesbezüglich erste Aufschlüsse geben.