Ähnlich wie bei Automobilen lassen sich auch in der Wassersportbranche emissionsarme Antriebe einsetzen, bei denen auf fossile Brennstoffe verzichtet wird. Auf immer mehr Binnengewässern in Europa setzt man inzwischen Wassertaxis, Personenfähren und Transportboote mit Elektro-Antrieb ein, ebenso wie hybride Antriebe mit Solar- und Brennstoffzellen, berichtet die Bootbörse „Boat 24“ auf ihrer Homepage. Elektromotoren zum Beispiel leiten keine Abgase in die Luft, reduzieren Ölverschmutzungen, sind über und unter Wasser deutlich leiser als Verbrennungsmotoren und können relativ ressourcenschonend und klimafreundlich gebaut werden, heißt es.
„Moderne Antriebstechniken wie Elektro- statt Verbrennungsmotoren oder auch Solarantriebe könnten auch bei den Aktivitäten auf dem Wasser in Richtung Klimaneutralität führen und die Energiewende unterstützen“, sagt Holger Wesemüller, ehemaliger Umweltbeauftragter des Segler-Verbands Niedersachsen (SVN), der wie auch der Landessportbund Niedersachsen (LSB) inzwischen Aktivitäten auf Wassersportseite unterstützt, die auf die Nutzung erneuerbarer Energie setzen. Zwar sei zum Beispiel ein Segel per se ein umweltfreundlicher Antrieb, weil es die Kraft des Windes nutzt, doch auch auf Segelbooten kommen immer noch Verbrennungsmotoren zum Einsatz, zum Beispiel, wenn sie in den Hafen einlaufen, so Wesemüller. „In der niedersächsischen Küstenregion gibt es inzwischen ernsthaften Bemühungen, bis zum Jahre 2030 Klimaneutralität im Weltnaturerbe Wattenmeer auch auf dem Wasser zu erreichen“, sagt Holger Wesemüller.

Zahlreiche Wassersportvereine sind in Bremen-Nord aktiv und setzen ein breites Spektrum an Booten ein: von Tourenseglern über Motoryachten bis hin zu kleinen Jollen und Schlauchbooten. Doch für diese Vereine ist die Zeit für fossilfreie Antriebe noch nicht gekommen: „Wir verwenden bei uns noch zu 100 Prozent Verbrennungsmotoren“, sagt Andreas Goldschmidt, Erster Vorsitzender des Vereins Wassersport Grohn, „und in den anderen Wassersportvereinen in Bremen-Nord sieht es ähnlich aus.“ Die Gründe lägen zum einen in der bisher eher geringen Reichweite bei Elektroantrieben, insbesondere bei reinen Motoryachten, zum anderen im weitgehenden Fehlen von E-Ladestationen entlang der Ufer von Fließgewässern und Küsten. Selbst für die Verbrennungsmotoren würde es an Tankmöglichkeiten mangeln, deshalb nimmt Andreas Goldschmidt bei längeren Touren seine eigenen Benzinkanister mit. Hinzu kommen die hohen Anschaffungskosten für Elektroantriebe. Er habe zwar auf seinem eigenen Boot auch eine Solaranlage installiert, doch der Strom, den sie liefert, reiche nur für den Verbrauch, nicht für den Antrieb. „Auch um die Boote ins Wasser zu ziehen, verwenden wir dieselbetriebene Traktoren“, sagt er.
Nicht anders sieht es beim Wassersportverein Farge aus: Auch dort werden bei den Booten bislang nur Verbrennungsmotoren verwendet. Trotz großer technischer Fortschritte seien die Batterien für Elektroantriebe für kleine Boote noch zu schwer, und an den Anlegerstegen würden Stromanschlüsse fehlen, so Onno Henke, Erster Vorsitzender des Vereins. „Die meisten Motoren laufen bei uns mit Diesel. Allerdings tanken viele Vereinsmitglieder inzwischen auch E-Fuel, also klimaneutrale Kraftstoffe, bei denen weit weniger Abgase entstehen und die schwarze Rauchfahne ausbleibt.“ Für die Wassersportvereine in Bremen-Nord hat also ein Umschwenken auf fossilfreie Energie wie in der Automobilbranche noch nicht begonnen. Dazu bedarf es offenbar stärkerer Anreize: „Ein adäquates Angebot an klimafreundlichen Antrieben muss erst noch geschaffen werden. Deshalb wird es noch einige Zeit dauern, bis sich solche neuen Antriebe auch im Wassersport durchsetzen“, sagt Andreas Goldschmidt, „in den nächsten Jahren wird sich wohl noch nicht viel verändern.“ Nach Holger Wesemüller sind jedoch andere Regionen Deutschlands wesentlich weiter: „In vielen Binnenlandregionen und insbesondere im Süden der Republik sind fossilfreie Antriebe bereits etabliert. Auch in Norddeutschland ist man im Weltnaturerbe Wattenmeer weiter und möchte mit Hilfe der Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine Strategie für die Inseln und die niedersächsische Küste zwischen Ems und Elbe erarbeiten, um die Region optimal mit der E-Infrastruktur auszustatten“, sagt er.